Die vorliegende Arbeit hat sich mit der Frage befasst, ob bei Patientinnen mit der Diagnose einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) die Androgenserumkonzentrationen erhöht sind, ob diese Patientinnen vermehrt polyzystische Ovarien (PCO) haben und ob die für die BPS typischen psychopathologischen Merkmale Aggressivität, Impulsivität und Depressivität sowie bulimisches Essverhalten mit veränderten Androgenserumkonzentrationen assoziiert sind. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Patientinnen mit der Diagnose einer BPS signifikant höhere Androgenserumkonzentrationen (17α-OHP mit p = 0,016; Androstendion mit p = 0,020) aufweisen als die Frauen einer psychiatrisch und endokrinologisch unauffälligen Vergleichsgruppe. Diese erhöhten Konzentrationen sind unabhängig vom Body Mass Index (BMI) und PCO- Status. Sie haben mit Trend zur Signifikanz häufiger PCO (p = 0,060), signifikant häufiger unregelmäßige Menstruationszyklen (p = 0,011) und sind signifikant häufiger übergewichtig (BMI mit p = 0,001) mit signifikant stärker abdominalem Körperfettverteilungstypus (Waist-to-Hipp-Ratio mit p = 0,004; Taillenumfang mit p = 0,007). Der Trend zum Übergewicht beginnt in der Patientengruppe bereits in der Pubertät. Der Free Androgen Index (FAI) (als Maß für das bioaktive Testosteron) ist signifikant positiv korreliert mit depressiven Symptomen (p = 0,045). Er hat sich als unabhängig von impulsiven und aggressiven Verhaltensauffälligkeiten gezeigt. Mit den erhöhten Androgenserumkonzentrationen, den PCO und dem Übergewicht mit abdominalem Fettverteilungsmuster ist ein hohes Risiko für metabolische Störungen und kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden. Die Verbindung stellt dabei ein gestörter Glukosemetabolismus dar. In der Interaktion mit dem viszeralen Fettgewebe und der Hyperandrogenämie entsteht ein Circulus vitiosus, der zu dem erweiterten Komorbiditätsspektrum bei Frauen mit einer BPS führt. Klinisch bedeutsam sind die gewonnen Erkenntnisse, da effektive pharmakologische und nicht-pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten bestehen und die Patientinnen mit einer BPS grundsätzlich einer Diagnostik und Behandlung zugänglich sind. Die Frauen mit einer BPS sollten daher auf Vorliegen dieser Risikofaktoren (PCO, Hyperandrogenämie, Glukose- bzw. Insulinstoffwechselstörung, abdominale Adipositas) untersucht und entsprechend behandelt werden. Mit den bestehenden Methoden zur Erhaltung und Verbesserung der Insulinsensitivität und zur Reduktion von Fettgewebe können präventiv und kurativ die internistische Multimorbidität dieser Patientengruppe gemindert und gegebenenfalls die psychiatrische Symptomatik der BPS gebessert werden. Offene Fragen für weiterführende Untersuchungen sind: Welche Rolle spielen die Insulinresistenz mit kompensatorischer Hyperinsulinämie und die Mehrung des viszeralen Fettgewebes bei der Entstehung des Androgenexzesses und der PCO-Morphologie bei der BPS? Welche Ursachen für die Entwicklung von Insulinresistenz und vermehrtem viszeralen Fettgewebe liegen im Rahmen der BPS vor? Interessant ist auch die Frage, ob bei erfolgreicher Behandlung der Hyperandrogenämie, der Insulinresistenz und der abdominalen Adipositas – neben der Minderung der internistischen Komorbidität und ihrer Risikofaktoren – auch die psychiatrische Symptomatik beeinflusst wird.
Obesity, increased visceral fat and disturbed glucose metabolism have been found in borderline personality disorder (BPD) patients. These conditions are often associated with disturbed androgen metabolism. Elevated androgens in women are related to polycystic ovaries (PCO) and might have an impact on psychopathology. Thus, higher prevalence of PCO and elevated androgen levels are suspected in BPD. In the study, we examined 31 BPD patients and 30 healthy controls ultrasonographically for PCO and measured their serum levels of androgens and interacting hormones. Furthermore, influence on psychopathology of free testosterone (FT) serum level was assessed. PCO was with a trend towards significance more prevalent in BPD patients (30.4%) compared to healthy controls (6.9%). Testosterone, FT, androstenedione (A), and 17a- hydroxyprogesterone (17-OHP) were significantly elevated in the BPD group independently of Body Mass Index. FT serum levels significantly correlated with depressive symptoms. In summary, our data suggest a disturbed androgen metabolism in BPD patients.