dc.contributor.author
Schwendicke, Falk
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:07:36Z
dc.date.available
2015-05-13T07:30:35.200Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11498
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15696
dc.description.abstract
Das veränderte Verständnis von Karies spiegelt sich auch in einem veränderten
Therapiekonzept wider: Statt einer rein symptomatischen Entfernung der
kariösen Läsion wird vielmehr versucht, die Zusammensetzung und die
metabolische Aktivität des dentalen Biofilms als Ursache der Erkrankung zu
kontrollieren. Für tiefe Läsionen wird daher weniger auf eine vollständige
Ausräumung des infizierten Dentins abgezielt, die wahrscheinlich durch
Exkavation ohnehin nicht erreicht werden kann, sondern auf eine Kontrolle der
Aktivität der Läsion. Dabei wird auf das Prinzip der Versiegelung der im
Dentin verbleibenden Mikroorganismen zurückgegriffen: Versiegelte Bakterien
sind von der Zufuhr mit Kohlenhydraten abgeschnitten, wodurch die Läsion
inaktiviert wird. Der klassischen vollständigen Exkavation werden demnach
Konzepte gegenübergestellt, die bewusst demineralisiertes bzw. infiziertes
Dentin zeitweise oder dauerhaft unter einer Restauration belassen. Da bei
letzterem Konzept in der Peripherie der Kavität andere (traditionelle)
Exkavationskriterien als in Pulpanähe genutzt werden, wurde in der
vorliegenden Arbeit der Begriff der selektiven Kariesexkavation zur
Bezeichnung dieser Exkavationsstrategie genutzt. Die Wirksamkeit der
selektiven Kariesexkavation und die möglichen positiven Langzeitfolgen sowie
das gegenüber alternativen Exkavationsstrategien vorteilhafte Kosten-
Wirksamkeits-Verhältnis wurden durch die durchgeführten Studien belegt. Bisher
liegen jedoch wenige Studien mit patienten-zentrierten Ergebnissen vor, und
vor allem die Umsetzung in der allgemeinzahnärztlichen Praxis ist nicht
gegeben. Dafür sind Zweifel an der Arretierbarkeit kavitierter Läsionen und an
der Stabilität und Integrität der Restauration verantwortlich, zudem herrscht
Unsicherheit über den Umgang mit der röntgenologischen Sichtbarkeit von unter
einer Restauration belassenen kariösen Läsionen: Diese könnten von anderen,
nicht mit dem Verfahren der selektiven Exkavation vertrauten Zahnärzten als
Behandlungsfehler angesehen und unnötigerweise nachbehandelt werden; zudem ist
eine Abgrenzung von arretierten und progredienten belassenen Läsionen
röntgenologisch nur schwer möglich. Letztlich steht eine Therapie wie die
selektive Exkavation, bei der kariöses Dentin aktiv unter einer Restauration
belassen wird, in Konflikt mit den Deutschland herrschenden Regulationen, was
die Umsetzung in der Praxis zusätzlich behindert. In den durchgeführten
Studien konnte gezeigt werden, dass selektiv statt vollständig exkavierte
Zähne nicht zwingend mechanisch kompromittiert sind: Weder die
Frakturresistenz noch die Integrität der zervikalen Restaurationsränder waren
signifikant verschieden zwischen selektiv und vollständig exkavierten Zähnen
in vitro. Dementsprechend konnten auch für die Anfälligkeit für Karies am
Restaurationsrand und für die Mikroleakage zwischen Zahn und Restauration kein
Unterschied zwischen verschieden exkavierten Zähnen gezeigt werden. Warum das
belassene demineralisierte, weichere und weniger adhäsionsfreundliche Dentin
keine signifikant nachteiligen Effekte auf die besagten Parameter hatte,
konnte nicht geklärt werden, und basierend auf dem laborexperimentellen
Charakter der Studien sind klinische Schlüsse nur begrenzt möglich. Weiterhin
wurde ein Verfahren zur Markierung von bewusst im Rahmen einer selektiven
Exkavation belassenen Läsionen entwickelt, dass auf röntgenopake Lösungen auf
Zinnchloridbasis zurückgreift. Eine solche Markierung war geeignet, belassene
Läsionen röntgenologisch zu maskieren; zudem war in vitro eine Abgrenzung
aktiver und inaktiver Läsionen möglich. Die klinische Erprobung und die
Klärung möglicher positiver oder nachteiliger Nebenwirkungen stehen aus.
Ausgehend von den durchgeführten Studien sollten bereits angestoßene
Diskussionsprozesse intensiviert werden, um sowohl emotionale als auch
faktische Hürden bei der Umsetzung einer selektiven Exkavation in der
zahnärztlichen Praxis abzubauen. Die Ergebnisse der dargestellten Studien sind
geeignet, neue Perspektiven für laborexperimentelle und klinische Forschung
aufzuzeigen und vorherrschende Therapiekonzepte kritisch gegenüber
wissenschaftlicher Evidenz zu prüfen.
de
dc.description.abstract
An evolving understanding of caries is reflected by changing treatment
concepts. Controlling the lesion and its activity has replaced mere lesion
removal. Sealing caries lesions is increasingly seen as a valid option, with
sealed bacteria inactivating due to nutritional deprivation. As a consequence,
alternatives to the traditional "complete" removal of carious dentin are
available, like stepwise or selective excavation. The latter strategy seals
carious dentin beneath the restoration, and seems especially suitable for deep
caries lesions, as the risks of pulpal exposures and complications might be
reduced compared to the conventional approach. The evidence for this selective
excavation is systematically appraised. The cost-effectiveness is assessed and
study results extrapolated using economic models. It is assessed how dentists
excavate deep lesions in German practices, and barriers of translating the
benefits seen in scientific studies into daily practice are identified. Based
on this, the fracture resistance and margin integrity of selectively compared
with completely excavated teeth are assessed. Last, the diagnostic uncertainy
associated with the radiolucency beneath the placed restoration, caused by the
remaining demineralized dentin, is addressed.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
evidence-based dentistry
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Selektive Kariesentfernung
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. dent. Reinhard Hickel
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. dent. Elmar Hellwig
dc.date.accepted
2015-05-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000099212-4
dc.title.subtitle
Evidenz und Praxis – Chancen und Hürden
dc.title.translated
Selective caries removal
en
dc.title.translatedsubtitle
evidence and practice - chances and barriers
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000099212
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000017087
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free
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open access