Das Absinken der Anzahl der neutrophilen Granulozyten (Neutropenie) nach der Chemotherapie ist ein bekanntes Phänomen, welches eine entscheidende Rolle auf die Infektanfälligkeit der Patienten ausübt. Infektionen sind bei hämatologisch-onkologischen Patienten nach Chemotherapie häufig auftretende Komplikationen, die eine schnelle Einleitung der Antibiotikatherapie erfordern. In der vorliegenden Arbeit wird beschrieben, dass durch die prophylaktische Blutkulturentnahme bei neutropenischen hämatologisch- onkologischen Patienten, ein Erregernachweis vor klinischer Manifestation einer Infektionskrankheit möglich und sinnvoll ist. Hierbei wurden regelmäßig Blutkulturen von 100 Patienten untersucht, bei denen dreimal wöchentlich aus zentralen Venenkathetern Blut entnommen wurde. In den Kulturen von 42 Patienten mit Fieber konnten positive Befunde erhoben werden, wobei in 18 Fällen die Erreger bereits vor Einsetzen von Fieber nachgewiesen werden konnten, was zu einer früheren antibiogrammgerechten Behandlung führte. Durch die Kenntnis des Erregers konnte bei diesen Patienten bei Fieberanstieg eine gerichtete Antibiotikatherapie durchgeführt werden, was in einer verkürzten Fieberdauer resultierte. Dies zeigte in der statistischen Auswertung (Mann- Whitney U Test, SPSS) einen signifikanten Unterschied (p=0.004) in der Fieberdauer. Ferner wurde anhand der untersuchten Blutkulturen gezeigt, dass die am häufigsten auftretenden Keime koagulase negative Staphylokokken sind, die durch die Standardtherapie gemäß den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften nicht erfasst werden. Eine routinemäßige prophylaktische Anlage von Blutkulturen während der Neutropenie bei Patienten nach intensiven Chemotherapien erscheint sinnvoll, da es durch Infektionen bei hämatologisch- onkologischen Patienten zu schwer beherrschbaren Komplikationen mit Todesfolge kommen kann. Ob Blutkulturscreening die Prognose von Patienten verbessern kann, sollte in einer randomisierten Studie geprüft werden.
The loss of neutrophile granulocytes following chemotherapy („neutropenia“) increases the risk of infectious complications in patients with hematological malignancies. In this study the probability for detection of bacterial bloodstream infections prior to clinical manifestation in prophylactic blood cultures obtained from patients with hematological malignancies and long term neutropenia was determined. For that purpose blood cultures of 100 patients (which were drawn from the central venous line) were analyzed three times a week during neutropenia. In 42 patients with fever blood stream infections were detected. In 18 out of those the microorganisms were identifies prior to the onset of fever, which opened the possibility of specific antimicrobial therapy. This specific antimicrobial therapy decreased the time of defeverescence significantly (Mann-Whitney U Test, SPSS; p=0.004). The most abundant microorganisms were identified as coagulase-positive staphylococci, which would normally not be targeted by standardized treatments of infectious complications. Therefore, routinely performed analysis of prophylactic blood cultures could minimize the risk of severe complications in patients with hematological malignancies during neutropenia.
