Das Tension-free Vaginal Tape und das Tension-free Transobturator Tape sind gut untersuchte und weltweit etablierte Methoden zur operativen Behandlung einer Belastungsharninkontinenz. Die Frage nach möglichen persistierenden Schmerzen und muskuloskelettalen Funktionseinschränkungen nach dem Eingriff wird in größeren Studien bislang nur unzureichend beantwortet. Im Rahmen dieser Dissertation wurden im Zeitraum von Januar 2007 bis Mai 2008 70 Patientinnen hinsichtlich postoperativer Funktionsveränderungen und Schmerz- entstehung im muskuloskelettalen System untersucht. Sowohl die 33 mittels TVT versorgten, als auch die 37 Patientinnen, die ein TVT-O erhielten, wurden einen Tag vor und sechs Wochen nach dem Eingriff untersucht. Hinsichtlich Alter und BMI ent-sprachen die Gruppen einander annähernd. Es wurde ein Ganzkörperstatus erstellt. Besonderes Augenmerk legten wir jedoch auf die Untersuchung von Lendenwirbelsäule und Hüfte, Beckenbodenmuskulatur und Adduktorenmuskulatur. Bei der Funktionsprüfung der Lendenwirbelsäule und der Hüfte konnte keine einheit-liche Entwicklung beobachtet werden. Es verbesserten sich viele der gemessenen Parameter. Die Untersuchung der Beckenbodenmuskulatur erbrachte bei beiden Operationsver-fahren in der Prüfung von Kraft, Ausdauer und Schnellkraft signifikante Verbesserun-gen. Die Adduktorenmuskulatur blieb von den Eingriffen weitgehend unbeeinflusst. In beiden Gruppen blieb die Kraft annähernd gleich. Es traten auch nicht signifikant mehr Schmerzen oder Triggerpunkte auf. Die Einzelfallbetrachtung jedoch ergab, dass in beiden Patientinnengruppen gehäuft neu beobachtete Druckdolenzen im Be-reich der Musculi adduktores longi (TVT-R 15%, TVT-O 11%) et brevi (TVT-R 10%, TVT-O 8%) und dem Musculus obturator externus (TVT-R 20%, TVT-O 14%) bei initial beschwerdefreien Frauen auftraten. Diese Ergebnisse bestätigen weitgehend die spärlich vorhandene Referenzliteratur. Es wurde kein signifinkanter Unterschied zwischen dem TVT-R und dem TVT-O hin-sichtlich unserer Fragestellung gefunden. Hinsichtlich der vermehrt aufgetretenen Druckdolenzen im Adduktorenbereich emp-fehlen sich Nachkontrollen zu einem späteren Zeitpunkt. Auch die Befragung hinsichtlich der Lebensqualität bestätigt den Eindruck, dass beide Operationswege als gleichwertig zu betrachten sind. Auf Grund kaum vorhandener Publikationen zu unserer Thematik ist eine weiterreichende Bewertung unserer Studienergebnisse nicht möglich. Zusammenfassend zeigt die von uns durchgeführte Studie, dass die angewendeten Operationsmethoden komplikationsarme effektive Therapieoptionen zur Behandlung der Belastungsharninkontinenz darstellen. Es ergab sich in beiden Gruppen eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität. Die Beweglichkeit von Lendenwirbelsäule und Hüfte verbesserte sich, was wir uns durch die optimierte Fähigkeit der muskulä-ren Entspannung nach Wegfall der Harninkontinenzsymptomatik erklären. Auch die Beckenbodenmuskulatur zeigte postoperativ eine verbesserte Funktion. Die Hypothese der Entstehung von Schmerzen durch Nervirritationen oder muskulofaszialer Verletzungen konnte durch unsere Ergebnisse widerlegt werden. Es wurde kein persisitierender Schmerz der Adduktorenmuskulatur nachgewiesen. Die postoperative Entstehung von Druckdolenzen im Bereich der Musculi adductor longi et brevi und des Musculus obturator externus müsste längerfristig nachuntersucht werden, um eine persistierende Beeinflussung der Adduktorenmuskulatur gänzlich ausschließen zu können.
Introduction: According to current studies approximately 10-41% of the female population worldwide suffers from stress incontinence (SUI). After exhausting all conservative measures for treatment and clear indication the retropubic trans vaginal tape = TVT or the trans obturator tape = TVTO are the preferred operative interventions. Current publications frequently compare the two surgical options and also describe the occurrence of postoperative pain in the adductor muscles. None of the investigations looked at pre- and postoperative functional status of the musculoskeletal system. Question: What are the retropubic effects of the TVT and the musculoskeletal consequences of the TVTO regarding the quality of life (QoL), the strength of the pelvic floor muscles and the musculoskeletal system in general? Method: We conducted a clinical prospective study with N=70 of which 37 patients received a TVTO and 33 patients a TVT. Pre-surgery diagnostic was done. On the day of pre-medication for the surgery and six weeks post operatively a physical therapy evaluation was done which included the following: evaluation of posture and mobility of the spine, diaphragmatic breathing, strength testing of the pelvic floor muscles and manual tests of the pelvic girdle. All patients suffered from a verified dominant 2nd degree SUI. In addition a visual analog scale (VAS) was used for measuring the QoL. A perineal sonography was done as well as digital grading of pelvic floor strength using the Oxford and Laycock grading scale. Summary: The result of both groups 6 weeks post surgery was as follows: Significant improvement of pelvic floor muscle strength and QoL. No groin or adductor pain unless it was present prior to the surgery. The improved motor control of the pelvic floor muscles can be explained through the phenomenon of muscular neurodynamics and improved mechano-sensitivity of the muscles. In addition, influenced by achieved continence, there might be parasympathetic relaxation. The QoL was improved considerably because of the achieved continence and reduced pain symptoms. After evaluation of the outcomes of both surgeries, they can be equally considered as positive intervention if done with clear indications and by an experienced surgeon.