In dieser explorativen, qualitativen Arbeit wurde den Leitfragen nachgegangen, warum die Inanspruchnahme der Beratungsform Coaching zunimmt und welche subjektiven Gründe Personen haben, Coaching in Anspruch zu nehmen oder dies nicht zu tun. Ein besonderer Augenmerk galt dabei der Einbettung der Inanspruchnahme von Coaching in den gesellschaftlichen Kontext: Es wurden Zusammenhänge mit Leistungsdruck, Arbeitskraftunternehmertum und Phänomenen der Entgrenzung (im Sinne von Voß) näher untersucht. Von besonderer Wichtigkeit war die Frage, ob Coaches als Ersatz-GesprächspartnerInnen dienen, also die Funktion von FreundInnen oder anderen Personen des sozialen Umfeldes übernehmen, mit denen Beziehungen möglicherweise aufgrund von Flexibilisierungszwängen und Zeitknappheit nicht ausreichend gepflegt werden können. Die Datenerhebung erfolgte anhand von qualitativen, problemzentrierten (nach Witzel) Interviews mit Coaches, Coachees (Klienten) und Personen, die (noch) kein Coaching in Anspruch genommen hatten. Die verschiedenen Personengruppen wurden befragt, um unterschiedliche Perspektiven auf die interessierenden Fragen zu gewinnen. Die Interviews wurden in ausführlichen Einzelfallauswertungen dargestellt. Daran anschließend wurden personenübergreifende Schlußfolgerungen gezogen. Diese bezogen sich auf gesellschaftliche Strukturen, die von den InterviewpartnerInnen als Ausgangspunkt ihres Handelns angesprochen wurden und die als Prämissen auch für weitere Personen relevant sein können. Besonders die Rolle der Coaches als Ersatz-GesprächspartnerInnen wurde hier beleuchtet. Für die Coachees konnte es subjektiv sinnvoll sein, Coaches als GesprächspartnerInnen aufzusuchen, weil sie sie für methodisch besonders kompetent hielten, weil keine FreundInnen oder PartnerInnen vorhanden waren, mit denen das benötigte Gespräch gesucht werden konnte, weil sie sich aufgrund sozialer Normen als leistungsfähig und belastbar im Freundeskreis präsentieren wollten und daher dort nicht über eigene Schwierigkeiten sprachen, oder weil im Gespräch mit KollegInnen und FreundInnen Gesprächsverläufe eher destruktiv waren, da hier nicht ausreichend Wissen über die Schaffung alternativer Handlungsmöglichkeiten vorlag. In einer weiterführenden Einordnung wurde u. a. festgestellt, daß die Beratungsform Coaching insofern einer Privatisierung und Personalisierung von Problemen Vorschub leistet, als nicht die Ursachen der Probleme bekämpft und Gegenstand öffentlicher Diskussionen werden, beispielsweise im politischen Gespräch oder gewerkschaftlichen Diskurs, sondern die Probleme auf Ebene der Person angesiedelt und im Rahmen des Coachings bearbeitet werden. Die Arbeit schließt ab mit einem Ausblick, in dem wünschenswerte Veränderungen für die Ausbildung von Coaches thematisiert werden, und in dem Anregungen für künftige Forschungsarbeiten gegeben werden.
In this explorative, qualitative doctoral thesis, the focuses of interest were the questions why the utilisation of coaching in a business context grows and what kind of subjective reasons people have to employ a coach or not to employ a coach. Special attention was drawn to the connections between the utilisation of coaching and societal structures. Especially important was the question if coaches are some kind of substitute for missing conversational partners (friends), that cannot be found because of a lack of free time or because of the need to move one’s residence due to flexibilisation of employment. Qualitative, problem-centred (Witzel) interviews were conducted with coaches, coachees (clients) and persons who had not been coached at the time of the interview. The aim of talking to people from different groups was to gain multiple perspectives upon the topics explored here. First, the interviews were interpreted separately for each individual case. Afterwards, conclusions were drawn which exceeded the individual perspective, and which concerned societal structures that were starting points for the interviewee’s actions and that can be relevant also for other persons, who share premises with the interviewees. Here, especially the coaches’ function as substitutes for missing conversational partners was analysed. It became clear that for coachees it could be functional from a subjective point of view to utilise coaching, if they considered the coach to be especially competent concerning his methods, if there were no friends or partners present, that could be talked to, if people hesitated to talk to friends or partners about problems, because they wanted to present themselves as being strong and capable, or if conversations with friends or colleagues did not help find action alternatives due to destructive conversational structures. In a continuative reflection of the obtained results it is pointed out that coaching promotes a privatisation and personalisation of problems, as the roots of the problems are not tackled here and don’t get into the focus of public controversy, e. g. into political discussions or trade-union discourses, but the problems are located within the person and dealt with in the context of coaching. The thesis completes with a scientific outlook, in which desirable changes for the training of coaches are presented, and in which suggestions for future research are made.