Im Folgenden geht es um das Auseinanderfallen der Soziologie in einen Mikrobereich und einen Makrobereich und die daran anschließende Debatte bzw. um die Rekonstruktion dieser Debatte. Mikrosoziologische Forschungen beziehen sich auf empirisch beobachtbare Interaktionen und makrosoziologische Forschungen auf die Gesellschaft. Die Debatte bezieht sich auf Fragen, wie: ob man die Gesellschaft überhaupt zum Gegenstand soziologischer Aussagen machen kann oder ob solche Aussagen nicht auf vielen Befunden mikrosoziologischer Forschungen basieren müssen. Diese Debatte verzichtet aber letztlich auf die gesellschaftstheoretische Reflexion ihres eigenen Kontextes, dass heißt, es wird auf eine historische Analyse der Aussagen verzichtet. Anders setzt die jüngere systemtheoretische Soziologie an. Ausgehend von einer allgemeinen Theorie sozialer Systeme, die interaktionstheoretische, organisationstheoretische und gesellschaftstheoretische Überlegungen umfasst, wird das Verhältnis zwischen Mikro- und Makrobereich als historisch variabel begriffen und daher sind historische Spezifikationen möglich und kann die Modernität sozialer Verhältnisse aufgeklärt werden. Möglich wird dies, indem man zwei Fälle sozialer Differenzierung unterscheidet: Gesellschaftliche Differenzierung, deren Form sich im Laufe der soziokulturellen Evolution ändert und die Differenzierung einer Mehrheit von Ebenen sozialer Ordnungsbildung, einschließlich der Ebene der Gesellschaft und ihrer Teilsysteme. Gesellschaftliche Differenzierung ist ein Sonderfall sozialer Differenzierung, von dem die anderen abhängig sind. Am systemtheoretischen Denken der Soziologie ist kritisiert worden, dass es sich nicht auf das Spannungsverhältnis zwischen diesen beiden Differenzierungsformen einlässt, sondern dieses mit dem Konzept der funktionalen Differenzierung verdrängt. Dies kann aber nicht die jüngere soziologische Systemtheorie treffen, denn diese kann das Spannungsverhältnis mit der These einer zunehmenden Differenzierung zwischen Interaktion und Gesellschaft behandeln und die unfruchtbare Mikro-Makro-Debatte anhand der Differenz von Mikrodiversität und Selbstorganisation rekonstruieren. Ausgangspunkt der Rekonstruktion ist die so genannte Schütz/Parsons-Debatte bzw. die Frage "Wie kann man menschliches Handeln erklären?" die in dieser Debatte sichtbar wird. Die Differenz zwischen Mikrodiversität und Selbstorganisation (Ngo May/Raybaut) ist Produkt der evolutionstheoretischen Ökonomie, die der Frage nachgeht welche Rolle mikroskopische Diversitäten im Zusammenhang mit der Emergenz und Evolution makroskopischer Regularien spielt. Hierbei wird nicht an den normalen Annahmen über die Rationalität isolierter Individuen, die sich etwa wie Robinson Crusoe vorgestellt werden, stehen geblieben, sondern es wird von einer prozedurahlen Rationalität von interagierenden Individuen im Rahmen einer Population ausgegangen. Letztlich wird die Differenz zwischen Mikrodiversität und Selbstorganisation mittels deterministischer und stochastischer Komponenten in einem Modell kombiniert, dass dem empirischen Bild der realen Wachstumsrate der US Ökonomie zwischen 1946 - 1987 äußerst ähnlich ist. Letztlich wird in dieser Arbeit der Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit nachgegangen und in einen Zusammenhang mit der empirischen Sozialforschung gebracht, wobei sich zeigt, dass diese Frage nicht kompatibel ist mit der "normalen" empirischen Datenerhebung der common sense Soziologie. Weitergehende Überlegungen weisen in Richtung auf die theatralischen Inszenierungstechniken des Alltags, woran sich die Frage anschließt, wie sich aus einer Verflechtung von empirischer Datenerhebung und von Theorien die nach dem "Wie" fragen wechselseitige Anstöße zur beiderseitigen Weiterentwicklung produziert werden können. Es wird also davon ausgegangen, dass sich Theorien auf die alltägliche Praxis auswirken. Es geht also darum Distanz von der common sense Vorstellung zu gewinnen, dass Subjekte durch methodische Anleitung einen besseren oder überhaupt einen Zugang zu Objekten bekommen könnten.
The following is an description of the break up of sociology in a micro sector and a macro sector as well as the debate following afterwards resp. the reconstruction of this debate. Micro-sociology research refers to empirically noticeable interactions whereas macro-sociology research refers to society itself. The debate refers to questions such as: Can society be made into an objective of sociological statements or should these statements not be based on various findings of micro-sociology research. After all, however, this debate cuts out the social-theoretical reflection of its own context, i.e. the historical analysis of these statements is being neglected. The more recent system-theoretical sociology has a different approach. Coming from a general theory of social systems, which includes interaction-theoretical, organization-theoretical und society-theoretical considerations, the relation between micro- and macro sector is regarded as historically variable. This way a historical specification is possible and the actuality of social circumstances can be explained. To do so, one has to distinguish two casesls of social differentiation: first: the differentiation of society, which changes its form during the course of the socio-cultural evolution, and second: the differentiation of a diversity of levels of social order, including the level of society itself as well as its subsystems. Differentiation of society is a special form of social differentiation, on which the others depend. The system-theoretical thinking of sociology was criticised for not getting involved in the tension between these two forms of differentiation, but rather superseding it with the concept of functional differentiation. The more recent sociological system-theory is, however, not affected by this since it can deal with this tension through the theory of an increasing differentia-tion between interaction and society and can reconstruct the non-fertile micro-macro-debate through the difference between micro-diversity and self organization. Starting point of this reconstruction is the so-called "Schütz/Parsons-Debate" respectively the question of "How can one Explain Human Acting" which becomes apparent in this debate. The difference between micro diversity und self organization (Ngo May/Raybaut) is a product of the evolution-theoretical economy, which follows the role of microscopic diversities in the context of emergence and evolution of macroscopic regulations. This does not stop at the normal assumptions about the rationality of isolated individuals, the likes of Robinson Crusoe; the assumption is rather a procedural rationality of interacting individuals within the frame of a population. Finally the difference between micro- diversity and self-organization will be combined through deterministic and stochastic components in a model which is extremely similar to the empirical picture of the real US economic growth rate between 1946 and 1987. In the end this exercise follows the question of the conditions of possibility while connecting it with empirical social research which shows that this question is not compatible with "normal" empirical data collection of the common sense sociology. Further considerations point to the theatrical production techniques of everyday life, which leads to the question of how to produce reciprocal impulses for mutual development out of an entanglement of empirical data collection on the one hand and theories which analyze the "How" on the other hand. The assumption remains that theories have an effect on daily routines. The point is to distance oneself from the common sense idea that subjects can gain better access or access at all to objects by methodical instruction.