Hintergrund: Der Tabakkonsum bei traumatisierten Patienten ist höher als in der Allgemeinbevölkerung. Rettungsstellen sind daher geeignete Orte, um mittels Screeningmaßnahmen eine hohe Anzahl von Rauchern zu erreichen. Im Rahmen der Raucheranamnese kann die Motivation zur Änderungsbereitschaft und der Grad der Nikotinabhängigkeit erhoben werden. Raucher in Rettungsstellen sind überwiegend jung und befinden sich in einem frühen Stadium ihrer Raucherkarriere mit einem geringen Grad der Nikotinabhängigkeit. Zielstellung: Da zum Zeitpunkt der Studiendurchführung wenig Evidenz für die Wirksamkeit von Tabakentwöhnungsmaßnahmen in Rettungsstellen vorhanden war, wurde die Tobacco Control in an urban Emergency Department Studie (ToCuED-Studie) durchgeführt. Ziel der ToCuED-Studie war es die Wirksamkeit einer Tabakentwöhnungsmaßnahme in einem Rettungsstellensetting zu prüfen. Weiterhin sollten Prädiktoren für eine erfolgreiche 7-Tage-Tabakabstinenz 12 Monate nach einer Raucherentwöhnung evaluiert werden. Zusätzlich sollte zum Zeitpunkt der Basiserhebung die Assoziation der Motivation zur Änderungsbereitschaft zum Rauchstopp und dem Grad der Nikotinabhängigkeit analysiert werden. Methode: Im Zeitraum von 15 Monaten wurden 1044 Raucher in der Rettungsstelle der Charité Berlin Mitte, mit Hilfe einer computerisierten Befragung zu ihrem Rauchverhalten befragt. Insgesamt waren 1012 Datensätze auswertbar. Die Motivation zur Änderungsbereitschaft für einen Rauchstopp wurde über einen Algorithmus zu den Stadien der Veränderungsbereitschaft erfasst. Probanden die zu keinem Rauchstopp bereit waren, wurden dem Stadium der Absichtslosigkeit (Precontemplation) zugeordnet. Bei einer Rauchstoppbereitschaft innerhalb der nächsten sechs Monate wurde man dem Stadium der Absichtsbildung (Contemplation), und bei einer Rauchstoppbereitschaft innerhalb von vier Wochen der Handlungsphase (Action) zugeordnet. Der Grad der Nikotinabhängigkeit wurde über den „Fagerström Test for Nicotine Dependence“ (FTND) bestimmt. Es erfolgte eine Randomisierung stratifiziert nach Alter, Geschlecht und Motivation. Die telefonische Nachbefragung zur Erfassung der 7 -Tage-Punktabstinenz erfolgte 1, 3, 6, und 12 Monaten nach Studieneinschluss. Ergebnisse: Es ließ sich, zum Zeitpunkt der Basiserhebung, keine Assoziation zwischen der Motivation zur Änderungsbereitschaft und dem Grad der Nikotinabhängigkeit nachweisen. Bei der Mehrheit der Raucher lag bei einem Altersmedian von 30 (Spannweite 18-78) Jahren ein geringer Grad der Nikotinabhängigkeit vor. Insgesamt war die Motivation für einen Rauchstopp gering, lediglich 12.6% waren für einen Rauchstopp innerhalb von vier Wochen motiviert. Die Motivation der Änderungsbereitschaft (OR = 2.985, KI = 1.795 - 4.962) und ein geringer Grad der Nikotinabhängigkeit (OR = 0.491, KI = 0.305 – 0.790) waren Prädiktoren für eine erfolgreiche 7-Tage-Tabakabstinenz nach 12 Monaten. Schlussfolgerung: Raucher in Rettungsstellen sind jünger als in der Normalbevölkerung und häufiger leicht nikotinabhängig. Eine hohe Motivation zur Änderungsbereitschaft und ein geringer Grad der Nikotinabhängigkeit sind mit einer erfolgreichen 7-Tage-Tabakabstinenz assoziiert. Eine Intervention zum Rauchstopp führte gegenüber der Vergleichsgruppe nicht zu einer signifikanten Tabakabstinenz. In Zukunft sollten sich Raucherentwöhnungsprogramme vor allem an junge leicht abhängige Raucher richten, um die Effektivität einer Intervention zu steigern.
Objectives: Emergency department (ED) patients show higher smoking rates than the general population. EDs allow to reach young smokers with a low degree of nicotine dependence and at an early stage of their smoking history. Aim of this investigation was to investigate the efficacy of ED-initiated tobacco control on 7-day abstinence at 12 month. We further studied predictors for a successful 7-day abstinence at 12 month, and at baseline the association between motivation to change smoking behavior and the degree of nicotine dependence. Methods: A randomized controlled intention-to-treat trial was conducted with 1044 patients in the ED of the Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte. Overall, 1012 participants with complete data-sets at baseline were evaluated. The computerized screening using a question on motivation to change smoking behavior according to the Transtheoretical Model of behavior change: “When do you wish to stop smoking?”. Those answering “Not within the next 6 months” were considered unmotivated smokers, those answering “Within the next 6 months but not within the next 4 weeks“ were considered ambivalent smokers and those answering “Within the next 4 weeks” were considered to be motivated smokers. The degree of nicotine dependence was measured with the German version of the Fagerstroem test for nicotine dependence. Study participants were randomly assigned to intervention or control condition, stratified for age, gender and motivation to change smoking behavior. The intervention group consisted of onsite counseling with a motivational interviewing plus up to four telephone booster sessions. Results: The median age was 30 years, 60.7% were males and the majority of study participants (65.7%) was low nicotine dependent. At baseline, there were no association between the motivation to change smoking behavior and the degree of nicotine dependence. Overall 12.6 % were motivated smokers. While the intervention showed overall no effect, predictors for a 7-day abstinence at 12 month were the motivation to change smoking behavior (motivated vs. unmotivated smokers): OR = 2.96 (CI 1.79 to 4.96) and the degree of nicotine dependence (per Fagerstroem point): OR = 0.49 (CI = 0.31 to 0.79). Conclusions: ED patients are young and the majority is low nicotine dependent. A high motivation to change smoking behavior and a low degree of nicotine dependence are positively associated with 7-day nicotine abstinence at follow- up. ED-initiated tobacco control showed overall no effect on tobacco abstinence after 12 months.