Hintergrund: Kardiovaskuläre Ereignisse gehören zu den häufigsten Todesursachen im Langzeitverlauf nach Lebertransplantation. Bei lebertransplantierten Patienten ist eine erhöhte Prävalenz kardiovaskulärer Risikofaktoren bekannt. Ob dies mit einer erhöhten Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse im Vergleich zur Normalbevölkerung einhergeht ist bisher unklar. Kardiovaskuläre Risiko Scores wurden bereits von verschiedenen Autoren bei lebertransplantierten Patienten angewendet, deren Gültigkeit in dieser hochspezifischen Population aber noch nicht überprüft. Methoden: Von 438 Patienten wurden 6 Monate nach einer Lebertransplantation in einer geplanten Nachsorgeuntersuchung Daten zu kardiovaskulären Risikofaktoren erhoben und diese mit kardiovaskulären Ereignissen korreliert, welche während des Langzeitverlaufs von 10 Jahren auftraten. Durch eine Receiver Operating Characteristic (ROC) Analyse wurden untersucht, ob drei verschiedene etablierte kardiovaskuläre Risiko Scores ( Framingham Risk Score, PROCAM und SCORE) zwischen Hoch- und Niedrigrisikopatienten diskriminieren können. Nach DeLong erfolgte ein statistischer Vergleich der Area Under Curve (AUC). Anschliessend wurden die Scores mit Hilfe des Hosmer-Lemeshow Test kalibriert. Ergebnisse: Bei 303 der 438 Patienten konnten 6 Monate nach Lebertransplantation kardiovaskuläre Risikofaktoren erhoben und regelmässige Nachsorgeuntersuchungen erfolgen. Davon waren 175 Männer und 128 Frauen. Unter den 303 Patienten kam es zu insgesamt 40 (13,2%) tödlichen und nicht-tödlichen kardiovaskulären Ereignissen während des Beobachtungszeitraums von 10 Jahren. In einer Univariaten Analyse der Risikofaktoren zeigte sich, dass Alter (p<0,001), männliches Geschlecht (p<0,001), Body Mass Index (p=0,018), Cholesterin (p=0,044), Kreatinin (p=0,006), Diabetes mellitus (p=0,017), Blutzucker (p=0,006) und systolischer Blutdruck (p=0,043), nicht aber Triglyceride, Hypertonie, die Wahl oder Dosierung des Calcineurininhibitors und die Steroiddosierung signifikant mit dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse verknüpft war. In der multivariaten Analyse zeigten sich Alter, Geschlecht und Cholesterin als unabhängige Prädiktoren. Eine ROC Analyse der verwendeten Risiko Scores für kardiovaskuläre Ereignisse ergab für den Framingham Risk Score (FRS) eine AUC von 0,726, für den Prospectiv Cardiovaskular Münster Study Score (PROCAM) eine AUC von 0,778 und für den Systematic Coronary Risk Evaluation Score (SCORE) eine AUC von 0,804. Für Koronarereignisse ergaben sich eine AUC von 0,722 für FRS, von 0,861 für PROCAM und von 0,857 für SCORE. In der Kalibrierung für tödliche und nicht- tödliche Ereignisse von SCORE zeigte sich eine deutliche Unterschätzung des Risikos ein Ereignis zu erleiden. In der PROCAM Kalibrierung zeigte sich, dass der Score lediglich im Bereich der 2. und 4. Quintile die tatsächliche Anzahl der Ereignisse unterschätzt. Schlussfolgerung: Sowohl SCORE als auch PROCAM diskriminieren gut zwischen Hoch- und Niedrigrisikopatienten für kardiovaskuläre Ereignisse in der untersuchten Population von lebertransplantierten Patienten. Bei den identifizierten Hochrisikopatienten für kardiovaskuläre Ereignisse sollten somit 6 Monate nach Transplantation präventive Massnahmen eingeleitet werden.
Background: Cardiovascular events are among the most common causes of death in long-term follow up after liver transplantation. An increased prevalence of cardiovascular risk factors has been acknowledged and increased incidence of cardiovascular events has been suspected. Cardiovascular risk scores have been used in liver transplant populations but their validity in this specific population has not been demonstrated. Methods: Outpatient charts of 438 liver transplant recipients were reviewed and cardiovascular risk factors at 6 months were correlated with cardiovascular events observed in a follow up period of 10 years. Receiver operation characteristic (ROC) analysis was performed to check discrimination between high-risk and low risk patients for cardiovascular events through three different cardiovascular risk scores (Framingham, PROCAM and SCORE). DeLong test was performed to compare area under curve (AUC) and Hosmer-Lemeshow Test was used for calibration of Scores. Results: 303 of 438 patients were available for risk factor analysis 6 months after liver transplantation (175 male, 128 female). 40 (13,2%) fatal and non- fatal cardiovascular events occurred during the follow up period of 10 years. Univariate analysis of risk factors showed age, male, BMI, cholesterol, systolic blood pressure, creatinine, diabetes mellitus, blood sugar levels but not triglycerides, hypertension, type and dose of immunosuppressant agent significantly correlated with cardiovascular events. Multivariate analysis showed age, cholesterol and gender to be independent risk factors. ROC analysis for cardiovascular events demonstrated AUC of 0,726 for Framingham, 0,778 for PROCAM and 0,804 for SCORE. Calibration for fatal and non-fatal events demonstrated a good model fit for PROCAM and an underestimation of events through SCORE. Conclusion: SCORE and PROCAM discriminate well between high and low risk patients for cardiovascular events in our population of liver transplant recipients. Preventive actions should be undertaken in identified high-risk patients as early as 6 months after transplantation.