Die Forschungsarbeit stand unter der Fragestellung, inwiefern die gegenwärtigen Ergebnisse der Agrartransformation in den neuen Bundesländern nach der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten Ausgangsbedingungen für eine prosperierende wirtschaftliche und soziokulturelle Entwicklung darstellen können. Weil diese Ergebnisse außer denen der gesellschaftlichen Transformation nach der deutschen Vereinigung zu einem großen Teil die Folgen der Agrarentwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR darstellen, wurden am Anfang auch in einer ideologiekritischen Darstellung vor allem die Vorstellungen der ursprünglichen deutschen Sozialdemokratie und des Marxismus erörtert, da die Agrartransformation mit diesen Vorstellungen ideologisch gerechtfertigt wurde. Im Sommer 1945 begann die Bodenreform. Es wurden alle Betriebe ab der Betriebsgröße von einhundert Hektar entschädigungslos enteignet. Ein großer Teil des enteigneten Landes wurde in sehr kleine Betriebsflächen parzelliert. Größere bäuerliche Betriebe bestanden vor allem in Sachsen und Thüringen weiter. Ab dem Jahre 1952 begann durch die politischen Direktiven der SED die Kampagne zur Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), Kolchosen nach sowjetischem Vorbild. Die nun geschaffenen LPG waren mit dem eigentlichen Genossenschaftsgedanken nicht adäquat. Denn sie waren quasi Staatsbetriebe, in denen die Bauern zu agrarischen Lohnarbeitern wurden. Das Kommando führten in der Regel eingesetzte Funktionäre der SED. In den Jahrzehnten nach dem Mauerbau 1961 wurde ein Prozeß der Industrialisierung der Landwirtschaft massiv vorangetrieben. Es entstanden dabei Latifundien mit Flächengrößen bis zu 10.000 Hektar. Nach dem wirtschaftlichen und politischen Zusammenbruch der DDR wurde ein Landwirtschaftsanpassungsgesetz erlassen. Dieses hatte die Anpassung der DDR- Landwirtschaft an die soziale Marktwirtschaft zum Ziel. Das 1994 in Kraft getretene Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz (EALG) sollte eigentlich bei den Betroffenen der Bodenreform für Entschädigung und Ausgleich sorgen. Es wurde mit diesem Gesetz bestimmt, daß die Berechtigten Ausgleichsflächen verbilligt kaufen könnten. Jedoch durch einzelne Festlegungen dieses Gesetzes war ein Ausgleich in der Praxis weitgehend ausgeschlossen worden. Die agrarindustriellen Strukturen wie sie durch die Zwangskollektivierung unter der SED-Diktatur hergestellt wurden, sind in der Regel beibehalten worden. Bis zu 90 Prozent des Agrarlandes im untersuchten Gebiet (Ostvorpommern) befinden sich heute im Privatbesitz ehemaliger SED- Agrarfunktionäre. In den neuen Bundesländern existieren über 1.600 landwirtschaftliche Großbetriebe mit Nutzflächen größer als 1.000 Hektar. Eine Ablösung ehemaliger regionaler Eliten ist weitgehend ausgeblieben. Die neuen sozialen und politischen Bewegungen der Wende 1989/90 in der DDR konnten sich im ländlichen Raum noch weniger etablieren als in den städtischen Zentren. Es kann vielmehr festgestellt werden, daß die frühere Kaderstruktur konsistent geblieben ist und teilweise sogar als »verschworene Gemeinschaft« weiter agiert. Unter diesen Bedingungen entsprachen wirtschaftliche Initiativen bisher nicht den Erwartungen und eine erhebliche Abwanderung von Arbeitskräften war die Folge. Im Ergebnis der Untersuchung werden Hinweise für gesetzgeberische Änderungen gegeben.
Research work dealt with the question of how the present results of the agrarian transformation in the New States have - since unification - created starting conditions for a prospering economic and socio-cultural development. Setting social transformations aside, the development in the agricultural sector results to a greater part from the agrarian policies in the former Soviet Zone of Occupation and GDR. At the onset, a critical ideological analysis of above all the ideas of the former German Social Democracy and Marxism is presented, as they were the ideological justification for the first agrarian transformation. Land reform began in the summer of 1945. All farms larger than approx. 2.5 British acres were nationalised without compensation. A greater part of the confiscated land was cut in to very small fields. Large farms continued to exist above all in Saxony and Thuringia. Political directives of the SED (East German Communist Party) led to the creation of agrarian co-operatives (LPG) in 1952. They followed the model of the Soviet kolkhoz. The LPG's were no coherent with the idea of a co-operative as they were a kind of state farm, with farmers as agrarian employees. In general, functionaries of the SED were in charge. A massive process of agro-industrialisation followed in the decades after the building of the Berlin Wall in 1961. Latifundiums of up to 25.000 acres resulted. A law dealing with adjustments in the agrarian sector was passed after the economic and political collapse of the GDR. The aim was the adjustment of the East German agricultural sector to a social market economy. The law on restitution and compensation payments (EALG) passed in 1994 was meant to compensate the victims of the communist land reform. The law determined that affected persons could purchase equivalent land at reduced prices. Yet, specific clauses within the law made a fair compensation in reality impossible. The agro-industrial structures that had resulted from the forced collectivising of the SED-dictatorship were in general maintained. Up to 90% of farming land in the Ostvorpommern Region analysed in this study are today the private property of former SED agro-functionaries. There are over 1.600 large farms in the New States that incorporate more than 2.500 acres of agricultural area. A hand-over of power by the regional elite's has not taken place. The new socio-political developments of 1989/90 in the GDR have to a much smaller extent established themselves in today's rural areas compared to the urban centres. Rather more, it must be established, that the previous cadre structures have remained and in some cases continue to act as 'secret societies'. Economic initiatives under these conditions did not fulfil the expectations. The result was a considerable migration of the work force. As a result, the study presents suggestion for law reform.