Händehygiene gilt als das bedeutendste Mittel zur Vorbeugung exogener nosokomialer Infektionen, welche eine Hauptkomplikation auf Intensivstationen darstellen. Die Compliance mit der Händehygiene ist jedoch in der Regel niedrig. In der vorliegenden Untersuchung wurde die Compliance mit empfohlenen Händehygienemaßnahmen mittels einer direkten Beobachtungsstudie, im Rahmen einer prospektiven, kontrollierten Interventionsstudie untersucht. Ziel war eine Verbesserung der Compliance mit der Händehygiene des Personals auf sechs verschiedenen intensivmedizinischen Abteilungen einer deutschen Universitätsklinik durch eine verhaltensmodulierende Interventionsmaßnahme, dem schnellen Feedback über die Transmissionen von Indikatorerregern zu erreichen. Auf drei Interventionsstationen und drei Kontrollstationen wurde das Personal über zwei Beobachtungsperioden (vor und nach Intervention) bei sämtlichen anfallenden infektionsrelevanten Tätigkeiten während der Routineversorgung von Patienten in Bezug auf die dabei durchgeführten Händehygienemaßnahmen beobachtet (n= 2.142). Die Interventionsmaßnahme bestand aus einem schnellen und regelmäßigen Feedback über die Transmission von Indikatorerregern nach deren Typisierung mittels PCR. Folgende Fragestellungen wurden untersucht: 1\. Wie hoch ist die Compliance mit empfohlenen händehygienischen Maßnahmen auf den ausgewählten intensivmedizinischen Abteilungen? 2\. Führt eine feedback-basierte Intervention zu einer Erhöhung der Compliance? 3\. Werden durch die Intervention Verhaltensänderungen bezüglich der Händehygienearten (die bei den durchgeführten infektionsrelevanten Handlungen angewandten Händehygienemaßnahmen) und der Referenzhandlungen (alle infektionsrelevanten Handlungen, die für die vorliegende Arbeit als zu evaluierende notwendige Indikationen für Händehygienemaßnahmen festgelegt wurden) erzielt? 4\. Welchen Einfluss hat die Intervention auf die Compliance der Parameter Geschlecht und Berufsgruppe? Die ermittelten Daten wurden statistisch aufbereitet und ausgewertet. Die Ergebnisse lassen sich zusammenfassend wie folgt darstellen: 1\. Die Gesamtcompliance in Beobachtungsperiode 1 lag bei moderaten 57,0% (Interventionsstationen 59,8%, Kontrollstationen von 54,3%). Sie zeigte eine signifikante Steigerung von 8,7 Prozentpunkten, bzw. 15,3% auf 61,6% in Beobachtungsperiode 2 (p < 0,001). 2\. Die feedback-basierte Intervention führte zu einer mäßigen signifikanten Steigerung der Compliance. Hieraus ließ sich jedoch kein Vorteil des schnellen Feedbacks nachweisen, weil sich diese Verbesserung sowohl auf den Interventions- als auch auf den Kontrollstationen annähernd gleich stark zeigte (Interventionsstationen um 8,8 Prozentpunkte (14,7%) (p = 0,003), Kontrollstationen um 8,5 (15,7%) (p = 0,005)). 3\. Bezüglich der Händehygienearten konnte durch die Intervention kein statistisch signifikanter Effekt beobachtet werden. Bei allen Händehygienearten, die als compliant zu bewerten sind zeigte sich in der zweiten Beobachtungsperiode ein Anstieg, jedoch blieb die Zahl der als Non-Compliance zu bewertenden auch nach Intervention konstant hoch. Bei der Analyse der verschiedenen Referenzhandlungen wurden nur in Teilaspekten signifikante Ergebnisse beobachtet. Es zeigte sich nach Durchführung infektionsrelevanter Handlungen eine weitaus höhere Compliance als vor deren Durchführung. Ein signifikanter positiver Effekt der Intervention auf die Compliance nach, aber nicht vor Durchführung infektionsrelevanter Handlungen konnte nachwiesen werden (p < 0,001). Dies stellt jedoch allenfalls einen Teilerfolg dar, weil gerade die Händehygiene vor infektionsrelevanten Handlungen das Infektionsrisiko für den Patienten deutlich senken kann. 4\. Die Analyse der Geschlechterverteilung ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen dem weiblichen und männlichen Personal. Bezüglich der Berufsgruppen konnte ein statistisch signifikanter positiver Effekt der Intervention ausschließlich für das Pflegepersonal nachgewiesen werden. Eine multivariate logistische Regressionsanalyse wurde getrennt für Interventions- und Kontrollstationen durchgeführt um signifikante Einflussfaktoren auf die Compliance zu identifizieren. Eine signifikante odds Ratio wurde für die zweite Beobachtungsperiode, sowie die Durchführung von Händehygienemaßnahmen nach infektionsrelevanten Handlungen (sowohl auf den Interventions- als auch auf den Kontrollstationen) identifiziert. Weitere Studien unter Zuhilfenahme optimierter verhaltensmodulierender Methodiken erscheinen erforderlich, um die Einhaltung händehygienischer Maßnahmen zu verbessern und damit das Risiko nosokomialer Infektionen weiter zu senken.
Transmission of microorganism via hands of health care workers (HCWs) is the main cause of nosocomial infections in hospitals. Adequate hand hygiene can prevent the spread of infection; however, compliance with recommended hand hygiene measures remains poor. This investigation tested the compliance of recommended hand hygiene measures in a directly observational survey as part of a prospective and controlled intervention survey. The aim was to control a possible increase of compliance of the personnel on six different medical intensive units (ICUs) in a university hospital. Three of the six ICUs represented the intervention group and three ICUs constituted the control group. The intervention measure was quick and frequent performance feedback concerning transmission of health care associated pathogens. The pathogens were typed by PCR. HCWs were monitored during two periods of routine patient care, before and after intervention, with regard to compliance with hand hygiene measures in all relevant care activities according to the published guidelines (n= 2.142). HCWs were informed of being observed. The following issues were examined: 1\. How high is the rate of compliance with recommended hand hygiene measures in the selected ICUs? 2\. Does a performance feedback based intervention lead to increased compliance? 3\. Does such an intervention lead to a change in behavior of HCWs with regard to hand hygiene procedures and relevant care activities? 4\. Do the variables of gender or professional group (nursing staff, physicians, other HCWs) affect compliance? The data collected was statistically analyzed and evaluated. 1\. The overall rate of compliance was 57.0% in the first period and 61.6% in the second period (p < 0.001). 2\. Feedback based intervention led to a moderate increase in compliance in both the intervention and control groups. There was therefore no advantage to performance feedback as improvement was equal in both groups (intervention group 8.8 percentage points (14.7%) (p = 0.003), control group 8.5 percentage points (15.7%) (p = 0.005)). 3\. Intervention did not cause a statistically significant effect regarding the different hand hygiene procedures. There was an increase in all hand hygiene procedures evaluated to be compliant in the second observation period. However, the number of failure to perform hand hygiene activities remained consistently high even after intervention. As regards the relevant care activities, significant results were only shown in some aspects. It was found that HCWs are more likely to carry out hand hygiene measures after patient care than before. A demonstrable positive effect (p <0.001) of intervention was shown on compliance after relevant care activities, but not before. Nevertheless, intervention can at best be considered a partial success as only hand hygiene activities that are performed before relevant care activities can significantly reduce the risk of infection to the patient. 4\. The analysis of gender distribution showed no statistically significant differences. With respect to the professional groups, a statistically significant positive effect of intervention was only demonstrated for nursing staff. A multivariate logistic regression analysis was performed in order to identify significant factors influencing compliance. A significant odds ratio was identified for the comparison between the first and the second periods and for the implementation of hand hygiene measures after relevant care activities (for both the intervention and the control groups). Further studies with optimized interventions are necessary to improve compliance with hand hygiene measures and therefore reduce the risk of nosocomial infections.