dc.contributor.author
Rau, Wiebke Juliane
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:17:27Z
dc.date.available
2013-03-15T08:50:27.956Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13191
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-17389
dc.description.abstract
Einleitung und Herleitung der Aufgabenstellung Hydroxyethylstärke
(HES)-basierte Volumenersatzmittel sind die derzeit in Europa am häufigsten
eingesetzten künstlichen Kolloide. Zu den unerwünschten Arzneimittel-wirkungen
von HES-Lösungen gehört die HES-induzierte Koagulopathie mit Störung der
Fibrinpolymerisation und der Thrombozytenfunktion sowie das Auftreten eines
HES-induzierten, erworbenen von-Willebrand-Syndroms Typ 1. Änderungen der HES-
Präparationen in Bezug auf Molekülmasse, Substitutionsgrad und Konzentration
konnten die Gerinnungsbeeinträchtigung nachweislich reduzieren. Moderne HES-
Präparationen sind mittelmolekular, niedrigsubstituiert und meist
isoonkotisch. Ältere hyperonkotische HES-Lösungen wurden mit einer
verbesserten Hämodynamik und verbessertem Sauerstofftransport, jedoch auch mit
einer stärkeren Gerinnungsstörung assoziiert. Die Einführung Elektrolyt-
balancierter Trägerlösungen als Ersatz der klassischen 0,9 %
Natriumchloridlösung resultierte in signifikant geringeren metabolischen
Störungen; ein möglicher Vorteil auf die koagulopathischen Effekte wird
bislang kontrovers diskutiert. Ziel der vorliegenden Studie war die
systematische Untersuchung der Auswirkungen auf das Gerinnungssystem in vitro
durch die Konzentration und die Trägerlösung moderner, mittelmolekularer
niedrigsubstituierter HES-Präparationen sowie die Überprüfung der in vitro-
Reproduzierbarkeit der Blutgruppenabhängigkeit des HES-induzierten erworbenen
von-Willebrand-Syndroms Typ 1 durch diese modernen Präparationen. Methodik
Iso- und hyperonkotische, nicht-balancierte und Elektrolyt-balancierte HES-
Lösungen mit identischer Molekülmasse (MW 130.000 Da) und vergleichbarem
Substitutionsgrad (DS 0,4 bzw. 0,42) wurden in einem in vitro-
Hämodilutionsmodell mit Citratblut von zehn freiwilligen, gesunden Probanden
der Blutgruppen 0 und A hinsichtlich des Effekts auf die konventionellen
Laborparameter, das von-Willebrand-System und die mittels aktvierter
Thrombelastometrie gemessenen dynamischen Funktionsparameter der Gerinnung in
den Dilutionsgraden 20 %, 40 % und 60 % untersucht. Die untersuchten
konventionellen Laborparameter beinhalteten ein kleines Blutbild, ionisiertes
Calcium, Quick-Wert, aPTT, Faktor VIII sowie die Quantifizierung des von-
Willebrand-Faktors (vWF) und dessen funktionelle Beurteilung. Im EXTEM-Test
der Thrombelastometrie wurden die Parameter CT, CFT und MCF, im FIBTEM-Test
die MCF untersucht. Die statistische Auswertung erfolgte mit non-
parametrischen Tests. Ergebnisse Bezogen auf die Fragestellung nach dem
Einfluss der HES-Konzentration zeigten sich in dieser Studie in den
konventionellen Laborparametern zum Teil, aber nicht in allen Dilutionsstufen,
signifikant höhere Quick- und FVIII-Werte bzw. niedrigere aPTT-Werte nach
Dilution mit der hyperonkotischen HES-Präparation. Die Parameter des von-
Willebrand-Systems zeigten keinen Vorteil der Dilutionen mit der
10-prozentigen HES. In den dynamischen Gerinnungsparametern der
Thrombelastometrie dagegen wurde eine stärkere Ausprägung der HES-induzierten
Gerinnungsbeeinträchtigung durch die höher konzentrierten Präparationen
nachgewiesen. Auf die Frage nach dem Einfluss der Trägerlösung konnten in den
konventionellen Laborparametern signifikant höhere Spiegel ionisierten
Calciums und weniger stark beeinträchtigte Werte für Quick-Wert, aPTT sowie
signifikant höhere Faktor VIII-Spiegel nach Hämodilution mit HES-Lösungen in
calciumhaltiger Elektrolyt-balancierter Trägerlösung gemessen werden. Aus den
Parametern des von-Willebrand-Systems ließ sich kein Vorteil der Elektrolyt-
balancierten Trägerlösung ableiten. Der in der Literatur beschriebene Vorteil
einer Elektrolyt-balancierten Trägerlösung auf die Thrombelastometrieparameter
ließ sich nicht reproduzieren. Hinsichtlich des von-Willebrand-Systems konnten
in dieser Studie die in der Literatur beschriebenen niedrigeren Werte des vWF,
des assoziierten Faktor VIII und der funktionellen Aktivität des vWF für
Träger der Blutgruppe 0 im Vergleich zu Trägern der Blutgruppe A reproduziert
werden. Eine stärkere quantitative Beeinflussung des vWF durch moderne HES-
Präparationen für Träger der Blutgruppe 0 ließ sich in der vorliegenden in
vitro-Hämodilutionsstudie unter Berücksichtigung der physiologisch niedrigeren
Ausgangswerte nicht nachweisen, eine stärkere funktionelle Beeinträchtigung
jedoch auch nicht ausschließen. Diskussion und Schlussfolgerung Die Diskrepanz
in den beobachteten Effekten einer höher konzentrierten HES-Lösung mit
geringerer Beeinträchtigung konventioneller Laborparameter, aber stärkerer
Beeinträchtigung der Thrombelastometrie ist im Einklang mit der vorhandenen
Literatur und kann ein HES-bedingtes in vitro Messartefakt bei
turbidimetrischer Bestimmung sein. Im Fall von turbidimetrischen, d.h.
optischen, Bestimmung von Gerinnungs-parametern sollten in Anwesenheit von
Kolloiden wie HES mit falsch-hohen Werten gerechnet bzw. mechanische
Bestimmungsmethoden bevorzugt werden. Bei Fehlen valider in vivo-Daten sollte
die Indikation für den hochvolumigen klinischen Einsatz einer hyperonkotischen
HES-Präparation aufgrund der mittels Thrombelastometrie nachgewiesenen
stärkeren Beeinträchtigung der Gerinnung streng gestellt werden. Die bislang
kontrovers geführte Diskussion über mögliche Vorteile einer Elektrolyt-
balancierten Trägerlösung in der HES-induzierten Dilutionskoagulopathie konnte
mit dieser Studie um eine in vitro signifikante Beeinflussung des ionisierten
Calciums und Calcium-abhängiger Laborparameter wie aPTT, Quick-Wert und FVIII
und der Parameter des von-Willebrand-Systems erweitert werden. Die mittels
Thrombelastometrie bestimmte HES-induzierte Koagulopathie unterscheidet sich
unabhängig von der Trägerlösung nicht; ein Vorteil für Elektrolyt-balancierte
Trägerlösungen lässt sich aus dieser in vitro-Studie nicht ableiten. Zur
Überprüfung der Hypothese eines in vitro-Artefakts und zur Klärung der
Auswirkung calciumhaltiger Trägerlösungen auf die Konzentration ionisierten
Calciums unter in vivo-Bedingungen mit intakter Calciumhomöostase könnten in
vivo-Untersuchungen mit Messung der Ca2+-Konzentration und FVIII-Spiegel
beitragen.
de
dc.description.abstract
Introduction Hydroxyethyl starch (HES)-based volume replacement solutions are
currently the most frequently used artificial colloids. Adverse drug reactions
of HES are HES-induced coagulopathy that includes disturbed fibrin
polymerization and impaired platelet function, as well as an acquired HES-
induced von-Willebrand-like syndrome type 1. Changes of HES formulas relating
to molecular weight, degree of substitution and concentration could decrease
the impairment of coagulation. Modern HES preparations are of middle molecular
weight, low substituted, and mainly isooncotic. Older hyperoncotic HES were
associated with improved haemodynamics and oxygen transport, but also with
higher impairment of coagulation. Introduction of electrolyte-balanced carrier
solutions substituting the classic carrier solution of 0.9% sodium chloride
attenuated the metabolic disturbances; a benefit concerning the coagulopathy
is controversially discussed in the literature. The aim of the study presented
was a systematic analysis of the in vitro effect on coagulation that is
exerted by concentration and carrier solution of modern, middle molecular
weight, low substituted HES in an in vitro model of stepwise increasing
haemodilution. Besides, the in vitro reproducibility of blood group dependence
of HES-induced, acquired von-Willebrand-like syndrome type 1 was investigated.
Materials and Methods Both iso- and hyperoncotic, non-balanced and
electrolyte-balanced HES solutions of identical molecular weight (MW 130,000
Da) and comparable degree of substitution (DS 0.4 or 0.42, respectively) were
investigated in an in vitro model of haemodilution. Citrated blood was
obtained from 10 healthy volunteers of blood groups 0 or A, and the effect of
20%, 40% and 60% haemodilution was measured by conventional coagulation
parameters, by von-Willebrand-parameters and by dynamic coagulation parameters
of activated thromboelastometry. As conventional coagulation parameters a full
blood count, measurement of ionized calcium, prothrombin time ratio in percent
(“Quick-value”), activated partial prothrombin time (aPTT), factor VIII
(FVIII) as well as quantitative and qualitative assessment of von-Willebrand-
Factor (vWF) was performed. In thromboelastometry, parameters CT, CFT and MCF
of the EXTEM assay, and MCF of the FIBTEM assay were measured. Statistical
analysis was performed using non-parametric tests. Results Concerning the
effect of the concentration of HES, in this study at some dilutional degrees
higher Quick-value and FVIII, and lower aPTT, respectively, were measured
after dilution with hyperoncotic HES. No benefit could be demonstrated
concerning the von-Willebrand-Factor parameters by hyperoncotic HES formulas.
In thromboelastometry a higher impairment of coagulation by hyperoncotic HES
was seen. Concerning the effect of the carrier solution, in conventional
coagulation parameters significantly higher levels of ionized calcium, less
impaired Quick- and aPTT-values as well as higher FVIII levels were found
after dilution with electrolyte-balanced HES. Neither could a benefit of
electrolyte-balanced HES on the von-Willebrand-Factor parameters be
demonstrated, nor could the benefit on thromboelastometry, that had been
described in previous studies, be reproduced. With regard to the levels of
vWF, the associated FVIII, and the functional activity of vWF, blood group 0
had lower values compared to blood group A, at baseline and during stepwise
haemodilution. This is in line with the existing literature. Considering the
physiologically lower baseline levels, a higher extent of impairment for blood
group 0 by modern HES could not be demonstrated by quantitative assessments,
although a higher extent of functional impairment could not be excluded.
Discussion and conclusion There is a discrepancy between the observed effects
of higher concentrated HES that impaired conventional coagulation parameters
to a lesser, but thromboelastometry parameters to a higher degree than
isooncotic HES. This discrepancy is in line with previous studies, and can be
due to an in vitro measurement artifact by turbidimetric measurements. In case
of turbidimetric measurements of coagulation parameters, i.e. optical
measurements, colloids like HES can cause falsely-elevated readings, so
mechanical measurements may be a favorable alternative. Given the lack of
valid in vivo data and considering the higher impairment of coagulation
demonstrated by thromboelastometry, high-volume resuscitation using a
hyperoncotic HES should be restrictively applied. The discussion on potential
benefits of electrolyte-balanced carrier solutions in HES-induced dilutional
coagulopathy, that had been controversial before, was amended by a significant
impact on ionized calcium and calcium-dependent coagulation parameters, e.g.
Quick-value, aPTT, FVIII and von-Willebrand-factor parameters, in vitro. As
measured by thromboelastometry, HES-induced coagulopathy did not differ
between balanced and non-balanced carrier solution. In conclusion, this in
vitro study cannot confirm a benefit of electrolyte-balanced carrier solutions
on the coagulation system. To test the hypothesis of an in vitro artifact and
for clarity concerning the impact of calcium-containing carrier solutions on
levels of ionized calcium in vivo – with functioning calcium homeostasis –
clinical studies investigating levels of ionized calcium and FVIII are needed.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
hydroxyethyl starch
dc.subject
thromboelastometry
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Einfluss unterschiedlicher moderner Hydroxyethylstärkelösungen auf das
plasmatische Gerinnungssystem, das von-Willebrand-System und die mittels
Thrombelastometrie gemessenen dynamischen Funktionsparameter der Gerinnung in
einem in vitro-Hämodilutionsmodell
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. C. von Heymann
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. M. Spannagl
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. T. Volk
dc.date.accepted
2013-03-22
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000093783-9
dc.title.translated
The impact of different modern hydroxyethyl starches on plasmatic coagulation,
the von-Willebrand-Factor parameters, and dynamic coagulation parameters as
measured by thromboelastometry in an in vitro model of haemodilution
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000093783
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open access