Abstrakt Einleitung Die bipolar affektive Störung ist eine schweres, lebenslang bestehendes und progredient verlaufendes psychiatrische Krankheitsbild, das verbunden ist mit einer hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate. Ein Grossteil der Patienten leidet zeitlebens unter Rezidiven der Erkrankung mit zunehmenden neurokognitiven und neurokognitiven sowie psychosozialen Einschränkungen. Denn trotz intensiver Forschung bleiben die pathophysiologischen Mechanismen bis heute weitgehend ungeklärt. Genetische, psychosoziale, neuroanatomische, neuroendokrine und inflammatorische Faktoren werden als Ursachen angenommen. In den letzten Jahren kam Zytokinen als Botenstoffe zwischen Immunsystem und zentralem Nervensystem eine wachsende Bedeutung zu, auch in der Pathophysiologie von affektiven Störungen. Allerdings sind die Ergebnisse hierzu widersprüchlich. Die meisten der bislang durchgeführten Studien schlossen entweder manische oder depressive Patienten ein. Ziel dieser Studie war ein Querschnittsvergleich von Zytokinkonzentrationen bipolarer Patienten mit einer gesunden Kontrollgruppe um krankheitsspezifische Veränderungen zu erkennen. Durch einen Längsschnittvergleich von Patienten in allen drei affektiven Epsisoden sollten phasenabhängie Konzentrationsunterschiede erfasst werden. Methodik 53 ambulant betreute Patienten Bipolarer Störung und 20 gesunde Probanden wurden in die Studie eingeschlossen. Die Gruppen waren bezüglich Alter und Geschlecht homogen. Die klinischen Symptome wurden erfasst über die Young-Mania-Rating- Scale, Hamilton- Depression-Rating- Scale und Montgomery-Asperg-Depression- Scale. Die Patienten wurden anhand dessen in Untergruppen von depressiver, euthymer oder manischer Stimmung unterteilt. Serumkonzentrationen von IL-1ß, IL-6, TNF-α, IL-8 sowie IL-10, sIL-2R und CRP wurden bestimmt über Enzyme- linked-immunosorbent assay (ELISA). Ergebnisse Unsere Untersuchung zeigte keine signifikante Erhöhung proinflammatorischer Zytokine bei bipolaren Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe. Es konnten auch keine phasenabhängigen Veränderungen gefunden werden. Es zeigte sich jedoch eine positive Korrelation zwischen dem proinflammatorischen Zytokin IL-6 und der Schwere der manischen Symptome. Zudem zeigte sich eine signifikante Erhöhung in der Gruppe der Patienten, die im Verlauf der Erkrankung mindesteins einen Suizidversuch unternommen hatten. Schlussfolgerung Unsere Studienergebnisse zeigen keine immunologischen Veränderungen bei Patienten mit bipolar affektiver Störung. Allerdings zeigt sich ein Zusammenhang zwischen einer Erhöhung von proinflammatorischen Zytokinen und der Schwere der manischen Symptome sowie dem Auftreten von Suizidversuchen im Verlauf der Erkrankung, was möglichwerweise auf eine schwere Verlaufsform hinweisen könnte. Immunologische Veränderungen könnten demnach nur bei Subgruppen von Patienten mit biplarer Störung vorhanden zu sein. Eine niedrige Fallzahl und vieler Kovariablen sind einschränkende Faktoren unserer Studie. Weitere Längsschnitt- Studien werden notwendig sein um die Zusammenhänge zwischen Immunsystem und affektiven Störungen besser zu verstehen.
Abstract Objective Bipolar disorder is a severe, chronic and progressive mental disorder, which is associated with high rates of morbidity and mortality. There are high rates of non-recovery and progressive neurocognitive and psychosocial impairments. Despite numerous studies in the last years the pathophysiology of the disorder remains still largely unknown. Genetic, psychosocial, neuroendocrine and inflammatory factors seem to be involved. Previous reports suggest that cytokines play an important role in the pathophysiology of affective disorders as mediators of the interaction between the immune system and the central nervous system. But the results are still contradictory and most studies have assessed either manic or depressed patients. The aim of this study was to compare the cytokine levels of bipolar Patients with healthy controls to determine whether there are trait-related differences in cytokine levels and to compare the affective states of patients with bipolar disorder to detect state related inflammatory alterations. Method The study included 53 outpatients with bipolar disorder and 20 age- and gender-matched healthy controls. The clinical symptoms were rated using the Young Mania Rating Scale, Hamilton-Depression-Rating- Scale and the Montgomery-Asperg-Depression- Scale and the patients were divided into groups of depressed, manic or euthymic mood. IL-1ß, IL-6, IL-8, TNF-α, IL-10, CRP and sIL2R were examined by Enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA). Results There was no difference in cytokine levels between patients with bipolar disorder and healthy controls and no state-related differences between the eutymic, depressed and manic patients. But Interleukin- 6 was associated with the severity of manic symptoms and clinical variables like suicide attempts also had an influence the IL-6 level in euthymic patients. Conclusion Our data found no support for immunological changes in patients with bipolar disorder. But an association between alterations in cytokine levels and the severity of the disease was demonstrated. Our data suggests that inflammatory cytokines might contribute to the pathophysiology of bipolar disorder but immune changes might only be present in specific subgroups of patients. Low numbers of patients and a variety of covariables are limitations to our study. Clinical studies including high numbers of patients and examining longitudinal changes are needed for a better understanding of the mechanism by which inflammation affects brain function and leads to affective disorders.