Gehörlose Eltern mit hörenden Kindern stellen durch ihre kommunikativen, entwicklungspsychologischen und sozio-kulturellen Herausforderungen eine besondere Familienkonstellation dar, für die bisher keine evidenzbasierten präventiven Fördermaßnahmen zur Verfügung stehen. Die vorliegende Arbeit dokumentiert die Entwicklung des CODA-Trainingsprogramms (CODA = Children of deaf adults), das die besondere bilinguale und bikulturelle Lebenssituation der Familien berücksichtigt und in speziell konzipierten Übungen und Arbeitsmaterialien aufgreift. Die beiden im Programm enthaltenen Kurskonzepte richten sich an hörende Kinder gehörloser Eltern im Alter von 8 bis 12 Jahren (Kinderkurs) und an gehörlose Eltern (Elternkurs). Der Kinderkurs besteht aus acht Modulen, die den jeweiligen Förderschwerpunkten (a) Emotionale Kompetenz, (b) Problemlösekompetenz, (c) Stressbewältigung sowie (d) Identität und Selbstwertgefühl zugeordnet werden. Der Elternkurs besteht aus fünf Modulen, die die Schwerpunkte (a) Positives Erziehungsverhalten, (b) Kommunikationsfertigkeiten, (c) Konflikt- und Problemlösefertigkeiten sowie (d) Kompetenzerwartung beinhalten und in Deutscher Gebärdensprache durchgeführt werden. Weiterhin werden im Rahmen dieser Arbeit die Ergebnisse der formativen und der summativen Evaluation des CODA-Trainingsprogramms in der dazugehörigen Pilotstudie mit 29 hörenden Kindern und 42 gehörlosen Eltern dargestellt. In drei Trainingsdurchläufen konnten sowohl die praktische Umsetzbarkeit als auch eine hohe Akzeptanz durch die Teilnehmer gezeigt und für optimierende Modifikationen genutzt werden. Die Wirksamkeitsevaluation erfolgte anhand eines kontrollierten Interventions- und Kontrollgruppendesigns mit Prä- und Post-Messung. Erhebungsinstrumente für gehörlose Eltern wurden zu diesem Zweck in Deutsche Gebärdensprache übersetzt. Bei Kindern, die den Kinderkurs absolviert haben, konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Zunahme günstiger bzw. problemlösender Stressverarbeitungsstrategien und der optimistischen Kompetenzerwartung beobachtet werden. Es fanden sich außerdem Hinweise auf eine Zunahme des lautsprachlichen Emotionsvokabulars und Verbesserungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Emotionen in der Interventionsgruppe. Als Haupteffekt des Elternkurses konnte eine Abnahme des nachgiebigen Erziehungsverhaltens bei den gehörlosen Eltern festgestellt werden. Insgesamt lässt sich auf Grundlage der gewonnen Informationen die Notwendigkeit spezieller Angebote für Coda-Familien belegen, weitere positive Effekte des CODA-Trainingsprogramms sowie zusätzliche modulierende Faktoren werden im Hinblick auf Erweiterungen des Programms und Folgeuntersuchungen diskutiert.
Children of Deaf Adults (= CODAs) and their parents constitute a family formation that faces communicative, developmental and socio-cultural challenges that are rarely addressed by evidence-based prevention programs. The present doctoral thesis documents the development of the “CODA Training Program” that addresses the particular bicultural and bilingual situation of the families through exercises and didactic material. The program consists of a course for hearing children of deaf parents ages 8 to 12 as well as a course for their parents. The children course consists of eight modules and is aimed towards the improvement of a) emotional competence b) problem solving competence c) coping with stress d) identity and self-esteem. The parent course consists of five modules carried out in German Sign Language and emphasizes a) positive parenting behavior b) communication skills c) conflict and problem solving competence as well as d) self-efficacy regarding parenting skills. A formative and summative assessment of the CODA Training Program was conducted in a pilot study including 29 hearing children and 42 deaf parents for this dissertation. The training was carried out three times establishing a sufficient practical and organizational implementation of the program. It enables further modifications based on participant’s feedback indicating that the program was well received. Efficacy of the program was evaluated by means of a pretest-posttest control group design, for this purpose measuring tools for deaf parents were translated into German Sign Language. The results of the course for children show an improvement in their positive and problem-solving stress coping strategies and in their optimistic self-efficacy. In the intervention group there are indications of an increase in the oral emotion vocabulary and of an improvement in the self and external perception of emotions. The course for parents resulted in lower levels of parental laxness. Based on the evaluated data the need for special interventions for CODA- families can be illustrated. Further positive effects of the CODA Training Program as well as modulating factors of prevention success will be discussed in regard to possible extensions of the program as well as future investigations.