Einleitung In bisherigen Studien zur Prävalenz und Inzidenz der Erdnuss- und Baumnussallergien bei Kindern zeigte sich eine breite Variabilität der Häufigkeitsschätzer. Die Methodik der einzelnen Studien variierte stark und erschwert daher zuverlässige Vergleiche. In bisherigen Studien wurden zur Bestimmung von Nahrungsmittelallergien vor allem Angaben der Eltern und Haut- bzw. Serumtests auf allergische Sensibilisierung verwendet und nur selten das diagnostisch bessere Verfahren der oralen Nahrungsmittelprovokationstests durchgeführt. Zielsetzung Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit war die Bestimmung der Inzi-denz von Erdnuss- und Baumnussallergien im Kindesalter durch bestmögliche Diagnostik mittels doppel-blinder plazebo-kontrollierter Nahrungsmittelprovokation (DBPCFC) in einer bevölkerungsbasierten Geburtskohorte. Darüber hinaus sollten mögliche Risikofaktoren für die Entstehung der Erdnuss- und Baumnussallergien untersucht werden. Methodik Die Berliner EuroPrevall Geburtskohorte war Teil einer europäischen multizentrischen Geburtskohorte von Kindern, die zwischen 2005 und 2007 geboren wurden. Die Kinder wurden bis zum 30. Lebensmonat beobachtet, es wurden regelmäßige standardisierte Interviews mit den Eltern durchgeführt. Bei symptomatischen Kindern und altersgematchten Kontrollkindern wurde das spezifische Immunglobulin E (IgE) gegen Erd- und Baumnüsse im Serum untersucht. Bei gegen Nahrungsmittel sensibilisierten Kindern, definiert als spezifisches IgE≥ 0.35 kU/l, wurde eine DBPCFC zur Bestätigung oder zum Ausschluss einer Nahrungsmittelallergie durchgeführt. Ergebnisse 1570 Kinder wurden für die Berliner Geburtskohorte rekrutiert. Innerhalb der ersten 24 Lebensmonate gab es 128 Drop-outs. 18 Kinder waren gegen Erdnuss sensibilisiert und 8 gegen Baumnüsse (6 Haselnuss, 1 Hasel- und Walnuss, 1 Cashewnuss). Dies ergab eine 30-Monats-Inzidenzrate der Sensibilisierung gegenüber Erdnuss von 1,2% und gegenüber Baumnuss von 0,6%. Durch DBPCFC wurden 6 Kinder als erdnussallergisch und 2 Kinder als baumnussallergisch (1 gegen Haselnuss und 1 gegen Haselnuss und Walnuss) diagnostiziert. Dies ergab eine 30-Monates-Inzidenzrate der Erdnussallergie von 0,4% und der Baumnussallergie von 0,1%. Alle Kinder mit einer diagnostizierten Erdnuss- oder Baumnussallergie waren männlich, hatten mindestens ein allergisches Elternteil und waren gegen mindestens ein weiteres Nahrungsmittel sensibilisiert. Alle Kinder mit Erdnussallergie hatten auch mindestens eine weitere nachgewiesene Nahrungsmittelallergie. Schlussfolgerungen Dies war die erste prospektive Studie bei Kindern in Deutschland, die mit der bestmöglichen Diagnostik die Inzidenz der Erd- und Baumnussallergie in den ersten 2,5 Lebensjahren untersuchte. Bei weniger als 0,5% konnte eine Erd- bzw. eine Baumnussallergie nachgewiesen werden. Es sind längere Beobachtungszeiträume sowie der Vergleich mit den anderen Zentren der EuroPrevall Studie notwendig um den weiteren Verlauf und regionale Unterschiede dieser Allergien abschätzen zu können. Die stärksten Risikofaktoren für Erd- und Baumnussallergie in der vorliegenden Studie schienen männliches Geschlecht und elterliche Allergien zu sein. Eine valide Auswertung insbesondere möglicher weiterer Risikofaktoren war in dieser Kohorte aufgrund der geringen Anzahl bestätigter Erd- bzw. Baumnussallergiefälle nicht mög-lich. Zur Analyse der Risikofaktoren für die Entstehung der Erdnuss- und Baumnussallergien ist die gemeinsame Auswertung der Daten aus allen 9 Zentren der EuroPrevall Geburtskohorte notwendig, um eine ausreichend große Fallzahl und damit validere Risikoschätzer zu erhalten.
Background Previous studies on the prevalence and incidence of peanut and tree nut allergy in childhood give a wide range of results. However, methods of the studies vary and therefore reliable comparisons are not possible. In addition, only skin or blood tests for sensitization and parental reports were commonly used as diagnostic measures and rarely oral food challenge. Objective The primary objective of this work was to evaluate the incidence of peanut and tree nut allergy in childhood within a population-based birth cohort by means of diagnostic gold standards. In addition, risk factors for peanut and tree nut allergy were to be evaluated. Methods The EuroPrevall birth cohort Berlin is part of a European multicenter study of children born between 2005 and 2007. The children were investigated for the first 30 months of life with standardized interviews at regular intervals. Symptomatic and age-matched control children were tested for specific immunoglobulin E. Sensitized children, defined as specific IgE ≥ 0.35 kU/l, underwent double blind placebo controlled food challenge (DBPCFC) to confirm or rule out food allergy. Results 1570 children were recruited for the Berlin birth cohort. 128 dropped out within the first 24 months. 18 children were sensitized to peanut and 8 to tree nuts, resulting in 30-month incidence rate for sensitization to peanut of 1.2% and to tree nuts of 0.6%. 6 children were diagnosed as peanut allergic and 2 children as tree nut allergic, giving a 30-month incidence rate for confirmed peanut allergy of 0.4% and tree nut allergy of 0.1%. All children with peanut or tree nut allergy were male, had at least one allergic parent and were sensitized towards at least one other food. All children with diagnosed peanut allergy had at least one additional confirmed food allergy. Conclusions This was the first prospective study in Germany, which, employing the best possible diagnostic measures, investigated the incidence of peanut and tree nut allergy in childhood in the first 2.5 years of life. In less than 0.5% of children a peanut or tree nut allergy was confirmed. To monitor further development of allergies and possible regional differences, longer investigations are needed, as well as the comparison with other centers of the EuroPrevall study. Male sex and a family history of allergy appear to be the strongest risk factors for peanut and tree nut allergy in this study. A valid conclusion is not possible due to the small number of confirmed allergic children. To analyse risk factors for allergy, pooled data from all nine EuroPrevall study centers need to be analysed in order to establish reliable results from a larger group of cases.