Interferon- alpha führt bei Melanompatienten im Stadium AJCC II in der adjuvanten Therapie zur Verbesserung des Gesamtüberlebens bzw. des rezidivfreien Überlebens. Die Behandlung wird jedoch durch verschiedene unerwünschte somatische und vor allem neuropsychiatrische Nebenwirkungen erschwert. Im Rahmen dieser Untersuchung warf sich von Seiten des Psychiaters die Frage auf, ob eine adjuvante Interferon- alpha 2a- Therapie bei Melanompatienten durch psychiatrische Nebenwirkungen die Lebensqualität der Patienten beeinflusst. Zusätzlich stellte sich die Frage, ob im Vergleich der Ergebnisse ein Unterschied zwischen den Geschlechtern vorlag, da es hierzu in der Literatur bisher keine Angaben gab. In dieser von der ADO (Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie) geleiteten Multicenterstudie zur Erfassung der Lebensqualität bei Melanompatienten unter Interferon- alpha- 2a- Therapie konnte ein Patientenkollektiv von 850 Melanompatienten im Stadium I/II erreicht werden. Vor und in mehreren Abständen (3, 6, 12 Monate) nach Beginn der Interferon-Therapie wurde die Lebensqualität der Patienten durch die Selbstbeantwortungs- Fragebögen „QLQ- C30“ und „Alltagsleben“ erfasst und ausgewertet. Zusätzlich wurde vor Beginn der Therapie bei allen Studienteilnehmern der Karnofsky- Index als Fremdbeurteilungs- Messinstrument der Lebensqualität onkologischer Patienten ermittelt. So konnten sowohl die Lebensqualität als auch Alltagsbeeinträchtigungen vor Beginn und zu den jeweiligen Zeitpunkten während der Behandlung verglichen und mögliche Einflüsse durch Interferon- alpha im Verlauf der Therapie festgehalten werden. In die Auswertung gingen 282 Patienten ein, die im Verlauf des ersten Therapiejahres alle Fragebögen ausgefüllt hatten. Bei der Auswertung wurde besonders Wert auf die Unterschiede der Ergebnisse zwischen den männlichen und weiblichen Studienteilnehmer/Innen gelegt; ein derartiger Vergleich der Lebensqualität von Melanompatient/Innen unter adjuvanter Interferon- alpha- Therapie ist bisher in der Literatur nicht beschrieben worden. Die Ergebnisse des Fragebogens QLQ- C30 der EORTC konnten mit Referenzwerten für die Gesamtpopulation sowie für die weiblichen Studienteilnehmerinnen verglichen werden. Ebenso lagen Referenzwerte (Studenten und Nierenzell- Karzinom- Patienten) für die Ergebnisse des Alltagslebenfragebogens vor. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Ergebnisse des QLQ- C30 Fragebogens in vielen Subskala- Bereichen einen „Trend“ zur Verschlechterung der Lebensqualität bzw. Symptome nach 3 Monaten Interferon- alpha- Therapie aufzeigten. Dieser Trend stellte sich im Laufe der Therapie als weitgehend rückläufig dar. Eine Ausnahme stellten die Bereiche der kognitiven Funktion und Dyspnoe dar: Hier verschlechterten sich die Werte im beobachteten Therapiezeitraum durchgehend. Im Vergleich der Geschlechter zeigte sich bei der Auswertung des QLQ- C30 eine stärkere Verschlechterung der körperlichen Symptome der Frauen. Verglichen mit der Referenzpopulation für die Gesamtstichprobe und für die weiblichen Studienteilnehmerinnen fiel hier auf, dass die untersuchte Population eine überraschend gute (sogar bessere) Lebensqualität angab. Die durch den Alltagsleben- Fragebogen erfasste Lebensqualität der untersuchten Population veränderte sich hingegen insgesamt und im Vergleich zwischen den männlichen und weiblichen Studienteilnehmer/Innen nur wenig. Die Frauen waren aber auch hier in den signifikanten Subskalen (Körper, Psyche, Sozialleben und medizinische Versorgung) stärker beeinträchtigt als die Männer. Es zeichnete sich ebenfalls eine Tendenz zur Symptomverschlechterung nach 3 Monaten Therapie ab, die sich im Therapieverlauf als rückläufig darstellte. Im Vergleich zu den Referenzpopulationen gaben die Melanompatienten (Gesamtstichprobe) auch hier sogar höhere Werte, also eine bessere Lebensqualität als die Probanden der Referenzpopulationen an. Diese Erscheinung wurde ausführlich diskutiert und mit bisherigen Untersuchungsergebnissen in der aktuellen Literatur verglichen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass eine optimale Behandlung von Melanompatienten unter adjuvanter Interferon- alpha- Therapie aufgrund von möglichen Nebenwirkungen und den geschilderten Einflüssen auf die Lebensqualität aus einer engen Zusammenarbeit zwischen Dermatologen, Psychiatern und Neurologen besteht. Die Erstellung eines psychopathologischen Befundes durch einen Psychiater mit entsprechender Einleitung einer psychotherapeutischen oder pharmakologischen Therapie sowie die Kenntnis der stärkeren Symptombelastung von Patientinnen könnten so künftig vor und während der Therapie mit IFN- α die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Nebenwirkungen vermindern.
Interferon alpha (IFN-α) is a cytokine that is used as adjuvant treatment in patients with malignant melanoma (MM) and can improve relapse-free and overall survival. However, during treatment with IFN-α neuropsychiatric side effects may occur and complicate the therapy or lead to discontinuation, respectively. The purpose of the present study was to evaluate the incidence, spectrum and extent the impact on quality of life (QoL) in melanoma patients before and during low-dose IFN-α therapy. We further investigated whether the patient´s mood before IFN therapy could be used to predict the influence of IFN-α on QoL. Patients/Methods: 850 patients with cutaneous MM of ≥1.5mm tumor thickness were randomized in this prospective multi-center trial (DeCOG trial) to receive IFN-α. At baseline and at 3, 6 and 12 months of IFN-α treatment QoL (measured by EORTC QLQ-C30 and AL questionnaires) was evaluated through 282 patients completed every submitted questionnaire. Results: An aggravation of symptoms and negative impact on QoL could be found in most of the subscales after 3 months of treatment with IFN- α. This effect decreased during the treatment (beside in subscales cognitive functioning and dyspnoea). In comparison of the gender, female melanoma patients suffered more from psychiatric side effects than male patients. Compared with reference values of the EORTC for women, however, the quality of life in female melanoma patients was better though. This appearance, especially the positive and negative coping mechanisms of melanoma patients, were discussed in detail. Conclusion: Most of the melanoma patients showed abnormal low QoL scores indicating negative and positive coping mechanisms, but scores increased significantly during treatment. An optimal treatment of melanoma patients during IFN- α therapy needs closely working between dermatologists, psychiatrists as well as neurologists. The evaluation of psychopathologic findings before initiation of IFN-α therapy could prevent psychiatric side effects such as fatigue or cognitive dysfunction. Also the knowing of the female gender seen as a risk factor could prevent some psychiatric side effects by informing and carying especially for female melanoma patients.