Hintergrund: Studien aus den USA, Australien und Spanien zeigten signifikante inter-institutionelle Unterschiede hinsichtlich der Versorgung von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1500g (VLBWI, Very Low Birth Weight Infant). Diese Unterschiede fanden sich trotz anerkannter, evidenz- basierter internationaler Richtlinien (ILCOR). Fragestellung: Existieren Unterschiede in der apparativen Ausstattung und im Vorgehen bei der Versorgung von VLBW-Kindern in Deutschland, Österreich und der Schweiz? Bestehen Unterschiede zwischen universitären und nicht-universitären Einrichtungen und inwieweit ist dieses Vorgehens mit internationalen Richtlinien konform? Methodik: Prospektive Fragebogenerhebung von 249 neonatologischen Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, statistische Analyse und Vergleich mit entsprechenden internationalen Studien nach systematischer, internet-basierter Literaturrecherche. Ergebnisse: Rücklaufquote 76%, 25% universitäre und 75% nicht-universitäre Abteilungen. Signifikante Unterschiede: weniger Schweizer Abteilungen haben einen über 24 Stunden verfügbaren neonatologischen Versorgungsdienst, seltener einen definierten Erstversorgungsraum und einen geringeren Anteil an Geräten, die eine Druckkontrolle erlauben. Deutsche Abteilungen führen signifikant häufiger ein Blähmanöver durch. Keine Unterschiede fanden sich bei der Wahl der initial verwendeten Sauerstoffkonzentration, bei den Zielwerten der Sauerstoffsättigung oder bei invasiven Prozeduren. 31% der Abteilungen beginnen eine Atemunterstützung mit Raumluft, 72% wählen eine Zielsauerstoffsättigung von 85-90% (10. Lebensminute) und rund 40% verwenden druckkontrollierte Atemhilfen. Universitäre und nicht-universitäre Abteilungen unterscheiden sich nur geringfügig: Nicht-universitäre Abteilungen verwenden seltener selbst entfaltende Beatmungsbeutel, wählen häufiger eine höhere Zielsauerstoffsättigung und verwenden mehr Kopfbedeckungen zum Wärmeschutz als universitäre Abteilungen. Universitäre Abteilungen wählen höhere Surfactant- Dosen. Die Empfehlungen der ILCOR-Richtlinien (2005) werden in allen untersuchten Ländern und Abteilungsformen weitestgehend umgesetzt, nur die empfohlenen CO2-Detektoren zur Kontrolle der Tubuslage werden kaum verwendet. Schlussfolgerung: Die Versorgung von VLBWI ist in den untersuchten Ländern, bis auf wenige Unterschiede bei der apparativen Ausstattung und einzelner räumlicher und organisatorischer Merkmale, als gleichwertig anzusehen. Weder die apparative Ausstattung noch die klinische Vorgehensweise an akademischen oder nicht-akademischen Einrichtungen unterscheidet sich wesentlich, obwohl die nicht-akademischen Einrichtungen signifikant weniger Geburten und signifikant weniger VLBWI pro Jahr betreuen. Die befragten Einrichtungen boten im Jahr 2008 eine den ILCOR-Richtlinien entsprechende Versorgung, in der sich bereits neuste wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich einer modernen nicht invasiven Atemunterstützung umgesetzt zeigten. Im Vergleich zu anderen Ländern sind diese Maßnahmen wie auch die dafür notwenige Ausstattung zu einem höheren Grad und in allen Einrichtungen gleichermaßen etabliert. Fazit: Die optimale Versorgung von Frühgeborenen basiert nicht nur auf der Beachtung von Richtlinien und einer entsprechenden apparativen Ausstattung, sondern erfordert auch die Umsetzung von Erkenntnissen aus aktuellen klinischen Studien.
Backround: The international liaison committee for resuscitation (ILCOR) provides regularly updated guidelines on resuscitation for preterm infants. Despite these guidelines, surveys from the USA, Australia and Spain have shown significant inter-institutional variation of delivery room (DR) management for very low birth weight infants (VLBWI, < 1500g). Objektive: To investigate protocols for DR management of VLBWI in Germany, Austria and Switzerland, and to compare these with the 2005 ILCOR guidelines and international surveys. Methods: DR management, parameter settings, target parameters and equipment used were surveyed in a prospective, questionnaire-based survey in 2008. Findings were compared between countries, between academic and non-academic units and checked for compliance with the ILCOR 2005 guidelines. Results: 190 of 249 departments participated in the questionnaire survey, the response rate was 76%. Of these, 25 % are university and 75% are non-university departments. A 24 hours in house neonatal service is less frequently provided in Switzerland and a designated resuscitation area is significant less available in this country. Swiss units have a lower proportion of devices which allow pressure control. Sustained inflations were performed more often in German units. No differences were found regarding application and monitoring of supplementary oxygen, targeted saturation levels and invasive procedures such as the application of Surfactant via INSURE. 31% of all units start resuscitation with air, 72% have a targeted level of oxygen saturation of 85-90%. 40% use equipment which allows pressure control. Comparison of academic and non-academic units shows only minor differences: Non-academic units chose more often higher targeted oxygen saturation levels, use less Self inflating bags and tend do use more head covers for thermal management. Academic units chose higher Surfactant doses. CO2-detectors for confirmation of correct tube placement, as advised by ILCOR, were used in only 10% of units. Otherwise we found good accordance with the ILCOR guidelines. Summary: Neither the equipment or facilities nor the clinical approach towards resuscitation differed between the compared countries, and academic and non- academic institutions. Although, the non-academic institutions serve significantly fewer VLBWI. DR management is in good accordance with the 2005 ILCOR guidelines and implements also the latest scientific findings. Compared to results from other international surveys, these measures and the required equipment are established equally and at a more complete level. Conclusion: The optimal care of preterm infants is not only based on the adherence to international guidelines, but also by implementing relevant findings from recent clinical research.