Ist die Fähigkeit zum moralischen Handeln eine natürliche Eigenschaft des Menschen oder ist sie ihm "anerzogen"? Wie lassen sich dann universal gültige Prinzipien der Moral begründen und sinnvoll rechtfertigen? Diese Fragen werden in der Philosophie traditionell kontrovers debattiert. Die Arbeit zeigt einen neuen Ansatz für den Forschungsbereich der Metaethik auf, in dem die Debatte heute festgefahren scheint zwischen naturalistischen und konstruktivistischen Erklärungsmodellen. Für diesen neuen Ansatz wird die Spätphilosophie Merleau- Pontys aus seinem unvollendeten Letztwerk "Das Sichtbare und das Unsichtbare" nutzbar gemacht. Selbst nicht als ethische Theorie angelegt, wird darin die Konzeption des so genannten "Fleisches" entworfen, eine elementare Verbindungstextur zwischen Subjekt und Objekt. Die Arbeit ergründet diese Konzeption hinsichtlich ihrer intersubjektiven Konsequenzen und entwickelt aus ihr einen "dritten Weg" in der Debatte um die Moralfähigkeit. In dieser Perspektive wird die Verflechtung von Subjekt und Objekt als Ausgangspunkt genommen für ein neues Verständnis des Anderen, das dem Ich nicht länger entgegengesetzt ist. Die fundamentale Verbundenheit von Ich und Anderem wird auf präreflexiver Ebene angelegt und bildet die Grundlage für ihre ethische Bindung. Zugleich folgt daraus kein Determinismus, da die Freiheit des Subjekts auf der Handlungs- und Entscheidungsebene erhalten bleibt.
Is the capability of ethical behaviour a natural human trait or is it basically socialized? How then can universal principles of Ethics be justified and reasonably legitimated? Traditionally, those questions are part of a controversial debate in Philosophy. This thesis develops a new approach in the research field of Metaethics, where the debate seems stuck between naturalistic and constructivistic explanatory models. The new approach works with the late Philosophy of Merleau-Ponty from his uncompleted last work "The Visible and the Invisible". Not being an ethical theory itself, it creates the concept of the so called "flesh" – an elemental texture of connection between the Subject and the Object. The thesis uncovers this concept in terms of its consequences for intersubjectivity and develops a "third" perspective for the debate on moral capability. This perspective starts with the intertwining of subject and object as a new understanding of the Other, who is no longer viewed as the opposite of the Self. The fundamental connection of the Self and the Other is pre-reflexive and therefore builds the foundation for an ethical commitment. At the same time the new approach of this thesis does not implicate determinism, as the freedom of the subject in the process of decision-making is not being neglected.