Inwieweit lassen sich sowohl die günstige langfristige Wirtschaftsentwicklung als auch die Krise Ende der neunziger Jahre in den sog. Tigerstaaten, Korea, Taiwan, Singapur, Hongkong, durch kulturelle Besonderheiten in der Ethik der Lebensführung bzw. der Wirtschaftsethik. In der sozialwissenschaftlichen Diskussion wurden wirtschaftliche Erfolge und Misserfolge gleichermaßen mit dem Verweis auf die sog. "asiatische Werte" (Kollektivismus, Harmonie, Loyalität und Gehorsam u.a.) begründet. Einerseits soll sich die positive Ausnahmestellung der Tigerstaaten im internationalen Vergleich von Entwicklungsländern auf die Besonderheit dieser asiatischen Werte stützen, andererseits spielen die asiatischen Werte eine tragende Rolle in etlichen Krisendiagnosen, die sich auf Konzepte wie �crony capitalism� stützen, in denen insbesondere paternalistische, familienorientierte und klientelistische Verhaltensmuster hervorgehoben werden, die effizienzorientiertes Markthandel verhindern. Anhand Webers These von "Wahlverwandtschaft" zwischen protestantischer Ethik und dem "Geist" des modernen okzidentalen Kapitalismus wird geprüft, welche Rolle Werte allgemein für die Lebensführung, spezieller für das Wirtschaften und schließlich für die Entstehung des modernen Kapitalismus spielen. Die protestantische Ethik hatte eine Brückenfunktion bei der Anpassung der Lebensführung an den entstehenden Kapitalismus nach zahlreichen religiösen und politischen Konkurrenzen und Spannungen. Der einmal entstandene moderne Kapitalismus bedarf einer religiösen Stütze nicht mehr, weil er den benötigen Typus "Berufsmenschen" selbst "züchtet". Ferner wird die Thematisierung der asiatischen Werte in Asien zur Legitimation autoritärer politischer Herrschaft genutzt. Die protestantismusanaloge Rolle der asiatischen Werte für die Entwicklung wird somit zurückgewiesen. Abgesehen von exogenen Fakoren, insbesondere der Rolle der Spekulation und den Rezepten des IWF, wurde die Wirtschaftskrise in Korea durch eine Mischung aus Markt- und Staatsversagen ermöglicht, als eine politisch und administrativ schlecht vorbereitete und übereilte Öffnung der Finanzmärkte und eine mangelnde Flexibilität im Krisenmanagement zusammenkamen.
To what extent can be explained the favorable long-term economic development as well as the crisis in the end of the nineties in the so-called tiger's states, Korea, Taiwan, Singapore, Hong Kong, by cultural specific features in the ethics of the lifestyle or the economic ethics. In the social-scientific discussion economic successes and failures were founded equally with the reference to the so-called " Asian values " (collectivism, harmony, loyalty and obedience among other things). On the one hand the positive exceptional position of the tiger's states should rest in the international comparison of developing countries on the specific feature of these Asian values, on the other hand, the Asian values play a carrying role in several crisis diagnoses which rest at drafts like "crony capitalism" in which in particular paternalistic, family-oriented and clientic behavior patterns are emphasized which prevent efficiency-oriented market behavior. With the help of Weber's thesis of "Wahlverwandtschaft" between Protestant ethics and the "spirit" of modern occident capitalism it is checked which role values in general for the lifestyle, more especially for the economies and, in the end, for the origin of modern capitalism play. The Protestant ethics had a bridge function by the adaptation of the lifestyle to originating capitalism after numerous religious and political competitions and tensions. Further the discussion of the Asian values in Asia is used for the legitimization more authoritarian to political rule. The Protestantism-analogous role of the Asian values of the development is rejected therefore. Apart from exogenous factors, in particular of the role of the speculation and the prescriptions of the IMF, the economic crisis was allowed in Korea by a mixture of market failure and state failure when politically and administratively badly prepared and hasty opening of the finance markets and a lacking flexibility gathered in the crisis management.