Kernaussagen der vorliegenden Arbeit 1) Subjektive Gesundheit kann durch gezielte Interventionen auch bei schwer belasteten Personen verbessert werden. 2) Subjektive Gesundheit erscheint unabhängig von „objektiver“ körperlicher Gesundheit. 3) Es sind die Bewertungsprozesse der funktionalen Einschränkungen, die die subjektive Gesundheit bestimmen und sich in der Folge auf das Wohlbefinden bei vorliegender chronischer Erkrankung auswirken. Hintergrund. Der Begriff ‚Subjektive Gesundheit’ bezeichnet die individuelle Einschätzung der eigenen Gesundheit. Die Bedeutung subjektiver Gesundheit als starker Prädiktor von Morbidität und Mortalität ist in der Forschung allgemein bekannt. Weitgehend unklar bleiben die diesem Zusammenhang zugrunde liegenden Mechanismen. Um diesen Einfluss von subjektiver Gesundheit auf Morbidität und Mortalität besser zu verstehen, ist es hilfreich, Prädiktoren und Kovariaten dieses Zusammenhanges zu identifizieren. Diese Informationen können in der Folge dazu beitragen, subjektive Gesundheit besser vorherzusagen und zu beschreiben und somit das Erkrankungsrisiko spezifischer Personengruppen besser einschätzen zu können. Fragestellung. Welche Faktoren begründen den engen Zusammenhang zwischen subjektiver Gesundheit und Morbidität/Mortalität? Da bisherige Studien auf die besondere Bedeutung subjektiver Gesundheit bei chronischen Erkrankungen hinweisen, untersucht die vorliegende Arbeit die Prädiktoren und Kovariaten subjektiver Gesundheit bei den chronischen Krankheiten Diabetes Typ 2 und Herzinsuffizienz. Studien und Ergebnisse. In einer ersten Studie konnte im Rahmen der Evaluation eines sekundären Präventionsprogramms gezeigt werden, dass die subjektive Gesundheit bei Personen mit Herzinsuffizienz durch telefonisches Coaching verbessert werden kann. Mit dem Ziel, Zusammenhänge subjektiver Gesundheit mit gesundheitsrelevanten Kovariaten bei einer chronischen Erkrankung genauer zu verstehen, wurde in einer zweiten Studie eine Stichprobe älterer Personen mit Diabetes untersucht. Hier zeigte sich, dass bei Personen mit Diabetes die Funktionsfähigkeit im Alltag ein sehr guter Prädiktor subjektiver Gesundheit ist. Außerdem wurde deutlich, dass subjektive Gesundheit wiederum depressive Symptome vorhersagt. Zudem konnte dargelegt werden, dass subjektive Gesundheit den Zusammenhang zwischen Funktionsfähigkeit und depressiven Symptomen partiell mediiert - d.h. die depressiven Symptome bei DiabetespatientInnen gehen nicht nur auf die (Einschränkungen in der) Funktionsfähigkeit zurück, sondern auch auf die Wahrnehmung der Gesundheit. Um das Konzept der subjektiven Gesundheit genauer zu verstehen, sollten in einer dritten Studie Prädiktoren subjektiver Gesundheit untersucht werden. Es wurden Prädiktoren subjektiver Gesundheit bei multimorbiden PatientenInnen zwischen verschiedenen Erkrankungsgruppen verglichen. Hier zeigte sich, dass Wohlbefinden konsistent subjektive Gesundheit vorhersagt. Die körperlichen Einschränkungen und die gesundheitsbezogene Lebensqualität zeigten differentielle Einflüsse auf die subjektive Gesundheit, abhängig von der Diagnosegruppe. Schlussfolgerungen. Vor dem Hintergrund der klinischen Bedeutsamkeit subjektiver Gesundheit ist die Möglichkeit, diese auch bei schwer belasteten Personen durch Interventionen zu verbessern, sehr erstrebenswert. Im Rahmen des telefonischen Gesundheitscoachings konnte dies erreicht werden. Dies ist gerade bei Personen mit chronischer Herzinsuffizienz bemerkenswert, da im Verlauf mehrerer Monate ohne Intervention in dieser schwer kranken Personengruppe eher von einer Abnahme der subjektiven Gesundheit ausgegangen werden kann. Von einem positiven Effekt auf Morbidität und Mortalität kann entsprechend der weiter unten berichteten Studienlage bei Aufrechterhaltung der Effekte ausgegangen werden. Für Personen mit einer weiteren schweren chronischen Erkrankung, dem Diabetes, konnte die Bedeutung von subjektiver Gesundheit als Mediator zwischen Funktionsfähigkeit und depressiven Symptomen gezeigt werden, während die reine körperliche Gesundheit keinen direkten Effekt auf die depressiven Symptome hatte. Anhand dieser Ergebnisse wird deutlich, dass die Wahrnehmung der eigenen Gesundheit in Form von Funktionsfähigkeit und subjektiver Gesundheit das Wohlbefinden in deutlich stärkerem Maße beeinflusst als die objektive körperliche Gesundheit. Zu einem ähnlichen Schluss kommt die dritte vorgestellte Studie. Hier lag der Fokus auf der Untersuchung von Prädiktoren subjektiver Gesundheit bei Multimorbidität. Es zeigte sich, dass subjektive Gesundheit von der individuellen Bewertung der körperlichen Gesundheit bestimmt wird sowie, dass das emotionale Wohlbefinden ein verlässlicher Prädiktor subjektiver Gesundheit über alle untersuchten Diagnosegruppen hinweg ist. Die vorliegende Arbeit zeigt Wege auf, auch bei chronischer Erkrankung positiv auf subjektive Gesundheit einzuwirken bzw. diesen Einflussprozess besser zu verstehen. Die Berücksichtigung des emotionalen Wohlbefindens bzw. dessen gezielte Verbesserung wirkt sich positiv auf die subjektive Gesundheit aus. Vor allem die eingeschränkte Funktionsfähigkeit durch die Symptome chronischer Erkrankungen bewirkt eine Reduktion der subjektiven Gesundheit. Ist dieser Effekt dem Unterstützersystem bekannt, so kann die subjektive Gesundheit möglicherweise durch kleine Interventionen aufrechterhalten bzw. der Rückgang gebremst werden. Dies kann bspw. im Rahmen von entsprechender Verhältnisprävention geschehen, die es dem Erkrankten leichter macht, seine alltäglichen Aufgaben selbständig zu erledigen (z.B. Gehhilfe, Sitzmöglichkeiten im Supermarkt) oder mithilfe verhaltenspräventiver Maßnahmen, die einer Funktionseinschränkung vorbeugen bzw. an dessen kognitiver Bewertung arbeiten. Die „objektive“ körperliche Gesundheit hat unter Kontrolle der subjektiven Bewertung der Gesundheit keinerlei Einfluss auf die subjektive Gesundheit. Es ist demnach allein die individuelle Wahrnehmung der Gesundheit, der körperlichen Einschränkungen und das emotionale Wohlbefinden, die die subjektive Gesundheit bestimmen. Diese Wahrnehmung kann bei chronischen Verläufen schwerer Erkrankungen ebenso gut bzw. womöglich besser beeinflusst werden als die tatsächlichen körperlichen Bedingungen.
Self-Rated Health (SRH) reflects the individual appraisal of current health. It significantly predicts morbidity and mortality and is therefore an important determinant in health-related research. The knowledge of how people rate their health and which aspects are involved may lead to intervention strategies to improve self-rated health. But the underlying processes are still unclear. Therefore, the current thesis examines the processes of SRH determination and its consequences. First, it demonstrates that SRH of chronically ill persons can be improved using targeted interventions: Persons suffering from chronic heart failure participated in a telephone-based health intervention aiming especially at nutrition, physical activity and handling their chronic disease. During the intervention their SRH improved significantly, they experienced less physical symptoms and limitations. A second study examines the relationship of emotional well-being, physical and functional health with SRH. For persons with diabetes type 2 functional health mediate the relationship between physical health and SRH. Additionally, functional health and SRH mediate the relationship between physical health and emotional well-being. SRH and emotional well-being strongly depend on functional health, more than on actual physical health. In a third study factors of SRH are examined between different chronic diseases. Emotional well-being consistently predicted SRH while the effect of functional health was also consistent but differed between diseases. To be able to improve SRH even of chronically ill persons is a very promising and desirable result as positive effects on morbidity and mortality can be expected. The results of study 2 and 3 emphasize the importance of functional ability and emotional well-being for SRH. It is the appraisal of health (more than the actual “objective” health) that affects SRH and may therefore be responsible for the strong effects on morbidity and mortality. As a result, on the one hand, future interventions should focus on processes of health appraisal as those essentially determine SRH. On the other hand, interventions may also aim at functional health by providing means to maintain functional ability even with a chronic condition. The current thesis provides a better understanding of SRH determination and ways to affect SRH of chronically ill persons. If emotional well-being and functional health can be affected positively, SRH will improve considerably. Apart from actual physical health the appraisal of health (in terms of functional ability and emotional well-being) determines a persons’ health rating. Therefore, treatment of chronically ill persons should -among adequate medical treatment- consider a patient’s ability to participate and perform the “activities of daily living” and the extent of emotional well- being.