Die optische Kohärenz-Tomographie (OCT) ist ein neues nichtinvasives Diagnoseverfahren, das mit optischen Mitteln eine zweidimensionale Darstellung von biologischem Gewebe mit hoher räumlicher Auflösung erlaubt. Zur Validierung der Meßmethode (OCT-Goniometrie) wurde prospektiv der Kammerwinkel bei 109 (138) Patienten mit der spaltlampen-adaptierten optischen Kohärenztomographie untersucht. Die Darstellung des Kammerwinkels und Objektivierung der Kammerwinkelweite im Rahmen der Glaukomdiagnostik bildeten die Schwerpunkte. Zusätzlich zu den Parametern der OCT-Goniometrie wurden weitere klinische Befunde erhoben und mit den Parametern der OCT-Goniometrie verglichen. Die mittels OCT-Goniometrie erhobenen Daten betrugen durchschnittlich für den KW 28±16° und für die AOD 381±234 µm. Diese korrelierten signifikant mit den klinisch erhobenen Befunden der Gonioskopie, der peripheren Vorderkammertiefe nach Van Herick, der mittels Ultraschallbiometrie ermittelte zentrale Vorderkammertiefe und Bulbuslängen- Linsenquotient. Die Sensitvität und Spezifität der OCT-Goniometrie zur Ermittlung verschlussgefährdeter Augen betrug 85-86% bzw. 90-95%. Es konnte eine hohe Reproduzierbarkeit mit einem Variationskoeffizienten zwischen 3,5 und 11,7 % bei einem ICC von 0,95-0,99 festgestellt werden. Dies entspricht einem höheren Toleranzbereich und zeigt, dass Änderungen in der OCT- Goniometrie von mehr als 3° bzw. 45 µm nicht methodenabhängig sind, sondern tatsächliche Änderungen widerspiegeln. Um die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu erhöhen und die Streuung zu minimieren, sollten bei klinischen Untersuchungen eine Mittelung aus Mehrfachmessungen erfolgen. Der Nachweis und die klinische Beurteilung von Kammerwinkelveränderungen vor und nach chirurgischen Eingriffen konnte nichtinvasiv, objektiv und quantitativ erfolgen. Anhand von klinischen Fallbeispielen konnte somit die klinische Relevanz und Praktibilität dieses Verfahrens präsentiert werden. Mit der OCT am vorderen Augenabschnitt steht eine kontaktfreie und objektive Methode zur Darstellung, Messung und Dokumentation des Kammerwinkels zur Verfügung, die bei Glaukompatienten eine optimale Verlaufskontrolle insbesondere nach therapeutischen Maßnahmen ermöglicht. Somit ist die OCT-Goniometrie eine wertvolle Ergänzung zur Gonioskopie, besonders an Augen mit einem engen Kammerwinkel. Sie kann allerdings nicht eine biomikroskopische Beurteilung der anatomischen Kammerwinkelstrukturen mittels Kontaktglasgonioskopie vollständig ersetzen.
OBJECTIVE: To assess the value of noncontact goniometry with optical coherence tomography (OCT) compared with current clinical parameters in the evaluation of the anterior chamber angle (ACA). DESIGN: Prospective observational study of 138 eyes of 109 patients. METHODS: The ACA parameters and angle-opening distance (AOD) were measured with slitlamp-adapted OCT goniometry. The iris and scleral thickness and the iris convexity were assessed with OCT. Both ACA and AOD were compared with the clinical parameters of gonioscopy grade, limbal anterior chamber depth (ACD), ultrasonographic central ACD, and lens-axial length (LAL) ratio. RESULTS: Noncontact goniometry with OCT revealed mean +/- SD values of 28 degrees +/- 16 degrees for the ACA and 381 +/- 234 µm for the AOD. The mean +/- SD iris thickness was 369 +/- 84 µm, and the scleral thickness at the scleral spur was 943 +/- 148 µm. There was a significant correlation (P<.001) with the clinical parameters of gonioscopic grading, limbal ACD, ultrasonographic central ACD, and LAL ratio. The sensitivity and specificity of OCT goniometry to detect an occludable angle were 86% and 95% for ACA and 85% and 90% for AOD, respectively. CONCLUSIONS: Noncontact goniometry with OCT was helpful in evaluating the anterior chamber structures and as a screening modality. Goniometry with OCT could improve the noninvasive clinical assessment and treatment of patients with glaucoma.