Die derzeit schon starke und weiter zunehmende Fragmentierung und Zerschneidung der Landschaft in Mitteleuropa stellt ein Problem für die sich langsam erholenden Bestände der größeren Wildtiere dar. Ein Beispiel ist die Europäische Wildkatze (Felis silvestris, Schreber 1777). In dieser Arbeit wurde untersucht, wo noch geeigneter Lebensraum für die Wildkatze in Deutschland vorhanden ist, wie dieser vernetzt werden kann, wo und welche Konflikte mit Straßen entstehen und wie diese gelöst werden können. Außerdem sollten die vordringlichsten Ziele im Wildkatzenschutz identifiziert werden. Es wurden 13 000 Lokalisationen von 12 telemetrierten Wildkatzen und fein aufgelöste Landschaftsdaten aus Rheinland-Pfalz verwendet, um ein Habitatmodell auf der Basis von Habitatnutzung und –verfügbarkeit zu konzipieren. Mit Telemetriedaten von weiteren 19 Wildkatzen aus unterschiedlichen Gebieten wurde das Modell überprüft. Das ausgewählte Modell zeigte positive Korrelationen von Wildkatzenhabitatnutzung mit der Nähe zu Wald, Wiesen und linearen Gewässern und negative Korrelationen mit der Nähe zu Straßen, Dörfern und Einzelhäusern. Mit dem Modell können geeignete Wildkatzengebiete z.B. für Rheinland-Pfalz und Niedersachsen erfolgreich vorhergesagt werden. Mit der Least-Cost-Path-Methode wurden Korridore auf der Grundlage des Habitatmodells zwischen geeigneten Lebensräumen in Niedersachsen berechnet. Das fertige Korridormodell zeigt die günstigsten Verbindungen zwischen Lebensräumen, in denen Vernetzungsmaßnahmen gebündelt werden könnten. Um die Auswirkung von Konflikten von Wildkatzen und anderen Wildtieren mit Straßenverkehr zu beurteilen, wurden die Telemetriedaten von 12 Wildkatzen und Schneespuren während und nach dem Bau einer neuen Autobahn in Bezug auf Barriereeffekte ausgewertet. Wildkatzen passten ihr räumliches wie zeitliches Verhalten an den Straßenverkehr an. Ein wildkatzensicherer Wildschutzzaun reduzierte die Mortalität im Vergleich zu einem herkömmlichen Wildschutzzaun erheblich. Talbrücken stellten die am häufigsten genutzte Querungsmöglichkeit dar. Zusätzlich wurde ein bereits verfügbares Simulationsmodell für den Luchs (Lynx lynx L.) angewendet, um Auswirkungen von Straßen auf Populationsebene zu erkunden. Während eines Wildkatzensymposiums in Wiesenfelden wurden die wichtigsten Ziele für den Wildkatzenschutz und dazu geeignete Maßnahmen entwickelt. Die Ergebnisse wurden in einem Aktionsplan mit der Struktur eines „Logischen Rahmenplanes“ zusammengefasst. Diese Arbeit hat praktische Relevanz für den Wildkatzenschutz. Das Habitatmodell kann als Entscheidungsgrundlage für Artenschutzmaßnahmen in der Planungspraxis dienen. Mit den Korridoren können z.B. prioritäre Standorte für Grünbrücken identifiziert werden. Der wildkatzensichere Wildschutzzaun sollte für eine Reduktion der Straßenmortalität an entsprechend stark befahrenen Straßen regelhaft installiert werden. Mit Hilfe des Aktionsplanes können die zu erreichenden Ziele fortlaufend überprüft und die erforderlichen Maßnahmen entsprechend angepasst werden.
The ongoing fragmentation of the Central European landscape is a key problem for the recovery of larger wildlife populations. One example is the European wildcat (Felis silvestris, Schreber 1777). In this thesis I examined where in Germany suitable habitat for wildcats is still present, how it could be (re-)connected, where and which conflicts arise between wildcat habitat use and road traffic and what measures might reduce them. I also identify the most urgent aims for wildcat conservation. I used 13,000 locations of 12 radio- tracked wildcats from the Eifel region in Germany and fine-scale landscape data to construct a habitat model on habitat use versus availability. The model was evaluated with data of 19 additional wildcats from two different study areas in Rhineland-Palatinate, Germany. The selected model showed a positive correlation of wildcat habitat use with proximity to forests, meadows and riverrine habitat and a negative correlation with proximity to human settlements, single houses and roads. The evaluation showed that the model is appropriate for different landscapes and could also be successfully applied to the state of Lower Saxony, Germany, as demonstrated with data on wildcat sightings and road kills. Using the least-cost-paths principle, a corridor model was developed to propose the most suitable matrix of reconnections between isolated habitat patches in Lower Saxony, Germany, on the basis of the habitat model. In order to identify conflicts with road traffic and to propose appropriate mitigation measures, I analysed snow tracks and radio-tracking data of 12 wildcats before and after a new motorway was built. Wildcats adjusted their spatial and temporal behaviour in relation to road traffic. Open span viaducts were preferred crossing structures. A wildcat-proof fence remarkably reduced wildcat mortality. Additionally, I used an existing simulation model for the lynx (Lynx lynx L.) to explore the population consequences of effects of road mortality and barrier effects in long-lived species. During an expert symposium in Wiesenfelden, Germany, the most important targets and measures for a wildcat conservation action plan were identified. The results were summarised in an action plan for the wildcat in Germany, using the method of the “logical framework” structure. This work has practical relevance for the conservation of wildcats. The habitat model can be used as a basis for decision-making for species conservation measures within the planning process. The corridor model can help to identify priority locations for wildlife overpasses. The wildcat-proof fence can be regularly installed at highly frequented roads to reduce road mortality. With the help of the action plan the goals can be evaluated and the required measures can be adjusted accordingly.