Durch Interventionsmaßnahmen (wie z. B. motivierende Interviews, Informations- materialien, Nikotinersatzpräparate) im hausärztlichen Bereich ist es möglich, Raucher zum Rauchstopp zu bewegen87,88. Jedoch ist bisher wenig über Entwöhnungsmaßnahmen für Raucher in Rettungsstellen bekannt42,44. Auch über Rauchen als möglichen Prädiktor für Loss to follow-up (Studienabbruch) bei Interventionsstudien in einem Rettungsstellen-Setting gibt es bisher keine Informationen. Loss to follow-up kann die Validität von Studienergebnissen beeinträchtigen46. In anderen Settings (Schulen, kieferorthopädische Praxen) konnte bereits gezeigt werden, dass Substanzgebrauch das Risiko für Loss to follow-up erhöht58,60. Das Ziel dieser Arbeit war es zu prüfen, ob Rauchen bei einer Interventionsstudie zu Substanzgebrauch in einem Rettungsstellen-Setting ein Prädiktor für Loss to follow-up bei jungen, leicht traumatisierten Patienten war. Zusätzlich sollte geprüft werden, ob Raucher auch unabhängig von anderen Einflussgrößen ein erhöhtes Risiko hatten, eine solche Studie frühzeitig abzubrechen. Außerdem sollte in der Gruppe der Raucher der Einfluss der Nikotinabhängigkeit und der Motivationslage hinsichtlich eines Rauchstopps auf den Studienabbruch ermittelt werden. Als Grundlage dienten Daten der Lebensstil-Studie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte. Der Patienteneinschluss erfolgte von Dezember 01 bis Januar 03 in der chirurgischen Rettungsstelle der Charité-Campus Mitte. Einschlusskriterien waren neben der schriftlichen Einverständniserklärung ausreichende Deutschkenntnisse, ein akutes Trauma und ein Alter von größer oder gleich 18 Jahren. Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen oder schweren Traumata, die eine Befragung unmöglich machten, sowie Patienten, die in Polizeibegleitung in die Rettungsstelle kamen, wurden nicht in die Studie eingeschlossen Die Baseline-Befragung (T0) enthielt Fragen zu sozioökonomischem Status und Substanzgebrauch (Alkohol-, Drogen-, Nikotinkonsum). Patienten, die aktuell rauchten, wurden als Raucher , Patienten mit einem mindestens einmaligen Konsum von Marihuana, Kokain, Ecstasy, Heroin oder anderen illegalen Substanzen innerhalb der letzten zwölf Monate als illegale Drogenkonsumenten und Patienten mit einem AUDIT von ≥ 8 Punkten als gefährliche Alkoholkonsumenten definiert. Raucher erhielten zusätzlich Fragen zur Änderungsbereitschaft (FÄR) und zur Nikotinabhängigkeit (HSI). Es folgten Telefoninterviews nach drei (T3), sechs (T6) und neun (T9) Monaten mit Fragen zu Rauchstatus und Substanzgebrauch und die Abschlussbefragung nach 12 Monaten (T12). Patienten, die ihren letzten Kontakt zur Studie nach drei, sechs oder neun Monaten hatten, die Studie also frühzeitig abbrachen, wurden als Loss to follow-up definiert, die Teilnehmer an der Abschlussbefragung wurden als Completer gewertet. Es standen von insgesamt 3026 Patienten 2980 vollständige Datensätze zur Verfügung. Diese Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 35 (±13) Jahre alt, zu 62% männlich und in der überwiegenden Mehrzahl (84%) leicht verletzt. Es gab eine hohe Prävalenz von Substanzgebrauch (Nikotinkonsum: 46%; gefährlicher Alkoholkonsum: 19%; illegaler Drogenkonsum: 22%). Insgesamt 1831 Patienten waren Completer (61,4%) und 1149 Patienten (38,6%) waren Loss to follow-up. Rauchen war zu allen Zeitpunkten (T0-T9) ein signifikanter Prädiktor für Loss to follow-up (größte OR T0: 2,2 [1,7 - 2,7]). Das Ergebnis blieb auch nach multiplen Adjustierungen signifikant (größte OR T6: 1,9 [1,3 - 2,6]). In der Gruppe der Raucher konnte die Assoziation zwischen dem Grad der Nikotinabhängigkeit und frühzeitigem Loss to follow-up gezeigt werden. Die mittelgradige Nikotin-abhängigkeit war im Zeitraum T0 -T3 (innerhalb der ersten drei Monate ab Baseline) mit einem erhöhten Abbruchrisiko (OR T0: 2,4 [1,7-3,2]) verbunden. Das Ergebnis blieb auch nach multiplen Adjustierungen signifikant (OR T0: 2,2 [1,6-3,1]). Die Motivation hinsichtlich eines Rauchstopps war nicht mit einem Loss to follow-up assoziiert (p = 0,742). Mit dieser Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass Rauchen auch innerhalb einer Interventionsstudie in einem Rettungsstellen-Setting mit Loss to follow- up assoziiert ist. Aufgrund des für Raucher erhöhten Abbruchrisikos gesund- heitsfördernder Maßnahmen in der Rettungsstelle sollte präventiv ein häufiger, intensiver Kontakt gerade zu diesem Patientenklientel eingeplant werden. Auch für die Berechnung von Fallzahlen epidemiologischer Studien sollte das erhöhte Abbruchrisiko von Rauchern berücksichtigt werden.
Objective: In health promoting studies, young age, male gender, lower academic education, and substance use were found to be relevant predictors of loss to follow-up. The purpose of this study was to assess factors of loss to follow-up after screening and Tailored Brief Advice for nicotine dependence in an emergency department setting. Methods: Randomized controlled intervention study with 12-month follow-up. At baseline (T0), 2,890 consecutive trauma patients were screened for substance use (smoking, alcohol consumption and illicit drug use) as well as for socio- economic status (Income, Partnership, School education) Patients who were smoking got randomized a Tailored Brief Advice. All patients were tried to reach again for follow-up at 3, 6, 9 and 12 month (T12). Results: At baseline, mean age of participants was 34.8 [12.7] years, and 62.1 % were male. Loss to follow-up between T0 and T12 was 1149 participants (38,6%), and 1831 (61,4%) completed the study. After adjustment to other riskfactors like alcohol consumption, ilicit drug use, no A-level and gender, loss to follow-up was strongly depending on smoking: (OR 1.7 (95%-CI (1.4 2.0)). Conclusions: After screening and brief intervention in an emergency department, smokers are at increased risk becoming loss to follow-up. Especially young smokers with no A-level and additional alcohol problems are at increased risk becoming lost to follow-up.