Die bipolaren Störungen sind gekennzeichnet durch das rezidivierende Auftreten von affektiven Episoden, die das Leben der Betroffenen auf verschiedenen psychischen, körperlichen und sozialen Ebenen erheblich beeinflussen. Als Träumen wird die psychische Aktivität während des Schlafs bezeichnet. Ob dem Träumen eine bestimmte Funktion zugeschrieben werden kann, ist gegenwärtig Gegenstand der Kontroverse. Nichtsdestotrotz scheinen sich die Forscher darüber einig zu sein, dass sich Aspekte des Wachlebens im Traum widerspiegeln. Diese sogenannte Kontinuitätshypothese treffe insbesondere für Emotionen sowie für psychopathologische Symptome zu. In der vorliegenden Dissertation wurden daher die Traumemotionen der bipolaren Patienten untersucht, und zwar in der Annahme, dass ihre affektiven Symptome in den Träumen kontinuierlich fortgesetzt werden. Erstmalig in der Geschichte der Traumforschung wurden mit der Central Image Methode Traumemotionen der nach der aktuellen Störungsphase unterteilten bipolaren Patienten im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe analysiert. Nach der Contemporary Theory of Dreaming wird im Traum der emotionale Zustand des Träumers bildlich dargestellt. Die dominierende Emotion kontextualisiert dabei das Central Image (CI), dessen Intensität Rückschlüsse auf den emotionalen Zustand des Träumers erlaubt. Konkret bewerteten zwei unabhängige Beurteiler aus jedem Traumbericht, sofern ein Central Image (CI) vorhanden war, die Intensität des CI (CI-Intensität) und die am wahrscheinlichsten kontextualisierende Emotion (CI-Emotion). Die Schwere der affektiven Symptome wurde zeitgleich mit der HAMD-21 und YMRS erfasst. Insgesamt wurden 419 Träume von 33 Kontrollprobanden und 27 bipolaren Patienten über einen Erfassungszeitraum von 3 Wochen akquiriert. Im Vergleich der depressiven Gruppe mit der manischen Gruppe wiesen die Traumemotionen der depressiven Patienten einen größeren Negativitätsindex und die Traumemotionen der manischen Patienten einen größeren Positivitätsindex auf. Wider Erwarten zeigte sich kein Unterschied bezüglich der CI-Intensität zwischen den Probandengruppen. Depressive und manische Patienten berichteten signifikant mehr Träume als euthyme Patienten und Kontrollprobanden. In den Träumen der depressiven Patienten befanden sich signifikant häufiger Furcht/Entsetzen, Schuld sowie Sehnsucht. Dagegen kennzeichnete das signifikant häufigere Vorkommen von Scheu/Verwunderung/Geheimnis und Glück/Freude/Erregung die Träume der manischen Patienten. Insgesamt wurden in der vorliegenden Arbeit neue Erkenntnisse über CI-Emotion und CI-Intensität sowie Traumerinnerungsfähigkeit der bipolaren Patienten gewonnen. Nichtsdestotrotz bedürfen die hier gewonnenen Befunde einer Bestätigung durch weitere Studien mit einer größeren Stichprobe. Weiterhin besteht Forschungsbedarf bezüglich der Art und Weise, wie Emotionen des Wachlebens in den Träumen reflektiert werden. Ferner könnte die Untersuchung von Traumserien im Hinblick auf intraindividuelle Veränderungen über verschiedene Störungsphasen weitere wichtige Erkenntnisse liefern. Auf diesen Grundlagen könnten schließlich die Möglichkeiten der diagnostischen, prognostischen sowie psychotherapeutischen Anwendung von Träumen für die moderne Psychiatrie diskutiert und weiterentwickelt werden.
Bipolar disorders are characterized by fluctuation of mood states with serious consequences for several aspects of the lives of those affected. According to the Continuity Hypothesis of Dreaming the content of dreams is largely continuous with waking concepts and emotional concerns of the dreamer. Therefore, if a clear relationship exists between mood and dream content, qualitative changes in dreams of bipolar patients should be evident. Ernest Hartmann proposed a theory called Contemporary Theory of Dreaming in which underlying emotions of the dreamer shape dream imagery. Among the dream images Hartmann identified the Central Image (CI) to be the most powerful image of all which is contextualized by the dominant emotion of the dreamer. Moreover, a high intensity of CI seemed to be related to dreams of people with high levels of emotional arousal. The present study investigated dream reports of bipolar patients in depressive, euthymic and manic phases and healthy controls by scoring dreams regarding to proportion of positive and negative emotions, intensity of CI, type of emotion contextualized and dream recall frequency. Two independent raters evaluated 419 dreams of 33 healthy controls and 27 bipolar patients for a period of 3 weeks. Alongside the dream content analysis, severity of affective symptoms was measured by the Hamilton Rating Scale for Depression and Young Mania Rating Scale. Even though there was a preponderance of negative dream emotions in all groups, dreams of depressive patients showed a significantly higher negativity score than those of manic patients. Correspondingly, the dreams of manic patients had a significantly higher positivity score than those of depressive patients. Contrary to our second hypothesis, intensity of the CI didn’t differ between the groups. In addition, analysis showed that depressive and manic patients reported significantly more dreams than euthymic patients and controls. Furthermore, three types of emotions, namely fear/terror, guilt and longing, were significantly predominant in dreams of depressive patients. On the other hand, manic patients reported significantly more dreams with awe/wonder/mystery as well as happiness/joy/excitement. Together these findings support the Continuity Hypothesis of Dreaming and pave the way for dreams to be used as a diagnostic, prognostic and therapeutic tool. However, further investigations regarding changes in dream recall and content over the course of symptom remission together with an examination about the exact mechanism of the continuity of emotions in waking and dreaming states are essential for the reintroduction of dreams into the modern psychiatry.