Zur Untersuchung lagen die Skelettreste von 104 Individuen vor, die auf dem Gräberfeld der Wüstung Göritz, eines mittelalterlichen Dorfes in Brandenburg, ergraben worden waren. Es handelte sich um 31 männliche, 25 weibliche und 48 Individuen unbestimmbaren Geschlechts, letztere vorwiegend Kinder (n=41). Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes waren von 354 fehlenden Zähnen 74,6% postmortalen Ursachen zuzuschreiben, die übrigen 25,4% waren vermutlich mehrheitlich aufgrund von Karies und Parodontopathien verloren gegangen. Die Karieshäufigkeit betrug 37,5% der Individuen. Bezogen auf die Anzahl aller vorhandenen Zähne wurde ein Kariesindex von 5,84% errechnet. Nur 14,6% der Individuen mit Karies waren Kinder. Die Frequenz nahm ab der Altersstufe Maturus kontinuierlich zu. Häufungen waren bei den Molaren der Männer zu sehen. Die durchschnittliche Schwere der Karies betrug 2,5 ± 0,9. Tendenziell war die Karies im Oberkiefer, bei Molaren und bei Männern schwerer. Zahnstein war bei 77,8% der Individuen mit bleibender Dentition zu finden. Häufungen fanden sich bei den Molaren des Unterkiefers. Der durchschnittliche Schweregrad der Zahnsteinauflagerungen betrug 1,4 ± 0,5, und es zeigten sich keine Unterschiede bezüglich der Geschlechter, der Kieferhälften, der Einzelzähne oder des Alters. Starke Beläge der Grade III-V traten nur insgesamt bei 3% der Individuen auf. Durch postmortale Beschädigungen sind die in vivo-Raten für den Zahnsteinbefall allerdings wesentlich höher anzusetzen. Von Abrasionen waren 88,9% der Individuen betroffen. Häufiger und schwerer waren Abrasionen der Unterkieferzähne, besonders der Molaren, wobei die Schwere der Abrasionen mit zunehmendem Alter anstieg. Bezogen auf alle Individuen betrug die durchschnittliche Abrasion 1,9 ± 0,9 auf einer fünfstufigen Skala. Besonders die Molaren der Männer waren häufig von schweren Abrasionen betroffen. Ein Knochenabbau als Zeichen unbehandelter chronischer Parodontitiden war bei 85,7% der Individuen mit bleibender Dentition vorhanden. Er betrug im Mittel 4,1 ± 2,2mm. Auch hier waren wiederum das männliche Geschlecht, Molaren, der Unterkiefer und ein höheres Alter als Dispositionen anzusehen. Als Besonderheit fiel das vollständige Fehlen von zweiten Weisheitszähnen, sog. 9er, auf. Weiterhin traten je zwei retinierte Zähne und impaktierte Zähne auf sowie bei drei Individuen jeweils eine Zyste. Die Ergebnisse der paläodontologischen Untersuchungen des Gräberfeldes der Wüstung Göritz deuten auf eine abrasive Ernährung. Aus soziokulturellen Gründen scheinen Männer bei der Zuteilung der Nahrung bevorzugt worden zu sein, erkennbar an einer höheren Kariesinzidenz und dem häufigeren Vorkommen schwerer Abrasionen. Die hohe Frequenz von Attachmentverlusten zusammen mit häufigem Zahnsteinbefall spiegeln die schlechte bis fehlende Mundhygiene der mittelalterlichen Bevölkerung wieder. Hinweise für zahnärztliche Eingriffe fanden sich nicht.
We investigated the skeletal remains unearthed of the grave site from Wüstung Göritz , a medieval village in Brandenburg/Germany. The 104 individuals were divided into 31 male, 25 female and 48 individuals of undefinable sex, mainly children (n=41). Out of 354 missing teeth 74.6% were lost post-mortem because of the bad state of preservation. The remaining 25.4% were lost presumably due to carious or parodontal reasons. The caries frequency was 37.5% of all individuals or 5.84% of all available teeth. Only 14.6% of carious individuals were children. The caries frequency continuously increased from the age category maturus. Accumulations concerned male molars. The average caries degree was 2.9 ± 0.9. Tendentiously, caries was more pronounced in maxilla, in molars and in men. Calculus was found in 77.8% of the individuals with permanent dentition, frequently in mandibular molars. The mean calculus severity grade was 1.4 ± 0,5 with differences referring to gender, upper/lower jaw, single tooth or age. Sturdy plaque of grade III-IV was only seen in 3% of individuals, but because of post-mortem damage calculus might have been much more frequent in vivo. Tooth wear was detected in 88.9% of individuals, more often and heavier in mandibular teeth, esp. molars. The extent of abrasion increased with age. The mean abrasion of all individuals was 1.9 ± 0.9 on a five stage scale. Especially molars of men were often affected by heavy tooth wear. Bony resorption as a sign of untreated chronic periodontopathies was present in 85.7% of all individuals with permanent dentition. The mean bone loss was 4.1 ± 2.2mm. Here, too, male sex, molars, mandible and a higher age were predisposing factors. As notable features we found a total absence of fourth molars, two retinated and two impacted teeth and three individuals with one cyst each. The results of our paleoodontologic investigations of the grave site Wüstung Göritz are characteristic for an abrasive nutrition. For sociocultural reasons men would have been preferred for food distribution as we see in their higher caries incidence and the higher frequency of heavy tooth wear. The high frequency of attachment loss together with the high calculus incidence reflect the bad or missing oral hygiene of the medieval population. There were no signs of dental interferences.