Einleitung: Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den Effekt eines Cochlea-Implantats (CI) auf Sprachverstehen, gesundheitsbezogene Lebensqualität, Tinnitus, Stressempfinden und Copingstrategien bei postlingual hochgradig schwerhörigen oder ertaubten Patienten darzustellen. Insbesondere sollte hierbei die präoperative Hörsituation Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollten mögliche Zusammenhänge zwischen den genannten Parametern untersucht werden, sowie der Einfluss der Ertaubungsdauer auf den Erfolg der Implantation. Methodik: Das Hörvermögen und Sprachverstehen 50 erwachsener, seit mindestens 6 Monaten einseitig mit einem CI versorgter Patienten wurde mittels Tonaudiogram (TSA), Hochmair-Schulz-Moser-Satztest (HSM), Freiburger Einsilbertest (ES) und Oldenburger Satztest (OLSA) ermittelt. Des Weiteren dienten sechs validierte Fragebögen prä- und postoperativ zur Erfassung der individuellen gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL), Tinnitusbelastung, subjektiver Hörkompetenz, Stressempfinden und Weiterverarbeitung von Stressoren, sowie vorhandenen Copingkompetenzen. Dies waren im Einzelnen der Nijmegen Cochlear Implant Questionnare (NCIQ), Medical Outcomes Study Short- Form 36-Item Health Survey (SF-36), Tinnitus-Fragebogen nach Goebel und Hiller (TF), Oldenburger Frageninventar (OI), Perceived Stress Questionnaire (PSQ), sowie der Fragebogen Brief-COPE. Ergebnisse: Insgesamt führte die Versorgung mit einem CI zu signifikanten Verbesserungen in allen untersuchten Bereichen. Es zeigten sich deutliche Steigerungen des Hörens und insbesondere des Sprachverstehens sowie der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch eine Cochlea Implantation. Zwischen diesen beiden Bereichen konnten positive Korrelationen nachgewiesen werden. Das Ergebnis des präoperativen Tonaudiogramms hatte keinen Einfluss auf das Outcome eines CI, allerdings führte eine kürzere präoperative Ertaubungsdauer zu einem entsprechend besseren Sprachverstehen mit CI. Weitere deutliche Verbesserungen ließen sich für die Tinnitusbelastung der Patienten feststellen. Die Versorgung mit einem CI führte bei den 42 Tinnituspatienten des Kollektivs zur allgemeinen Verringerung des Tinnitus-schweregrades von präoperativ mittelgradiger Ausprägung zu postoperativ leichtgradigem Tinnitus (Einteilung nach Goebel und Hiller). Darüber hinaus stellten wir fest, dass hochgradig hörgeschädigte oder ertaubte Patienten ein höheres Stressniveau aufweisen als die Normalbevölkerung und in schwierigen Lebenssituationen häufiger ausweichendes Problemverhalten zeigen als sich direkt mit der belastenden Situation auseinander zu setzen. Postoperativ entspricht das durchschnittliche Stressempfinden jedoch dem der Normalbevölkerung und auch die Fähigkeit mit belastenden Situationen umzugehen konnte verbessert werden. Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es sich bei der Cochlea Implantation heutzutage um eine effektive und etablierte Möglichkeit zur Hörrehabilitation handelt. Ein CI führt unseren Ergebnissen zufolge zu einer deutlich vereinfachten Kommunikation und Orientierung im Alltag oder macht diese für Betroffene überhaupt erst möglich. Der Nutzen des CI geht allerdings weit über die Verbesserung des Hörens und Sprachverstehens hinaus und erstreckt sich auch auf psychologische und soziale Bereiche. Deshalb stellt die Versorgung mit einem CI bei postlingual Ertaubten mit intakter Hörbahn heutzutage die erfolgreichste Therapiemöglichkeit Innenohr-bedingter Ertaubung und Schwerhörigkeit dar.
Introduction: The purpose of this retrospective study was to determine the effect of cochlear implantation (CI) on health-related quality of life (HRQoL), speech perception, tinnitus annoyance, perceived stress and coping strategies in adult patients with severe to profound postlingual hearing loss. In particular we took account of the preoperative hearing situation. Furthermore, we wanted to analyse the relationship between these parameters as well as the influence of duration of deafness on implant success. Methods: We included 50 adult patients, implanted unilaterally with a multichannel implant, for at least six months. Speech perception was measured using the tonal threshold audiometry, the Freiburg monosyllable test, the Hochmair- Schulz-Moser sentence test and the Oldenburg sentence test. In addition, six validated questionnaires were used to evaluate the pre-CI and post-CI scores of HRQoL, tinnitus, speech perception, perceived stress and coping strategies. In detail, we applied the Nijmegen Cochlear Implant Questionnare (NCIQ), the Medical Outcomes Study Short-Form 36-Item Health Survey (SF-36), the Tinnitus- Questionnaire by Goebel and Hiller, the Oldenburg question files, the Perceived Stress Questionnaire (PSQ), as well as the Brief-COPE. Results: Altogether, a CI resulted in significant improvements in all evaluated fields. We observed improvements in hearing, especially speech understanding and HRQoL following cochlear implantation. We found positive correlations between HRQoL and speech perception. The preoperative results of the threshold audiometry did not have any influence on the outcome of cochlear implantation, but a shorter preoperative period of deafness resulted in a better speech understanding with the CI. Additional changes were also observed for tinnitus- annoyance. In the 42 tinnitus patients, their tinnitus developed from moderately values pre-CI to slight values post-CI in all cases (classification by Goebel and Hiller). Moreover, we figured out that patients with severe hearing loss normally have a higher level of perceived symptoms of stress and worse coping strategies than patients after cochlear implantation. Post-CI the 50 probands scored the general population’s level of perceived stress. Conclusions: In summary, the present study provides evidence, that today cochlear implantation constitutes a successful procedure of auditory rehabilitation and better communication and orientation in everyday life. Furthermore patients also reach an extremely high individual benefit in psychological and social fields. Altogether, cochlear implantation currently represents the most successful therapeutic option for auditory rehabilitation of sensorineural hearing loss with an intact central auditory pathway.