In meiner monographischen Arbeit wird erörtert, wie relevant die Wiederentdeckung und eine neue Würdigung des venezianischen Theater- und Festdekorateurs Alessandro Mauro sind. Seine vielseitigen Arbeiten in den Bereichen Bühnenbild, Festdekoration, Prunkgondelbau und Kostümgestaltung, die ihre Wurzeln in einem jahrhundertalten Familienbetrieb in Venedig haben, repräsentieren die höfische Festkultur des Spätbarock. Mauro war stilistisch einer der Rezipienten von Jean Berain. Er hatte einen persönlichen Zeichenstil. Sein filigraner Pinselstrich weist einen lockeren, schlichten und naturalistischen Kurvenstil auf. Die wirklichkeitsnahe, pittoreske Raumdarstellung kennzeichnet die Formensprache des Künstlers. Jedoch hatte Mauro keinen eigenen, immer gleichen Stil. Die Originalität des Mauroschen Œuvres liegt in der Mischung von verschiedenen Strömungen. Mauros Bereitschaft und Offenheit, mit denen er seinen Stil mit den Stilen der einheimischen Künstlerkollegen seines jeweiligen Arbeitsortes vereinte, führte einerseits zu seinen mehrfachen Engagements an den führenden Höfen in Italien und Dresden, andererseits zum raschen Vergessen seines Werks nach seinem Tod. Es fiel bestimmt sowohl seinen Zeitgenossen als auch der Nachwelt schwer, sich ein klares Bild von Mauro zu machen. Zudem sind seine umfassenden Aktivitäten, die an der Schnittstelle von Kunst-, Theater- und Musikgeschichte stehen, in der italienischen und deutschen Forschung separat untersucht worden. Dieser Umstand hat es bislang erschwert, einen konkreten Überblick über Mauros Œuvre zu erhalten. Die Autorin hofft, mit ihrem Beitrag einen Anstoß für eine Intensivierung der Mauro-Forschung in der Zukunft zu geben.
My monographic work discusses the relevance of the rediscovery of – and the new appreciation for – Venetian theatre architect and festival designer Alessandro Mauro. His diverse scope of work in stage-, festival- and costume design, and the construction of magnificent gondolas, represents Late Baroque courtly festival culture and goes back to a centuries-old, family-run business in Venice. Mauro was stylistic one of the French master Jean Berain recipients in art history. He had a personal drawing style. His delicate brushstroke shows a loose, simple and naturalistic curve-style. His close-to-nature, light and picturesque representation of space characterizes Mauro’s design. However, he did not have his own, always same style. The originality of Mauro’s Œuvre lies in its mix of various trends. Mauro’s willingness and openness to merge his style with the styles of on-site artists during work assignments led to multiple commissions at the leading courts in Italy and Dresden. This, however, also let his work fall into oblivion soon after his death. This (certainly) made it difficult, both for his contemporary audience and for posterity, to clearly visualize Mauro’s work. Moreover, his extensive activities at the interface of art, theatre and music history were examined separately by Italian and German researchers. This makes it more difficult to get a concrete overview of Mauro’s Œuvre thus far. The author hopes to give an impulse for more intensive research efforts on Mauro in the future.