Die koronare Herzerkrankung (KHK) stellt in den westlichen Industrienationen nach wie vor die häufigste Todesursache dar. Der Einfluss psychischer Faktoren - insbesondere von Depression und Angst - auf die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung ist inzwischen gut belegt. Bei der Erforschung der psychophysiologischen Zusammenhänge ist die Herzratenvariabilität (HRV) von besonderem Interesse. Erniedrigte HRV-Werte sind Ausdruck einer sympathovagalen Imbalance und werden sowohl bei der KHK als auch bei Angststörungen beobachtet. Bei bereits vorliegender KHK geht eine reduzierte Herzratenvariabilität mit einer schlechteren Prognose einher. Daher untersucht die vorliegende Arbeit die Effekte einer psychotherapeutischen Intervention auf die Herzratenvariabilität bei KHK-Patienten mit erhöhtem Angstlevel. Methode: Die randomisierte kontrollierte Studie wurde mit KHK-Patienten ohne rezentes koronares Ereignis durchgeführt, die ein erhöhtes Angstlevel aufwiesen – gemessen mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS). Nach der Randomisierung unterzogen sich die Patienten entweder einer 6-monatigen Gruppen basierten psychotherapeutischen Intervention oder einer Kontrollbedingung (treatment as usual). Die HRV-Parameter (SDNN und RMSSD) wurden unter Ruhebedingung und unter kontrollierter Atmung mittels Brustgurt- gesteuerter Signalaufzeichnung registriert. Die Angstscores und die HRV- Parameter wurden nach 6 Monaten reevaluiert (nach der Behandlung). Ergebnisse: Hinsichtlich der medizinischen, soziodemographischen und psychologischen Baseline-Variablen waren Interventionsgruppe (n=20) und Kontrollgruppe (n=19) vergleichbar. Anders als erwartet, war durch die Psychotherapie keine stärkere Angstreduktion zu verzeichnen als unter der Kontrollbedingung. Auch hinsichtlich der HRV zeigten die Gruppen im Verlauf keine signifikant verschiedenen Werte. Die HRV-Werte der Interventionsgruppe zeigten keinen Anstieg, sondern – wie auch die der Kontrollgruppe – ein Absinken. Dabei fielen die HRV-Parameter der Interventionsgruppe weniger stark ab als die der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied verfehlte aber das statistische Signifikanzniveau. Des Weiteren wurde keine Korrelation zwischen Reduktion des Angstlevels und HRV-Anstieg im Zeitverlauf verzeichnet. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse werden mit existierenden ähnlichen Untersuchungen verglichen. Bei Patienten mit Angststörungen konnte unter Psychotherapie ein HRV-Anstieg dokumentiert werden, wobei es sich hier stets um Patienten deutlich geringeren Alters und ohne somatische Komorbidität handelte. Die Beeinflussbarkeit der HRV bei dem unserer Arbeit zugrunde liegenden Patientenkollektiv mit einer über einen langen Zeitraum entwickelten Arteriosklerose muss relativiert werden. Da bisher nur sehr wenige Arbeiten zu ähnlichen Fragestellungen vorliegen, sind weitere Studien zum genaueren Verständnis der Zusammenhänge und der Beeinflussbarkeit der HRV von Nöten. Um Subgruppenanalysen vornehmen zu können und individuelle Prädiktoren für einen psychotherapeutischen Behandlungserfolg bei KHK-Patienten mit komorbider Angststörungen zu ermitteln, sollten Untersuchungen mit größeren Patientenzahlen und verschiedenen Therapiemethoden durchgeführt werden.
Coronary heart disease (CHD) is the leading cause of death in industrialised nations. There is convincing evidence that psychological factors such as depression and anxiety contribute both to the risk of developing CHD and the worsening of clinical course in patients with CHD. Investigating the psychophysiological backround, heart rate variability (HRV) is of high interest. Decreased HRV indicates autonomic imbalance and can be found in patients with anxiety disorders or anxiety symptoms as well as in CHD patients. In CHD patients low HRV is associated with poor prognosis. The present study investigates the effects of psychotherapy intervention on HRV in CHD patients with elevated anxiety levels. Methods: A randomised controlled trial was conducted with CHD patients without recent coronary event, who had elevated levels of anxiety – measured by the Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS). After randomisation the patients underwent either a 6-month group-based psychotherapy intervention or control condition (treatment as usual). HRV data (SDNN and RMSSD) were recorded with a breast belt measuring device as a short time measurement. Anxiety scores and HRV data were reevaluated at 6-month follow-up (after the treatment). Results: Intervention group (n=20) and control group (n=19) were comparable in sociodemographic, disease-related and psychological baseline variables. At 6-month follow-up reductions of anxiety levels were found in both groups without significant difference between the groups. Moreover, HRV data showed a decrease in both groups at follow-up, whereby the decrease was stronger in the control group than in the intervention group. However, the difference between the groups was not statistically significant. Furthermore there was no correlation found between reduction of anxiety level and increase of HRV. Conclusion: Up to now there are only few studies investigating the influence of psychotherapy on HRV. Our results differ from the finding of other studies that found HRV increase after psychotherapy in patients with anxiety disorders. But, in contrast to our study, those patients had no somatic comorbidity. Probably the effects on HRV are low in patients with long time existing arteriosclerosis. Further investigation with larger sample size and changes in the design of intervention might be useful to allow subgroup analysis and to reveal new aspects.