Im Rahmen dieser Dissertation wurde eine röntgenologische und klinische Verlaufsuntersuchung der Zehen an einem einheitlichen, qualitativ hochwertigen Pferdematerial unter praxisüblichen Bedingungen durchgeführt. Hierbei handelte es sich um 140 ehemalige Auktionsanwärter des westfälischen Pferdestammbuchs e.V., welche in Zeiträumen von bis zu 6 Jahren nach der Erstuntersuchung einer erneuten klinischen und röntgenologischen Kontrolle unterzogen wurden. Zur Auswertung kam dabei die Aufnahme „Zehe 90°“. In der Literaturübersicht dieser Arbeit wird ein Überblick über die Röntgenbefunde an der Zehe und damit im Zusammenhang stehende klinische Bilder gegeben. Alle erhobenen röntgenologischen Befunde wurden in dieser Arbeit dokumentiert, mit den Befunden der Erstuntersuchung verglichen und auf ihre klinische Bedeutung hin überprüft. Es erfolgte eine Klassifizierung gemäß des Röntgenleitfadens. Ziel der Arbeit war die wissenschaftliche Überprüfung der im Röntgenleitfaden getroffenen prognostischen Einschätzung der klinischen Bedeutung von Befunden. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: \- Obgleich es sich in der Erstuntersuchung um ein lahmfreies und qualitativ hochwertiges, junges Pferdematierial handelte, war mit 56,43% die hohe Anzahl von Pferden, die an der „Zehe 90°“ einen von der Norm abweichenden Befund (d.h. mindestens Röntgenklasse II-III) aufwies, auffallend. Dies verdeutlichst das in Kap. 4 dargestellte Verteilungsmuster der vergebenen Röntgenklassen. \- Von 140 Pferden zeigten 5 Pferde (3,57%) in der Verlaufsuntersuchung eine Lahmheit infolge eines Röntgenbefundes an der Zehe. Bei 4 dieser Pferde war der lahmheitsverursachende Befund oder ein Befund, der sich zu dem lahmheitsverursachenden Befund entwickelt hat, bereits bei der Erstuntersuchung erkennbar gewesen. \- Von 140 Pferden zeigten 4 Pferde (2,86%) in der Erstuntersuchung einen Befund, der sich während des Beobachtungszeitraums negativ veränderte, 2 dieser Pferde zeigten daraufhin in der Verlaufskontrolle eine Lahmheit (s.o). \- 68,57% der untersuchten Pferde wurden in der Verlaufsuntersuchung in die gleiche Röntgenklasse eingestuft, die sie bereits in der Erstuntersuchung erhalten hatten. Während 12,14% der Pferde in der Folgeuntersuchung in eine bessere Röntgenklasse eingestuft wurden, wurde 19,29% der Pferde in der Verlaufskontrolle eine schlechtere Röntgenklasse zugeteilt. \- Während eine Verbesserung der Röntgenklasse überwiegend aus im Beobachtungszeitraum erfolgten gelenkorthopädischen Operationen (Entfernung isolierter Verschattungen) resultierte, war für eine „Verschlechterung“ der Röntgenklasse vor allem das Auftreten neuer Befunde verantwortlich, die in der Erstuntersuchung noch nicht zu erkennen gewesen waren. \- In Bezug auf die Länge des Untersuchungsintervalls war der Anteil der Pferde, der sich in der Röntgenklasse „verschlechterte“ ab einem Beobachtungszeitraum von mehr als 3 Jahren mit steigendem Abstand zwischen beiden Untersuchungen zunehmend. Auch wenn die Anzahl der erhobenen Einzelbefunde sicherlich zu klein sind, um daraus eine allgemeingültige Aussage ableiten zu können, ist eine Tendenz erkennbar. Dadurch konnten die im Röntgenleitfaden (RöLF) getroffenen Einschätzungen bzgl. der Wahrscheinlichkeit des Auftretens klinischer Befunde bestätigt werden.
Within the present dissertation clinical and radiographical examinations of the distal limb of 140 Westfalian warmblood horses were made to show the development and the clinical importance of radiographic findings. Used for evaluation is the “foot 90°”. The period between first and follow-up examination differed between 6 month and six years. All findings noticed on the follow-up x-rays were documented and compared to the radiographs taken at the first examination. Further point of interest was the question whether these findings caused a clinical problem (lameness). All findings were classified according to the “Radiographic imaging guidelines” (RöLF07). The aim of this study was the science-based verification of the prognosis given in the “Radiographic imaging guidelines”. The results are as follows: \- Already in the basic study was a high number of horses with radiographic findings on the “foot 90°”. \- The follow-up exam showed that most findings did not change. 68,57% of the horses had the same x-ray class in the first as well as in the follow-up examination. \- There were 5 of 140 horses (3,57%) lame in the checkup as a result of radiographic finding in the foot. In 4 of these cases, the finding was already seen in the first check. So the “prognosis” of the clinical relevance of radiographic findings given in the “Radiographic imaging guidelines” could be confirmed by this study, even if the number of individual findings is to small to deduce a generally accepted statement.