dc.contributor.author
Doetz, Susanne
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:25:54Z
dc.date.available
2010-10-28T09:08:43.912Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13364
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-17562
dc.description.abstract
Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zur Erforschung der
Alltagsgeschichte des Nationalsozialismus. Anhand von Krankenakten aus den
Jahren 1942 bis 1944, Gerichts-, Verwaltungs- und Personalakten sowie
Beiträgen in medizinischen Fachzeitschriften und Dissertationen aus den 1930er
Jahren untersuche ich die Lebenswirklichkeiten der an der I. Berliner
Universitätsfrauenklinik zwangssterilisierten Frauen. Ein weiterer Schwerpunkt
der Arbeit liegt in der Darstellung des Arbeitsalltags der an diesen Maßnahmen
beteiligten Institutionen. Neben der Frauenklinik zählten hierzu die
Gesundheitsämter und das Berliner Erbgesundheitsgericht. Die Stoeckel’sche
Universitätsfrauenklinik gehörte zu den führenden Frauenkliniken im Deutschen
Reich. Ihr Leiter, der seine Beziehungen zur nationalsozialistischen
Führungsriege geschickt für die Interessen seines medizinischen Fachgebietes
einzusetzen wusste, war als überzeugter Gegner von
Schwangerschaftunterbrechungen und Empfängnisverhütung bekannt, sofern diese
Maßnahmen nicht aus medizinischer Indikation erfolgten. Abtreibungen aus
eugenischer Indikation und zumindest in einem Fall auch aus rassischer
Indikation wurden an der Frauenklinik jedoch durchgeführt. Während sich
Stoeckel in den 1920er Jahren in puncto eugenischer Sterilisationen noch
zurückhaltend äußerte und diese Zurückhaltung medizinisch begründete,
befürwortete er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme
uneingeschränkt das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, das
Zwangsmaßnahmen einschloss. Die Berliner Universitätsfrauenklinik gehörte zu
den zur Unfruchtbarmachung ermächtigten Anstalten, führte diese aber bereits
vor ihrer offiziellen Zulassung durch. Zwischen 1934 und 1944 wurden an der
Klinik mindestens 129 eugenisch indizierte Sterilisationen durchgeführt,
zumeist gegen den Willen der betroffenen Frauen. Auch wenn man berücksichtigt,
dass die vorliegenden Zahlen unvollständig sind, sind sie dennoch im Vergleich
zu anderen Krankenhäusern als niedrig einzustufen. Die Ursachen hierfür
dürften jedoch eher in lokalen und finanziellen Gegebenheiten zu suchen sein
als in einer grundsätzlichen Ablehnung des Gesetzes durch Walter Stoeckel. Ein
Ziel dieser Arbeit war es, die Lebenswirklichkeiten der zwangssterilisierten
Frauen zu erkunden. Dabei musste berücksichtigt werden, dass die untersuchten
Kranken- und Gerichtsakten in erster Linie den Blick der TäterInnen
wiedergaben. Dieser Blick, dessen Maßstab die in hauswirtschaftlichen Dingen
tüchtige deutsche Hausfrau war, reproduzierte in zahlreichen Untersuchungen
und Tests die angebliche Minderwertigkeit der Probandinnen. Somit spielten an
Geschlechtskategorien gebundene Zuweisungen eine entscheidende Rolle zur
Begründung oder Ablehnung einer Unfruchtbarmachung. Gleichzeitig fanden sich
jedoch auch Hinweise auf den Eigen-Sinn der betroffenen Frauen bzw. ihrer
Angehörigen. Die Zuweisung „minderwertig“ wurde keinesfalls widerspruchslos
hingenommen. Sowohl damalige Krankheits- und Körperkonzepte als auch die
Bedeutung der Vererbung und das Primat der Volksgemeinschaft wurden von den
Betroffenen in Frage gestellt.
de
dc.description.abstract
The thesis is a contribution to the exploration of “Alltagsgeschichte”
(History of Everyday Life) of National Socialism. Drawing upon medical records
between the years 1942 and 1944, court files, dossiers and administration
records as well as gynecological articles and dissertations of the 1930s, I
examine the life situation of women who were sterilized at the first women’s
clinic of Berlin’s University. Moreover, I explore the workday life of the
institutions involved in these measures, like the local health offices and the
“Erbgesundheitsgericht” (Hereditary Health Court). Stoeckel’s clinic was among
the leading women’s clinics of the German Reich. He cleverly used his
relations to national socialist leadership to lobby for professional
interests. Stoeckel was known as a confirmed anti-abortionist and objector of
contraception unless these methods were used for medical reasons. Abortions by
eugenic indication and at least in one case by racial indication were however
committed at the women’s clinic. While in the 1920s Stoeckel’s statement about
eugenic sterilizations was cautious, he absolutely agreed to the „Gesetz zur
Verhütung erbkranken Nachwuchses“ after the National Socialists took power.
The women’s clinic of Berlin‘s University belonged to the group of authorized
hospitals which executed these coercive operations. However, the doctors of
the women’s clinic had conducted these interventions already before getting
their official license. Between 1934 and 1944, at least 129 women were
sterilized for eugenic reasons, mostly against their will. Although these
numbers are fragmentary, they are – compared to other hospitals – quite low.
The reasons for this difference are more likely to be found in local and
financial circumstances rather than in a fundamental rejection of these
interventions by Walter Steockel. One intention of this work was to look into
the life situation of the sterilized women. Therefore it must be considered
that the explored patient and court records reflect first and foremost the
view of the actors. This view, with its benchmark of the successful German
housewife, reproduces in many explorations and tests the pretended inferiority
of the subjects. Thus gender categories had an important impact on whether one
was sterilized or not. At the same time, there exist examples of self-will
regarding the affected women and their relatives. The allocation of
“inferiority” was not accepted without contradiction. The women concerned
questioned body-concepts and ideas of illness of the time, as well as the
importance of hereditary and the primacy of “Volksgemeinschaft“.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
coercive sterilizations
dc.subject
Walter Stoeckel
dc.subject
women's clinic
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Alltag und Praxis der Zwangssterilisation
dc.contributor.contact
susanne.doetz@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. V. Hess
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Chr. Bonah, Prof. Dr. med. J. W. Dudenhausen
dc.date.accepted
2010-11-19
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000019043-5
dc.title.subtitle
Die Berliner Universitätsfrauenklinik unter Walter Stoeckel 1942-1944
dc.title.translated
Every day life and practice of coercive sterilizations
en
dc.title.translatedsubtitle
The women's clinic of the Berlin's University under Walter Stoeckel 1942-1944
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000019043
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FUDISS_derivate_000000008238
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open access