This dissertation explores the opportunities and pitfalls of establishing democracy and legitimate governance in territories with disputed status, especially where governance systems are fragile and the process of democratisation is seen as problematic due to political, social, ethnic, and racial fault-lines. In addition, establishing democracy and autonomous democratic governance structures and practices are looked at with suspicion by autocratic or external rulers, because both are considered a potential threat to their power and influence. The existence of lopsided power-sharing modes of governance between a central or external government and regional or territorial government not only causes conflict and fragility of governance but also undermines efforts to establish democratic rule and may deter social and political actors engaged in building a democratic structure in a territory under external control. Much of the available literature on governance addresses the way power is exerted and shared among institutional structures of governance, and more pointedly the manner through which resources are allocated within a society. The academic debate on power-sharing mainly revolves around ethnicity within a society and state. However, insufficient attention has been paid to how the power-sharing relationship between a disputed territory and the controlling nation-state functions and how it affects governance and democracy. The preceding question also raises issues of sovereignty and statehood, which in turn gives impulse to the examination of the prospects of democratic governance amidst ambiguous sovereignty and statehood. Against this backdrop, this study aims to examine how democratic governance can be transpired in 'disputed territories' amidst ambiguous sovereignty, absence of self-determination and enduring conflict. Thus, the ‘Azad state Jammu & Kashmir’ (AJK), a recognized disputed territory by the United Nations and de jure part of the former princely state of Jammu & Kashmir and the setting of the Kashmir conflict, was taken as case study. This study analyses and clarifies the status and the legitimacy of the AJK from a historical and constitutional perspective and investigates subsequent political and constitutional evolution since 1947. It critically examines the power-sharing relationship of AJK with the Government of Pakistan under the existing Interim Constitution Act 1974. It presents an internal and external level of analysis of power-sharing mechanisms and explores the governance processes, structures, and opportunities in AJK. The study also discusses the genesis of the Kashmir conflict and its subsequent implications, including division alongside the Line of Control (LoC), which gave birth to establishing de facto interim governance structures in different divided parts of Jammu & Kashmir. It elaborates a theoretical debate between sovereignty and democracy and identifies the essentiality of autonomy or autonomous government for establishing a democratic governance structure in the disputed territories. In this respect, several power-sharing institutional design approaches, namely consociational, centripetalism and territorial autonomy, have been explored and analysed with a particular focus on AJK. It presents available proposals for the political and constitutional empowerment of AJK and subsequently examines their applicability through historical and constitutional lenses. Finally, alternative models to address the power-sharing dilemma in AJK are outlined, with particular focus on one specific option that could serve as a solution. This study mainly relied on desk analysis based on secondary resources and field research based on informal interviews and specified questionnaires to enhance reliability and deeper understanding of the different perspectives about the set research questions and assumptions. It is based on literature mainly from the field of political science and international relations and more precisely from democracy, governance and conflict theories. The findings indicate that imbalanced power-sharing between a disputed territory and a controlling nation-state appears to be not only a primary obstacle in establishing a genuinely autonomous governance structure, but it also paves the way for violent insurgent movements. It was also observed that the current power-sharing relationship between AJK and Pakistan is highly imbalanced and failed to establish an autonomous government, which this study suggests is the sine qua non for building democratic governance in AJK. Therefore, the option of territorial autonomy provides a better interim framework for democracy and conflict management in AJK until the final resolution of the Kashmir conflict.
Diese Dissertation untersucht, welche Chancen und Fallstricke sich durch Demokratisierung und Legitimierung staatlichen Handelns in Gebieten ergeben, deren Status umstritten ist ¬ insbesondere da, wo das politische System als fragil und Demokratisierung, aufgrund politischer, sozialer und ethnischer Konfliktlinien, als problematisch gelten. Von autokratischen und externen Herrschern wird der Aufbau von Demokratie und unabhängigen, demokratisch legitimierten, staatlichen Strukturen und Verfahren zudem misstrauisch betrachtet, da diese den eigenen Machtanspruch und Einfluss potentiell gefährden könnten. Eine einseitige Machtverteilung zwischen zentraler/externer und regionaler/territorialer Regierungsebene führt jedoch nicht nur zu Konflikt und Fragilität staatlichen Handelns. Vielmehr könnten Versuche, eine demokratische Ordnung einzurichten, untergraben werden oder gesellschaftliche, wie politische Akteure würden davon abgehalten, sich in Gebieten, die unter externer Kontrolle stehen, für die Einführung demokratischer Strukturen einzusetzen. Die Fachliteratur zu Regierungsführung (Governance) befasst sich in erster Linie mit der Frage, wie Macht innerhalb institutioneller Regierungsstrukturen ausgeübt und geteilt wird, oder, zugespitzt formuliert, der Art der Ressourcenverteilung innerhalb einer Gesellschaft. In der akademischen Debatte über Machtverteilung (Power-sharing) steht Ethnizität innerhalb einer Gesellschaft oder eines Staates im Vordergrund. Allerdings ist die Frage, wie die Beziehung zwischen umstrittenem Gebiet und dem Kontrolle ausübenden Nationalstaat funktioniert, und welche Auswirkungen sich aus diesem Machtgefälle auf Regierungsführung und Demokratie ergeben, bislang kaum beachtet worden. Erstere Frage steht in direktem Zusammenhang zu den zentralen Themen von Souveränität und Staatlichkeit. Das wiederum legt nahe, die Aussichten demokratischer Regierungsführung in Fällen zu untersuchen, in denen Souveränität und Staatlichkeit umstritten sind. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieser Studie zu untersuchen, wie demokratische Regierungsführung in „umstrittenen Territorien“ umgesetzt werden kann, deren Souveränität ungeklärt ist, wo es an Selbstbestimmung fehlt und der Konflikt anhält. „Asad Jammu & Kaschmir“ (AJK), von den Vereinten Nationen als umstrittenes Gebiet anerkannt und de jure Teil des ehemaligen Fürstentums Jammu & Kaschmir und des Kaschmirkonflikts, dient in diesem Sinne als Fallstudie. Diese Studie analysiert und klärt den Status und die Legitimität von Asad Jammu & Kaschmir aus historischer und verfassungsrechtlicher Perspektive und erforscht dessen politische und konstitutionelle Entwicklung seit 1947. Dabei wird die Machtverteilung zwischen AJK und pakistanischer Regierung auf Grundlage der bestehenden Übergangsverfassung von 1947 (Interim Constitution Act 1974) kritisch untersucht. Die Studie stellt interne und externe Ebenen zur Analyse von Mechanismen zur Machtteilung vor und analysiert die Prozesse, Strukturen und Möglichkeiten von Regierungshandeln in AJK. Die Studie behandelt außerdem die Entstehung des Kaschmirkonflikts und dessen Folgeerscheinungen, wie etwa die Teilung entlang der Demarkationslinie (Line of Control, LoC). Diese führte de facto erst zur Schaffung vorläufiger Regierungsstrukturen in den unterschiedlichen Gebieten des geteilten Jammu & Kaschmir. In Form einer theoretischen Debatte über die Zusammenhänge zwischen Souveränität und Demokratie stellt die Studie heraus, wie wichtig Autonomie bzw. eine autonome Regierung für die Einrichtung demokratischer Regierungsstrukturen in umstrittenen Gebieten sind. In diesem Zusammenhang werden verschiedene institutionelle Power-sharing-Ansätze näher erörtert und v.a. dahingehend überprüft, ob und wie sie in AJK Anwendung finden könnten: Konkordanz (consociational), zentripedale (centripedalism) und territoriale Autonomie (territorial autonomy). Die Studie stellt bestehende Vorschläge zur Stärkung der politischen und verfassungsrechtlichen Stellung von Asad Jammu & Kaschmir vor. Diese werden auf ihre Anwendbarkeit hin auch aus historischer und verfassungsrechtlicher Perspektive geprüft. Dazu werden auch Gegenmodelle skizziert, die das Dilemma der Machtverteilung in AJK angehen, insbesondere eine Option, die eine Lösung darstellen könnte. Die Studie basiert in erster Linie auf einer Auswertung von Sekundärliteratur und Feldforschung in Form informeller Interviews und spezifischer Fragebögen. Dadurch konnte ein tieferes Verständnis für die verschiedenen Perspektiven erzielt und die Zuverlässigkeit der Forschungsfragen und Annahmen erhöht werden. Für die Studie wurde v.a. Literatur der Bereiche Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen, insbesondere zu Demokratie-, Governance- und Konflikttheorien, herangezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine unausgeglichene Machtverteilung zwischen umstrittenem Gebiet und dem Kontrolle ausübenden Nationalstaat nicht nur die Entstehung wirklich autonomer Verwaltungsstrukturen erschwert, sondern auch den Weg für gewaltsame Aufstandsbewegungen bereitet. Außerdem wurde beobachtet, dass die derzeitige Machtverteilung zwischen AJK und Pakistan höchst unausgewogen ist. Bisher ist es in dieser Beziehung nicht gelungen, eine autonome Führung zu etablieren, was, wie diese Studie nahelegt, das sine qua non zur Bildung einer demokratischen Regierungsform in AJK ist. Daher bietet, bis zu einer endgültigen Lösung des Kaschmirkonflikts, die Option einer territorialen Autonomie vorläufig einen besseren Rahmen für Demokratie und Konfliktmanagement in AJK.