Ziel der vorliegenden Arbeit war eine retrospektive Untersuchung und deskriptive Auswertung der Therapie und des Verlaufs von Patienten mit Hirnmetastasen eines NSCLC zum Zeitpunkt der Erstdiagnose. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf der Charakterisierung der Patienten der verschiedenen Therapiegruppen liegen. Die insgesamt 66 Personen umfassende Patientenpopulation erhielt im Zeitraum von 2000 bis 2006 eine Ganzhirnbestrahlung in der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie der Charité-Universitätsmedizin am Campus Benjamin Franklin (Direktor: Prof. Dr. W. Hinkelbein). Diese Patienten stellten sich anschließend in regelmäßigen Abständen dort und bei ihrem weiterbehandelnden Onkologen vor. Retrospektiv wurde mittels standardisierter Anamnesebögen der Verlauf der Erkrankung dokumentiert. Dabei wurde versucht, die Unterschiede der Patienten, die ausschließlich bestrahlt worden waren, im Vergleich zu denen zu erarbeiten, die auch eine neurochirurgische Metastasenresektion und/ oder eine Chemotherapie erhalten haben. Des Weiteren wurden verschiedene klinische Parameter auf ihren Einfluss auf den Verlauf der Patienten dieser Studie und damit ihre Aussagekraft als Prognosefaktoren untersucht. Von der gesamten Studienpopulation erhielten 15 Patienten eine ausschließliche Strahlentherapie der Hirnmetastasen, 49 eine Strahlentherapie gefolgt von einer Chemotherapie und 10 eine neurochirurgische Metastasenresektion, davon acht Patienten mit nachfolgender Chemotherapie. Die statistischen Berechnungen ergaben, dass für die Patienten, die eine Chemotherapie erhalten haben, im Vergleich zu denen, die ausschließlich bestrahlt worden waren, keine signifikante Verlängerung der progressionsfreien Überlebenszeit oder Gesamtüberlebenszeit erkennbar ist. Dagegen waren die progressionsfreie und auch die Gesamtüberlebenszeit der Patienten, die zuvor eine neurochirurgische Metastasenresektion erhalten hatten, signifikant verlängert. Patienten, die eine neurochirurgische Metastasenresektion erhalten hatten, hatten einen besseren Karnofsky-Index, so dass es sich hierbei um selektionierte Patienten handelt. In der vorliegenden Arbeit wurden außerdem folgende Parameter bezüglich ihres prognostischen Wertes analysiert: Die verschiedenen Aktivitäts-Scores, wie Karnofsky-Index, ECOG Performance Status und RTOG RPA-Klassifikation, Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, histologischer Subtyp, Metastasenanzahl und -größe sowie das Ausmaß der extracraniellen Metastasierung. Dabei zeigten sich der Karnofsky- Index, ECOG PS, die Metastasengröße und das Ausmaß der extracraniellen Metastasierung als unabhängige Prognosefaktoren für das Überleben. Für Patienten mit einem KPS ≥70 konnte ebenso wie für Patienten der ECOG PS- Gruppen 0 und 1 eine signifikant verlängerte progressionsfreie Überlebenszeit und Gesamtlebenszeit gezeigt werden. Eine signifikant verlängerte progressionsfreie Überlebenszeit konnte auch für Patienten errechnet werden, deren Metastasen eine Größe ≤3 cm hatten und für Patienten, die ausschließlich eine cranielle Metastasierung ohne zusätzlich betroffene Organsysteme aufwiesen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen den Stellenwert der operativen Therapie bei selektionierten Patienten. Ob eine chemotherapeutische Behandlung bei Patienten mit Hirnmetastasen bei Erstdiagnose eines NSCLC einen Stellenwert hat, muss in prospektiv randomisierten Studien mit ausreichender Fallzahl evaluiert werden.
Objective of this study was a retrospective survey and descriptive analysis of therapy and outcome of patients with brain metastases at time of first diagnosis of non-small cell lung cancer. Special attention should be turned on the characterization of patients of different treatment groups. Sixty-six patients diagnosed and treated with whole brain radiotherapy (WBRT) in the Charité Campus Benjamin Franklin department of radiooncology between 2000 and 2006 were included into the analysis. After WBRT all these patients visited their oncologists at regular intervals. The course of their disease was retrospectively documented from the patient’s charts and by contacting their oncologists and general physicians. The differences between patients that got WBRT exclusively and those who got additional neurosurgical resection of brain metastases and/ or chemotherapy were investigated. Furthermore several clinical parameters were analysed about their influence on patients’ outcome and their importance as prognostic factors. Of all patients of this study 15 got WBRT exclusively, 49 were treated with chemotherapy after WBRT and 10 got a neurosurgical resection of brain metastases. Statistic analysis showed no significance in the progression free survival (PFS) or overall survival (OS) for patients who got chemotherapy in addition to WBRT. In contrast patients who got a neurosurgical resection of brain metastases before WBRT had significant longer PFS and OS intervals. Patients who got neurosurgical resection of brain metastases were analysed to have a better Karnofsky-Score for they were selected patients. In this study following parameters were analysed about their prognostic importance: Activity-scores such as Karnofsky Performance Status (KPS), ECOG Performance Status and RTOG RPA-classification, age, gender, smoking behaviour, histological subtype, number and diameter of brain metastases and the extent of extracranial disease. As independent prognostic factors could be confirmed the KPS, ECOG PS, diameter of brain metastases and the extent of extracranial disease. There was a significant prolongation of PFS and OS in patients with KPS ≥70 and in patients of ECOG PS group 0 and 1. Significant prolongated PFS and OS intervals could also be shown for patients with a brain metastases diameter ≤3 cm and for those with brain metastases exclusively. The results of this study confirm the importance of neurosurgical resection of brain metastases in selected patients. The importance of chemotherapeutic treatment of patients with brain metastases at first diagnosis of NSCLC has to be evaluated in prospective randomised trials with sufficient numbers of patients.