Facts: A Lancet article by O’Callaghan et al. from 1987 initiated the discussion about an increased rate of non-right-handedness in “extremely low birth weight” (ELBW, < 1000 g) children by showing a rate of left-handedness as high as 54% in these early born babies. Further studies from the nineties widely supported such an increase in left-handedness in former ELBW infants and found a correlation between the handedness of these preterm children and the occurrence of neonatal morbidities, in particular severe cerebral abnormalities. Moreover, contradictory results concerning a relation between handedness and cognition in ELBW infants have been published. As a result of the major improvements in perinatal medicine during the past two decades, the mortality of ELBW children has decreased substantially, with significantly more children surviving and thus altering the composition of the ELBW cohort. Purpose: The aim of this retrospective study was to re-examine the hypothesis of an increased prevalence of non-right-handedness in extremely preterm children by investigating handedness in a contemporary, local ELBW population. The study also addressed the suspected association between handedness and neonatal complications and examined the controversial relation between handedness and cognitive deficits. Methods: Data of an ELBW cohort was obtained from the medical records of 229 surviving ELBW infants born between 2004 and 2007 at the Charité University Medical Center, Campus Virchow Klinikum. Information about handedness, neonatal morbidities and cognitive abilities (using the results of the Kaufmann Assessment Battery for Children) was gathered by reviewing such files. Infants with grade 4 intraventricular hemorrhage were excluded and the study cohort was divided into 3 subgroups for further investigations. For comparison, reference group data was provided by the Berlin Senate Department of Health and Social Services. All data was statistically analyzed using SPSS. Results: The ELBW cohort of this study showed an increased prevalence of non-right-handedness, which was confirmed in the comparison group. The increase was significantly lower compared to the rate described by O’Callaghan et al. in 1987. Male ELBW children were significantly more likely to be left-handed than female ones. There was no statistically significant association between cognition and handedness or between neonatal morbidities and handedness. Conclusion: The hypothesis of an increased rate of non-right-handedness in ELBW infants can be confirmed by this study. There was no link between handedness and cognitive scores.
Hintergrund: Ein Lancetartikel von O‘Callaghan et al. aus dem Jahre 1987, welcher eine Prävalenz der Linkshändigkeit von 54% bei „extremely low birth weight“ (ELBW, < 1000 g) Frühgeborenen aufzeigte, löste Diskussionen über ein vermehrtes Auftreten von Nichtrechtshändigkeit bei ELBW-Frühgeborenen aus. Weitere Studien aus den neunziger Jahren stützten diese These und konnten zudem einen Zusammenhang zwischen der Händigkeit von ELBW-Frühgeborenen und dem Auftreten von neonatalen Erkrankungen aufzeigen. Bezüglich eines Zusammenhangs zwischen Händigkeit und Kognition hingegen liegen widersprüchliche Daten vor. Aufgrund zahlreicher Fortschritte in der perinatalen Medizin in den letzten zwanzig Jahren konnte die Frühgeborenensterblichkeit spürbar gesenkt werden, so dass heute deutlich mehr Kinder überleben, was sich auf die Charakteristika der ELBW-Kohorte auswirkt. Studienziel: Das Ziel dieser Studie war die Überprüfung der These, der zufolge ELBW-Frühgeborene eine vermehrte Nichtrechtshändigkeit aufweisen, innerhalb einer aktuellen ELBW-Kohorte. Zusätzlich sollte der Zusammenhang zwischen Händigkeit und neonatalen Erkrankungen sowie zwischen Händigkeit und kognitiven Defiziten überprüft werden. Methodik: Die Daten der Studienkohorte wurden durch eine Sichtung und Auswertung der Krankenakten von 229 ELBW- Frühgeborenen, welche in den Jahren 2004 bis 2007 in der Neonatologie der Charité am Standort Campus Virchow Klinikum geboren wurden, erhoben. Es wurden Informationen über die Händigkeit, neonatale Erkrankungen und die IQ- Ergebnisse des Kaufmann Assessment Battery for Children (K-ABC) - Intelligenztests der Kinder erfasst. Kinder mit intraventrikulärer Hämorrhagie Grad IV wurden ausgeschlossen und die Kohorte wurde für weitere Untersuchungen in 3 Subgruppen unterteilt. Zum Vergleich wurden von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales Berlin Daten für eine Referenzgruppe bereitgestellt. Sämtliche Daten wurden mit SPSS statistisch ausgewertet. Ergebnisse: Auch die ELBW-Frühgeborenen der hiesigen Studienkohorte und die Vergleichsgruppe zeigten eine erhöhte Prävalenz der Linkshändigkeit, welche allerdings signifikant geringer war als die von O‘Callaghan et al. nachgewiesene Auftretenswahrscheinlichkeit im Jahre 1987. Männliche ELBW-Frühgeborene zeigten zudem signifikant häufiger Nichtrechtshändigkeit als Mädchen. Es wurde kein Zusammenhang zwischen Händigkeit, Kognition und neonatalen Erkrankungen gefunden. Schlussfolgerung: Die These einer erhöhten Prävalenz von Linkshändigkeit in ELBW Frühgeborenen bestätigte sich, ohne dass sich eine Assoziation mit neonatalen Erkrankungen oder den späteren kognitiven Fähigkeiten zeigte.