Vielfach wird eine steigende Milchleistung als Ursache für zunehmende Tiergesundheitsprobleme angesehen. Besonders die Hochleistungszucht wird kritisch betrachtet. Die Vererbbarkeit vieler Krankheiten ist gering, was fehlerhaftem Management und unausgewogener Fütterung einen höheren Stellenwert beimisst. Die ökologische Bewirtschaftung bedingt unter Anderem Einschränkungen hinsichtlich des Managements, der einsetzbaren Futtermittel und des Medikamenteneinsatzes. Die Vorschriften des nordamerikanischen Programms National Organic Programme (NOP) zeichnen sich besonders durch den vollständigen Verzicht des Antibiotikaeinsatzes aus. Die Restriktionen der Rationsgestaltung erschweren die leistungsgerechte Fütterung, was eine mögliche Rolle bei der Entstehung von Erkrankungen spielt. Zielstellung der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung des Einflusses des genetischen Milchleistungspotentials auf die Tiergesundheit und klinische Laborparameter am Modell einer ökologisch wirtschaftenden Milchviehherde. Es wurden von Oktober 2007 bis Oktober 2008 in einem nach EU-Bio-, Biopark- und NOP-Normen arbeitenden Betrieb bei Kühen im peripartalen Zeitraum wöchentlich Stoffwechseluntersuchungen und Rückenfettdickenmessungen durchgeführt. Zusätzlich wurden Milchleistungs-, Fruchtbarkeits-, Krankheits- und Fütterungsdaten erhoben. Die untersuchten Tiere wurden anhand ihrer Pedigreezuchtwerte und aktueller Zuchtwerte in Kühe mit hohen, mittleren und niedrigen Zuchtwerten eingeteilt. Die erfassten Parameter wurden zwischen den Zuchtwertgruppen verglichen. Die Milchleistung der Herde liegt im Untersuchungszeitraum bei durchschnittlich 7576 kg, mit einem Fett- und Eiweißgehalt von 3,94 bzw. 3,15%. Die Fruchtbarkeitskennzahlen sind auf dem Niveau konventioneller Betriebe. Die Hauptkrankheitsschwerpunkte bestehen in dieser Herde im Bereich der Klauen- und Eutergesundheit. Stoffwechselkrankheiten spielen eine untergeordnete Rolle. Die Rationsanalysen, die Harnstoffkonzentrationen in Blut und Milch und der niedrige Milcheiweißgehalt deuten auf eine Rohproteinunterversorgung der Tiere hin. Die Laborparameter lassen keine erhöhte Krankheitsanfälligkeit der ökologisch geführten Herde vermuten. Tiere mit hohen Zuchtwerten für Milchleistung zeigen eine um durchschnittlich 1991 kg höhere 305d-Leistung als Tiere mit niedrigen Zuchtwerten. Gleichzeitig verlängert sich bei diesen Tieren die Zwischentragezeit ohne Erhöhung des Besamungsaufwandes. Es lassen sich keine negativen Effekte eines hohen Zuchtwerts auf die Gesundheit oder die Adaptationsfähigkeit des Stoffwechsels feststellen. Tiere mit hohen Zuchtwerten für Milchleistung zeigen im Vergleich zu solchen mit niedrigen Zuchtwerten eine ökonomisch relevant höhere Milchleistung. Gleichzeitig verschiebt sich der Konzeptionszeitpunkt, ohne dass dies eine Verschlechterung der Fruchtbarkeitsleistung darstellt. Ein hohes genetisches Milchleistungspotential bedeutet demnach nicht zwangsläufig eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit.
Rising milk yield is mostly considered as a reason for increasing problems in animal health. Especially breeding for high yield is subject to criticism. However, the heritability of most diseases is low making management and feeding more important. Organic farming regulations considerably limit management aspects including ratio of concentrates in the feeding ration, as well as allowable feedstuffs and medication. These restrictions limit feeding according to dairy cow requirement and might increase the risk for development of diseases. The regulations of the National Organic Programme (NOP) in North America are mainly characterised by the total ban of antibiotics. The aim of this study was to investigate the influence of genetics on health and clinical laboratory parameters in an organic dairy herd. Between October 2007 and October 2008 blood and urine samples were collected and backfat thickness was measured weekly from peripartal cows in an organically managed dairy herd (EU Directive, Biopark, NOP). Additionally information regarding milk yield, reproduction, diseases and feeding was recorded. According to their pedigree and current predicted transmitting ability the animals were divided in groups of cows with low, medium and high genetic merit and the measured parameters were compared between those groups. The mean herd milk yield was 7576 kg with a protein and fat content of 3.94% and 3.15% respectively. The reproductive performance was comparable to conventionally managed herds. Udder and claw diseases were the main health problems. Metabolic diseases were less important. The analyses of the feeding ration indicated a lack of crude protein supply which was reflected in the low urea concentration in blood and milk and in the low milk protein content. Due to the results of clinical laboratory parameters no higher susceptibility to diseases in organic herds could be assumed. Cows with high genetic merit for milk yield produced on average about 1991 kg more milk over 305 days than cows with a low genetic merit. Coincidentally, the calving interval was prolonged, however the number of inseminations was not increased. However, there was no negative effect of a high genetic merit on health or adaptability of metabolism. It was demonstrated in an organic herd that under adequate farming conditions there is no indication for an elevated susceptibility for diseases or instability of metabolism in cows with a high genetic merit for milk yield. Cows with a high genetic potential for milk yield show an economically relevant increase in milk yield. Coincidentally the time to conception was delayed but without impaired overall reproductive performance. A high potential for milk yield is not inevitably associated with a high susceptibility for diseases.