Nach einer aortokoronaren Bypass-Operation weisen Frauen nicht nur eine höhere Mortalitätsrate auf, sondern sind auch in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) stärker eingeschränkt als Männer. Dieser Geschlechterunterschied konnte bisher anhand klinischer Variablen nur teilweise erklärt werden. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Rolle psychosozialer Variablen im Erholungsverlauf nach Bypass-Operation zu untersuchen. Dazu wurden 6 spezifische Fragestellungen zu perioperativen Geschlechterdifferenzen in der HRQoL, der Depressivität, der sozialen Unterstützung sowie den Ursachenzuschreibungen von Bypass-Patienten bearbeitet. Darüber hinaus sollten Messinstrumente zur Erfassung der Depressivität und der sozialen Unterstützung vorgestellt und in ihrer Validität für kardiale Patienten überprüft werden. Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittstudie wurden 1587 Bypass-Patienten (davon 23.3% Frauen) ein bis drei Tage vor der geplanten Operation eingeschlossen. Die psychosozialen Variablen wurden mittels Fragebogen erhoben, die klinischen Variablen den Prüfbögen entnommen. Zur Beantwortung der querschnittlichen und längsschnittlichen Fragestellungen wurden Veränderungen und Zusammenhänge der HRQoL, der Depressivität, der sozialen Unterstützung, der Kausalattributionen sowie der klinischen Parameter erfasst und mit verschiedenen Verfahren teststatistisch überprüft. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, dass Frauen sowohl vor, als auch ein Jahr nach der Bypass-Operation in ihrer HRQoL stärker eingeschränkt sind als Männer. Dieser Geschlechterunterschied bestand in einzelnen Subskalen der HRQoL unabhängig vom präoperativen Gesundheitsstatus und konnte durch Adjustierung für die Depressivität reduziert werden. Im Rahmen einer explorativen Analyse gelang es, wichtige soziodemographische und klinische Risikofaktoren für erhöhte präoperative Depressivitätswerte zu bestimmen. Zudem waren subjektive Ursachenzuschreibungen auf die eigene Persönlichkeit und Stress/mentale Belastung signifikante Prädiktoren von Depressivität. Es konnte die Eignung wichtiger Depressivitätsskalen unter Anwendung eines modernen Analyseverfahrens, der Rasch-Analyse, im Kontext der Bypass-Operation bestätigt werden. Zur Erfassung der sozialen Unterstützung wurde eine deutsche Adaptation des ENRICHD Social Support Inventory (ESSI) vorgenommen und erstmals an einer Stichprobe männlicher und weiblicher Herzpatienten validiert. Zusammenfassend bietet die vorliegende Arbeit einen umfangreichen Einblick in den subjektiven Gesundheitszustand von Frauen und Männern, die sich einer Bypass-Operation unterziehen. Es konnte gezeigt werden, dass neben klinischen Variablen auch psychosoziale Variablen wie die Depressivität den Erholungsverlauf bedingen. Messinstrumente wie der PHQ-9 zur Erfassung der Depressivität sowie das ESSI erwiesen sich als valide Verfahren. Die hier gewonnenen Erkenntnisse erleichtern die Identifikation von männlichen und weiblichen Risikopatienten für einen ungünstigen Erholungsverlauf und bilden damit den Ausgangspunkt für gezielte therapeutische Interventionen.
Following coronary artery bypass graft (CABG) surgery women display not only higher mortality rates, but also report more restrictions in terms of health- related quality of life (HRQoL). So far, the causes for this gender gap could not be fully explained by clinical variables. Therefore, the aim of the present study was to analyze the role of psychosocial variables during recovery following CABG. Six specific problems concerning perioperative gender differences in HRQoL, depression, social support and causal attributions have been addressed. Moreover, instruments to measure depression and social support are presented and examined with respect to their psychometric properties. A total of 1587 patients undergoing CABG (23.3% women) have been included in this prospective longitudinal study. Psychosocial variables have been assessed using questionnaires, clinical and sociodemographic variables have been drawn from case report forms. Associations and changes in HRQoL, depression, social support, causal attributions as well as clinical parameters have been analyzed using different statistical procedures, such as regression analyses, ANOVA or propensity score matching. Following CABG women are more impaired in several domains of HRQoL. However, with respect to physical functioning, bodily pain and general health perception, this was largely explained by preexisting gender differences in clinical health status and depression. An exploratory analysis allowed to identify important sociodemographic and clinical predictors of preoperative depression. Moreover, causal attributions to personality and stress have been shown to predict depression – both cross- sectionally and longitudinally. In addition, the validity of important depression scales could be approved in the context of CABG using the modern Rasch-analyses. Finally, a German adaption of the English ENRICHED Social Support Inventory (ESSI) has been developed and for the first time validated in male and female heart disease patients. The present study provides a comprehensive picture of the subjective health status of female and male patients undergoing CABG. Besides clinical variables psychosocial factors such as depression contribute to the recovery process. The German adaption of the ESSI and the analyzed depression scales are valid, reliable and economic tools to assess psychosocial risk factors. The study findings will facilitate identification of female and male patients at risk for worse recovery and discloses initial points for targeted interventions.