This study on migration of Cameroonians to Germany describes the interplay of transnational mobility, marriage, family, and kinship among migrants, and the overarching legal framework of immigration. My research emphasizes the extent to which changes in the German and European Union immigration laws shape marital and reproductive practices of Cameroonian migrants. To receive a comprehensive picture of Cameroonian migrants’ experiences, my work is organized in a sequential order; exploring migration plans and decisions in Cameroon, following the migration process to Germany, and, in part, back to Cameroon. In addition, my research pays attention to perspectives of different actors who are involved in the migration process: Cameroonian migrants and their families, German spouses and partners, and the state. This multi-layered analysis provides a broad understanding on the – often dissonant – sides of the story. I have entitled my thesis “MAKING FAMILIES AMONG CAMEROONIAN ‘BUSH FALLERS’ IN GERMANY: MARRIAGE, MIGRATION, AND THE LAW”. The Pidgin- English term bush faller derives from the verb to fall bush, meaning to go to the bush to hunt, gather or harvest and to return with enough food to nourish the family. Interview partners commonly used the phrase to describe Cameroonians in Europe or the United States who were looking for ‘greener pastures’ to achieve individual and family goals. The term also conveys a sense of risk and danger: breaking new ground in a distant place. The example of Cameroonians in Germany illustrates the limitations of transnational movements for third- country nationals, and provides an example of the interdependencies between migration processes, nuptial and reproductive behavior, and legal framework. In the last decade, the German state has so tightened its immigration and labor market regulations that third-country nationals without special qualification and highly sought technical skills have little chance of staying. The few non-OECD citizens who now try to come to Germany are in majority highly educated, coming for advanced training or on job for highly skilled workers in science, business or industry. Those who come to claim asylum have almost no chance of being recognized. This research proposes that a large number of Cameroonian migrants rely on gender-specific ways to respond to these exclusionary immigration and labor market restrictions. Almost the only way to stay and earn money is to merge their family life directly with those of German nationals, this means marrying a German spouse or bearing a German child. Such limited options for legalizing their status in Germany by other means make Cameroonian men and women increasingly dependent on German partners. My work makes a special contribution by complementing the existing literature on the transnational migration with perspectives on marriage strategies of male migrants and reproductive practices of female migrants. My analysis reveals that Cameroonian migrants have to increasingly split their education, work, marriage, and reproductive lives across national boundaries to achieve personal and community life course goals.
Die vorliegende Studie untersucht Zusammenhänge zwischen transnationaler Migration, Familienbildungsprozessen und Zuwanderungsgesetzen am Beispiel von Kameruner MigrantInnen in Deutschland. Der Schwerpunkt richtet sich dabei auf die Auswirkungen der Gesetze zur Steuerung und Begrenzung von Zuwanderung sowie von Aufenthalts- und Integrationsregelungen auf das Heirats- und Geburtsverhalten von Drittstaatenangehörigen. Unter Berücksichtigung des Herkunfts-, Aufnahme- und Rückkehrkontextes sowie unter Einbeziehung von dynamischen Prozessen und transnationalen Verbindungen zwischen Kamerun und Deutschland untersucht diese Arbeit die komplexen sozialen Lebensrealitäten Kameruner MigrantInnen. Dabei kommen neben den Kameruner MigrantInnen als Akteure auch deren Familien und deutsche (Ehe)partner zu Wort. Diese vielschichtige Darstellung ermöglicht Einblicke in die oft konträren Perspektiven und Positionen der Beteiligten. Meine Arbeit analysiert den Einfluss transnationaler Migrationsprozesse auf Lebensereignisse von MigrantInnen und ihren Familien im Herkunfts- und Zielland. Dieser Forschungsbereich ist bisher weitgehend unerforscht. Die zentrale Forschungsfrage lautet daher: Welche Auswirkungen haben die sich ändernden Rechtsvorschriften über Aufenthaltsbestimmungen und über die Erteilung von Arbeitserlaubnissen auf das Heirats- und Fertilitätsverhalten von Kameruner MigrantInnen? Die Beantwortung dieser Frage erfordert einen grenzüberschreitenden Blick auf die AkteurInnen der Migration und deren Strategien. Dank ‚multi-sited-ethnography’ bzw. der multilokalen Ethnographie (Marcus 1995) wird diese Studie der Mobilität der Kameruner MigrantInnen sowie der Komplexität ihrer Vorgehensweisen gerecht. Bei Feldforschungen in Kamerun und Deutschland wurden teilnehmende Beobachtung, strukturierte Interviews, informelle Gespräche, Fokusgruppendiskussionen, eine Umfrage sowie Auswertungen von Online-Portalen und Foren zu binationalen Paaren zur Datenerhebung eingesetzt. Des Weiteren verwende ich Daten des ‚Cameroon Demographic and Health Survey’ und des Statistischen Bundesamtes, um meine Ergebnisse in einen ökonomischen und sozialen Gesamtkontext einzubetten. In meiner Studie richte ich den Blick auf die Migrationsmotive der Befragten. Insbesondere wird dabei deutlich, dass eine Kombination aus hohem Bildungsgrad, aber gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit die Hauptgründe für eine internationale Migration vor allem für junge Männer und Frauen zwischen 20 und 35 Jahren darstellen. Gleichzeitig veranlassen Menschenrechtsverletzungen sowie eine hohe Korruptionsrate und politische Instabilität Menschen zur Abwanderung. Die von den Medien vermittelten positiven Vorstellungen über Europa spielen für die Migrationsentscheidung ebenso eine wesentliche Rolle. Anhand von einem Diskurs über den populären Musikstil Coupé Décalé zeige ich, wie afrikanische Musiker in der Diaspora das ausschweifende Leben im westlichen Ausland preisen und zur Migration ermuntern. In den meisten Fällen war jedoch nicht ein Motiv für die Abwanderung verantwortlich, sondern das Zusammenspiel verschiedener Faktoren und Ereignisse veranlasste Befragte eine Migration nach Europa oder in die USA in Betracht zu ziehen (de Rosny 2002, Séraphin 2000). Im Titel meiner Arbeit “MAKING FAMILIES AMONG CAMEROONIAN ‘BUSH FALLERS’ IN GERMANY: MARRIAGE, MIGRATION, AND THE LAW” verweise ich auf das Konzept des bush faller. Der Begriff bush faller entstammt dem Pidgin-Englisch, einer der Umgangssprachen im anglophonen Teil Kameruns, und bezeichnet eine Person, die in Europa oder den USA ein besseres Leben sucht und erfolgreich nach Kamerun zurückkehrt. Bush faller leitet sich von dem Verb to fall bush ab und bedeutet, in den Busch zu gehen, um zu jagen, zu sammeln oder zu ernten und anschließend mit Essen zur Familie zurückzukehren (Jua 2003, Pelican et al. 2008). Laut meiner Interviewpartner hat der Busch eine doppelte Bedeutung: zum einen wird er mit der Hoffnung auf Erfolg und Wohlstand in Zusammenhang gebracht, zum anderem mit den Adjektiven wild und bedrohlich beschrieben. Diese Deutungen des Ausdrucks wurden auf die grenzüberschreitende Migration übertragen, welche sowohl Potentiale als auch Risiken und Gefahren birgt. Der größte Teil der MigrantInnen als auch ihre Familien sehen die Auswanderung nach Europa als ein zeitlich begrenztes Ereignis. Die Idee ist, in den ‚Busch’ zu gehen, eine Ausbildung zu absolvieren und Geld zu verdienen, um anschließend erfolgreich nach Kamerun zurückzukehren. Die angestrebte Temporalität der Migration wirkt sich auf das Heirats- und Geburtsverhalten in Kamerun als auch in Deutschland aus. Meine Fallstudien sowie die Auswertung der Umfrage zeigen, dass Migrationspläne von KamerunerInnen stark von (oftmals älteren) Familienangehörigen beeinflusst werden. Generationsübergreifende soziale Netzwerke spielen jedoch nicht nur bei der Entscheidung zur Auswanderung eine besondere Rolle, sondern auch bei der Aufrechterhaltung transnationaler Verbindungen zwischen Kamerun und Deutschland und bei Rückkehrüberlegungen. Viele Familien investieren in die (temporäre) Migration von jungen Männern oder Frauen und erwarten als Gegenleistung Rückzahlungen. Diese informellen Vereinbarungen zwischen MigrantInnen und Familienmitgliedern beinhalten Verpflichtungen und Verantwortungen, aber versprechen auch Vorteile und Gewinne für beide Seiten. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einem Bruch zwischen Auswanderern und zurückgebliebenen Verwandten. Diese Ergebnisse meiner Forschung unterstützen und ergänzen die Ansätze der ‚Neuen Migrationsökonomie’ (Mincer 1978, Stark 1991), welche die entscheidende Bedeutung von Familienverbänden im Migrationsprozess unterstreichen. Des Weiteren spielen soziale Netzwerke eine wichtige Rolle in der Initiation und Realisation von Migration. Diese grenzüberschreitenden Netzwerke erleichtern den Migrationsprozess und dienen der Kommunikation und dem Transfer von Kapital und Informationen (Boyd 1989, Faist 2000, Portes 1998). Das Konzept ‚wealth in people’ hilft, soziale Beziehungen und Netzwerke zwischen Familienangehörigen, Ehepartnern und Generationen zu erklären. In der Betrachtung des Herkunftskontextes Kamerun spielen Familienbildungsprozesse potentialer MigrantInnen eine besondere Rolle. Es wird deutlich, dass Migrationspläne einen entscheidenden Einfluss auf das Heiratsverhalten von Kameruner Männern und Frauen haben. Der Wunsch auszuwandern, mündet oftmals im Zurückstellen von Heiratsplänen, da sowohl finanzielle Mittel als auch persönliche sowie familiäre Kontakte eher in die Vorbereitung der Migration als in die Heirat investiert werden. Anhand von Fallbeispielen werden geschlechterspezifische Unterschiede verdeutlicht. Im Gegensatz zum Heiratsverhalten zeigt die Arbeit jedoch, dass das Fertilitätsverhalten potenzieller Kameruner MigrantInnen kaum von den Auswanderungsplänen beeinflusst ist. In vielen Fällen ermöglichen Fosterage-Praktiken (soziale Elternschaft) auch Eltern eine Auswanderung. Meine empirischen Ergebnisse leisten einen Beitrag zur Diskussion um den Zusammenhang zwischen Migrationsplänen and Familienbildungsprozessen. Mit Hilfe von neuen Gesetzen und Regelungen haben Länder der Europäischen Union in den letzten Jahren die Einreise- und Aufenthaltsbedingungen für Drittstaatenangehörige verschärft. Meine Arbeit untersucht die Migrationsprozesse zwischen Kamerun und Deutschland, einschließlich Auswanderung, Grenzüberschreitung und Einwanderung und leistet somit einen neuen, wichtigen Beitrag zur transnationalen Migrationsforschung. Ich ergänze die vorhandene Literatur zur transnationalen Migrationsforschung mit einer Analyse der Zusammenhänge zwischen restriktiven Migrationsregelungen und deren Auswirkungen auf die Praktiken und Strategien von MigrantInnen, die versuchen Möglichkeiten der Legalisierung zu finden. Ich beschreibe mögliche Wege der Einwanderung und des Aufenthalts für StudentInnen, Familienangehörige, AsylbewerberInnen, TouristInnen, Geschäftspartner und undokumentierte MigrantInnen. Dabei konnte ich feststellen, dass die Übergänge zwischen einem legalen zu einem illegalisierten Aufenthaltsstatus oftmals fließend sind. Mit meinen Ergebnissen trage ich zur Diskussion um die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität im Leben von MigrantInnen bei (Calavita 1998, Coutin 2000, Menjivar 2006, Vasta 2008). Meine Studie zeigt, dass Kameruner MigrantInnen durch Familienbildungsprozesse mit einem/r deutschen StaatsbürgerIn versuchen, auf die restriktiven Einwanderungs- und Arbeitsmarktregelungen zu reagieren. Anhand von Fallbeispielen diskutiere ich Heirat und Elternschaft als Möglichkeiten der Legalisierung. Dabei konnten geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt werden. Meine Analyse der Perspektive von männlichen Heiratsmigranten und den reproduktiven Praktiken von weiblichen Migrantinnen ergänzen die vorhandene Literatur zu transnationaler Migration. Ein Ziel der Studie ist es, die Bedeutungen von Heirat und Geburt für die beteiligten Akteure zu untersuchen. Meine vielschichtige Analyse der Verständnisses von Ehe und Elternschaft verdeutlicht die oft konträren Perspektiven und Positionen der Beteiligten: der MigrantInnen und deren Familien, der deutschen Partner und des Staates. Den Begriffen Scheinehe und Liebesheirat kommen in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Von besonderem Interesse ist hier die Rolle der Behörden, die vermehrt ausländerpolitische Entscheidungen auf der Verwaltungsebene umsetzen. Einzelnen Personen im Standes- oder Jugendamt ist es möglich, eine binationale Eheschließung oder eine Familienzusammenführung zu verzögern oder gar zu verhindern und somit die Einreise und den Aufenthalt von Individuen einzuschränken oder zu untersagen. MigrantInnen und ihre Partner müssen dem Ideal der monogamen und lebenslangen Ehe, welche auf Liebe und Gefühlen basiert, entsprechen, um einen legalen Aufenthaltsstatus zu erlangen. Aufgrund von persönlichen Bewertungen von SachbearbeiterInnen wird entschieden, ob eine Ehe ausschließlich zum Zweck der Aufenthaltserteilung dient. Wir eine solche Scheinehe vermutet, haben die StandesbeamtInnen die Pflicht ihre Mitwirkung an der Eheschließung zu verweigern. Im Rahmen dieser Studie untersuche ich des Weiteren das Zusammenspiel zwischen Struktur/Kontext und den Praktiken und Strategien von MigrantInnen. In Anlehnung an Brettell und Hollifield (2000) zeige ich, wie Entscheidungen und Handlungen von MigrantInnen von kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und rechtlichen Faktoren beeinflusst werden. Meine Forschung legt den Einfluss struktureller Rahmenbedingungen wie z.B. familiärer Verpflichtungen, sozialer Netzwerke, rechtlicher Regelungen zur Einwanderung und zum Aufenthalt auf die Art und Weise, die Richtung und den Zeitpunkt der Migration dar. Gleichzeitig sind MigrantInnen Akteure, die den Migrationsprozess aktiv beeinflussen, indem sie auf die sich ändernde Rechtsvorschriften reagieren. Meine Studie zeigt, wie Kameruner MigrantInnen Bildung, Arbeit, Heirat und Elternschaft über grenzüberschreitenden Raum und Zeit verteilen, um persönliche und familiäre Lebensziele zu erreichen.