dc.contributor.author
Baars, Jan H.
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:00:12Z
dc.date.available
2011-01-14T10:08:06.671Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11306
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15504
dc.description.abstract
Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen, dass Anästhetika motorische
Reaktionen auf Schmerzreize überwiegend auf Ebene des Rückenmarks
unterdrücken. Als ein wesentlicher Angriffspunkt von Anästhetika innerhalb des
Rückenmarks wurde das motorische Vorderhorn identifiziert, in dem die
Erregbarkeit von spinalen Motoneuronen von Anästhetika reduziert wird. Das
erste Ziel dieser Arbeit war es, am Menschen verschiedene spinale Parameter zu
identifizieren, mit denen spinale Effekte unterschiedlicher Anästhetika
systematisch untersucht und mit kortikalen Parametern des verarbeiteten EEGs
verglichen werden konnten. Als Parameter zur Quantifizierung von
Anästhetikaeffeken auf das Vorderhorn nutzten wir F-Wellen und den H-Reflex.
Dabei zeigte sich, dass F-Wellen, die durch antidrome Erregung von
Motoneuronen generiert werden, sehr stark durch die Anästhetika Propofol und
Sevofluran unterdrückt werden und schon bei klinisch üblichen Konzentrationen
der Anästhetika vollständig ausgelöscht werden. Bei dem Vergleich des
Zeitverlaufs der dosisabhängigen Veränderung zwischen den spinalen Parametern
H-Reflex und F-Welle mit den EEG-Parametern ergab sich für beide spinalen
Parameter ein signifikanter Unterschied. Die spinalen Parameter reagierten
gegenüber den EEG-Parametern verzögert auf die Konzentrationsänderungen der
Anästhetika unabhängig von dem untersuchten Anästhetikum Sevofluran oder
Propofol. Dies erlaubt den Rückschluss, dass auch beim Menschen, trotz einer
deutlich ausgeprägteren supraspinalen Kontrolle als bei anderen Spezies, die
Reduktion der motoneuronalen Erregbarkeit nicht indirekt durch kortikale
Effekte, sondern primär auf spinaler Ebene vermittelt wird. F-Wellen werden
überwiegend von großen Motoneuronen generiert, wohingegen bei der Generierung
des H-Reflexes das gesamte Größenspektrum von Motoneuronen beteilig ist. Um
eine Erklärung für die stärkere Empfindlichkeit von F-Wellen gegenüber
Anästhetika zu finden, sind wir Frage nachgegangen inwieweit die
Empfindlichkeit der Motoneurone gegenüber Anästhetika durch ihre Größe
beeinflusst wird. Die Auswertung der Rekruiterungskurven des H-Reflexes unter
Propofol, Sevofluran und Lachgasnarkosen zeigte eine stärkere relative
Unterdrückung bei niedrigen Stimulationsstärken. Dies könnte neben ihrer
methodischen Bedeutung Hinweise auf eine bevorzugte Wirkung der Stoffe auf
kleinere Motoneurone geben. Die Abnahme der motoneuronalen Erregbarkeit, die
durch die Verringerung der H-Reflexamplitude gezeigt wurde, kann eine Folge
von prä- und/oder postsynaptischen Hemmungsmechanismen sein. Es ergab sich
somit die Frage, die relativen Anteile von prä- und postsynaptischen
Mechanismen an der jeweiligen Gesamthemmung zu bestimmen. Dafür untersuchten
wir die Effekte von Propofol, Sevofluran und Lachgas auf i) die Amplitude des
maximalen H-Reflexes, welcher sowohl durch prä- als auch postsynaptische
Hemmungsmechanismen beeinflusst wird und ii) die relative heteronyme
Fazilitation des H-Reflexes als einen Parameter der präsynaptischen Hemmung.
Die untersuchten Anästhetika reduzierten im vergleichbaren Ausmaß den
maximalen H-Reflex. Ebenfalls kam es bei allen Medikamenten zu einer
signifikanten Verminderung der heteronymen Fazilitation, welche sich im Ausmaß
signifikant zwischen den einzelnen Stoffen in der Reihenfolge Lachgas <<
Sevofluran < Propofol unterschied. Diese Reihenfolge entspricht der Affinität
der einzelnen Stoffe gegenüber dem GABAA-Rezeptor. Während für Lachgas kaum
GABAerge Effekte bekannt sind, stellen diese ein Hauptziel der spinalen
Wirkung von Sevofluran und Propofol dar. Da die präsynaptische Inhibition der
beteiligten Ia-Afferenzen durch präsynaptische GABAA-Rezeptoren vermittelt
wird, liegt es nahe anzunehmen, dass die Anästhetika über diesen
Hauptangriffspunkt diesen physiologischen Effekt verstärken. Neben dem
motorischen Vorderhorn üben Anästhetika auch hemmende Einflüsse auf das
sensorische Hinterhorn aus. Zur Beantwortung der Frage nach der relativen
Wirkung von Anästhetika auf Vorder- bzw. Hinterhorn nutzten wir eine parallele
Ableitung eines Flexorreflexes und des H-Reflexes. Der Reflexbogen des
Flexorreflexes integiert Hinterhornanteile ( Schmerzafferenzen und sensorische
Interneurone) und Vorderhornanteile (Motoneuron), wohingengen der H-Reflex,
ausschließlich im Vorderhorn verschaltet wird. Wir konnten bei
Konzentrationen, bei denen motorische Reaktionen auf Schmerzreize unterdrückt
werden, zeigen, dass Sevofluran den H-Reflex signifikant stärker reduziert als
Propofol, während beide Substanzen den untersuchten Flexorreflex vergleichbar
unterdrückten. Dies erlaubt den direkten Rückschluss, dass Sevofluran einen
stärker hemmenden Effekt auf das Vorderhorn ausübt als Propofol. Umgekehrt
sollte dann Propofol einen stärkeren Effekt auf den sensorischen Schenkel des
Flexorreflexes im Hinterhorn haben als Sevofluran.
de
dc.description.abstract
Anesthetics suppress movement in response to noxious stimuli, primarily by
their direct action on the spinal cord. Mounting evidence from animal studies
suggests that their predominant site of action within the spinal cord is the
ventral rather than the dorsal horn. The first aim of this study was to
identify in humans different spinal parameters to compare of anesthetic
effects on the spinal cord with the effects on the cerebral cortex. We used
the H-reflex and F waves as spinal parameters to examine the effect of
anesthetics on the ventral horn of the spinal cord. F waves are almost
completely suppressed at subclinical concentrations of sevoflurane and
Propofol. Differences in the equilibration half times of H-reflex and F wave
in comparison to the EEG effects indicate the presence of different effect
compartments for both effects. This is an argument that spinal effects of
anesthetics in humans are also independent of their cerebral effects. Reduced
excitability of spinal motoneurons can be mediated by both presynaptic and
postsynaptic effects of anesthetics,. Our results demonstrate in humansstrong
presynaptic effects of propofol intermediate presynaptic effects of the
volatile anesthetic sevoflurane but no presynaptic effects of nitrous oxide. A
possible explanation for this difference may be the different potency of the
respective drugs in enhancing gamma-aminobutyric acid type A receptor-mediated
inhibition, because presynaptic inhibition in the spinal cord involves this
receptor subtype. Besides their action on the ventral horn anesthetic also
reduce spinal excitability by effects on the dorsal horn. To elucidate the
relative effects of Propofol and Sevoflurane on the ventral and dorsal horn we
employed two reflex circuits including neurons located in different parts of
the spinal cord: the proprioceptive H reflex, including only ventral horn
neurons, and the RIII reflex as a component of the nociceptive flexion reflex,
which includes ventral as well as dorsal horn neurons. Sevoflurane produces a
larger inhibitory effect on the H reflex than propofol, which confirms that
the ventral horn is a more important target for volatile anesthetics, whereas
effects of propofol on this site of action are rather limited. Our findings
indirectly suggest for propofol a relatively stronger effect within the dorsal
horn.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Untersuchung der Wirkmechanismen von Anästhetika im Rückenmark des Menschen
durch evozierte spinale Muskelantworten
dc.contributor.contact
jan.baars@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. K. Unertl
dc.date.accepted
2010-12-15
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000020757-4
dc.title.translated
Investigation of spinal effects of anesthetics using evoked spinal muscle
responses
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000020757
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000008858
dcterms.accessRights.dnb
free
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open access