Die Dissertation als Teil der Parlamentarismusforschung untersucht mit den Bundestagsausschüssen einen wichtigen Teilaspekt des Bundestages, einem der zentralen Akteure im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. In dieser Arbeit werden zwei sehr wichtige Bundestagsausschüsse vergleichend im Hinblick auf ihre Leistung analysiert, die beiden verglichenen Ausschüsse sind der Haushalts- und der Europaausschuss. Am Beginn werden politikwissenschaftliche Parlamentarismustheorien daraufhin untersucht, welche Funktionen und Bewertungsmaßstäbe Parlamentsausschüsse und insbesondere Bundestagsausschüsse in ihnen einnehmen. Dazu zeigt sich, dass es überzeugendes Modell zur Bewertung der Leistung von Parlamentsausschüssen bislang nicht vorliegt. Auf den vorhandenen Modellen aufbauend wird daher für den Bundestag in dieser Arbeit die Unterscheidung in die Ausprägungen der “Aktiv parlamentarischen Arbeit in Bundestagsausschüssen (Aktiver Ausschuss)“ sowie der “Reaktiv parlamentarischen Arbeit in Bundestagsausschüssen (Reaktiver Ausschuss)“ eingeführt und diese zusammenbetrachtet als ein “Neues Ausschussmodell“ für den Bundestag vorgeschlagen. Dieses neue Modell wird für den Vergleich der beiden Bundestagsausschüsse angewandt und dabei auch auf seine Tauglichkeit geprüft. Neben den theoretischen Überlegungen erfolgt als notwendige Grundlage auch eine Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung von Parlamentsausschüssen in Deutschland, innerhalb des Deutschen Bundestages und der Entscheidungsstrukturen in allen Bundestagsausschüssen. Für die vergleichende Leistungsanalyse werden neben der wissenschaftlichen Literatur unter anderem auch Pressequellen, eigene Beobachtungen des Autors sowie eine empirische Datenerhebung mittels einer komplexen schriftlichen Befragung der ordentlichen Ausschussmitglieder des Haushalts- und des Europaausschusses, einem Interview sowie von Hintergrundgesprächen genutzt. Aufbauend auf diesen Quellen werden die beiden untersuchten Ausschüssen zunächst in zehn wesentlichen und vergleichbaren Kategorien dargestellt, analysiert und gegenübergestellt, bevor eine Bewertung der Vergleichsergebnisse in Anbetracht des “Neuen Ausschussmodells“ erfolgt und zum Abschluss auch mögliche Reformansätze diskutiert werden. Als Hauptergebnis der Arbeit zeigt sich, dass es deutliche Leistungsunterschiede zwischen den beiden verglichenen Bundestagsausschüssen gibt, die eine Vielzahl von Ursachen und Auswirkungen haben. Es hat sich auch gezeigt, dass das “Neue Ausschussmodell“ geeignet ist, diese Leistungsunterschiede zu erklären und Bundestagsausschüsse zu kategorisieren. Die in der Vergangenheit insgesamt dynamische Entwicklung von Bundestagsausschüssen spricht dafür, dass die in dieser Arbeit trotz der Leistungen der untersuchen Bundestagsausschüsse aufgezeigten Schwächen in Zukunft beseitigt werden können und damit auch die Relevanz des Bundestages im 21. Jahrhundert in diesem Teilaspekt sichergestellt werden kann.
This dissertation examines one major aspect of the German Bundestag, the committee system, as part of the research about parliamentarism. The Bundestag is one of the central actors of the political system of the Federal Republic of Germany and committees represent a major component of the work component of the Bundestag. The two analysed committees are the Budget Committee and the Committee on the Affairs of the European Union. Theories of parliamentarism in political science are examined for the function and categories of parliamentary committees and especially Bundestag committees in them. This review shows that no convincing model for benchmark determination currently exists. Based on the existing models, a new model called “Neues Ausschussmodell” is proposed. It consists of two diverging sub models, one covering the active the other the reactive parliamentary committee work. The new proposed model is subsequently applied and tested. Besides the theoretical modelling, a summary of the historic development of parliamentary committees, especially in Germany, as well as their decision making structures is presented. The comparative analysis of the two committees uses not only scientific publications, but also press publication, field observations by the author as well as an empirical data investigation through a complex written survey of the ordinary members of the two committees, one interview and a number of background discussions. Based on those resources, the two committees are first analysed in ten comparative categories, before then the results are summarised within the new theoretical model and finally a number of possible reform steps, based on the given empirical evidence as well as the theoretical analysis and aimed to improve the effectiveness and efficiency of the two committees, are extensively discussed. The main results of this analysis are significant differences in the performance of the two committees, due to various reasons and causing various consequences. The proposed new theoretical model is adequate for this comparison and applicable to explain the performance differences, but can also be applied in a more general fashion to explain performance differences and to generally categorise parliamentary committees. The dynamic historic development of committees of the Bundestag supports the idea of future reforms eliminating the demonstrated weaknesses and securing the relevance of the German Bundestag in this aspect for the 21st century.