Einleitung: Um die Tiefe der Narkose zu messen, nutzen die Anästhesistinnen und Anästhesisten eine Kombination aus beobachtbaren Endpunkten der Narkose, wie zum Beispiel der Immobilität oder der Stabilität des autonomen Nervensystems. Im Gegen-satz dazu gelten die Bewusstlosigkeit und die Amnesie nicht als zuverlässige beobachtbare Endpunkte. Sie korrelieren aber mit Parametern des verarbeiteten EEG. Wir untersuchten die Assoziation der subjektiven Einschätzung der Narkosetiefe durch die Anästhesistinnen und Anästhesisten mit objektiven EEG-Parametern. Dabei war ein Ziel der Untersuchung, herauszufinden, welche Rolle die Berufserfahrung bei der Ein- schätzung der Narkosetiefe spielt. Dafür wurden die Anästhesistinnen und Anästhesis-ten in eine erfahrene Gruppe (Berufserfahrung > 4 Jahren) und in eine unerfahrenen Gruppe (Berufserfahrung < 2 Jahre) getrennt. Methode: 100 ASA I- und ASA II-Patientinnen und Patienten nahmen an dieser Studie teil. Jeweils 50 wurden der Gruppe der erfahrenen bzw. unerfahrenen Anästhesisten zugeteilt. Dies erfolgte prospektiv und nicht randomisiert. Die 25 teilnehmenden Anäs-thesistinnen und Anästhesisten nutzten für die Einschätzung der Narkosetiefe zum ei-nen eine numerische 11-Punkte-Skale (von 0: tiefste denkbare Narkose bis 10: wacher Patient) und zum anderen eine verbale 5 -Punkte-Skala (sehr tief, tief, flach, fast wach, wach). Als EEG-Parameter wurden der BIS und die Entropie-Parameter RE und SE aufgezeichnet. Die Anästhesistinnen und Anästhesisten waren gegen die EEG-Parameter verblindet. Die Berechnung der Assoziation der subjektiven Einschätzung der Narkosetiefe und den EEG-Parametern erfolgte mit Hilfe der prediction probability PK. Ergebnisse: Die Assoziation der subjektiven Einschätzung der Narkosetiefe und den EEG-Parameter zeigt eine Tendenz zur höheren prediction probability PK bei den erfah-renen Anästhesistinnen und Anästhesisten. Der Unterschied war nur für den BIS (PK 0.76 ± 0.01 in der erfahrenen Gruppe und 0.71 ± 0.01 für die unerfahrenen Gruppe) signifikant (p < 0.05). In beiden Gruppen zeigte sich bei den intraoperativ aufgezeichneten Werten ein hoher Prozentsatz von BIS Werten über 60, welcher als obere Grenze für adäquate chirurgi-sche Narkose gilt, (13.2% in der erfahrenen und 34.3% in der unerfahrenen Gruppe) bei gleichzeitiger Narkosetiefeneinschätzung von tief oder sehr tief . Schlussfolgerung: Diese Studie demonstrierte, dass die Assoziation der subjektiven Einschätzung der Narkosetiefe und den objektiven EEG-Parameter bei den Anästhesis-tinnen und Anästhesisten mit einer längeren klinischen Erfahrung stärker ist. Jedoch zeigte sich in beiden Gruppen ein hoher Prozentsatz von BIS-und Entropie-Werten über 60 bei einer gleichzeitigen subjektiven Einschätzung der Narkose als sehr tief oder tief . Dies beinhaltet ein potenzielles Risiko für eine erhöhte Inzidenz von awareness.
Background and objective: To measure depth of anaesthesia , anaesthesiologists use a combination of observable endpoints such as immobility and autonomic stability. Unconsciousness and amnesia are not reliably observable endpoints, but correlate with parameters derived from the electroencephalogram. We investigated the association of subjective assessment and electroencephalographic measures of anaesthetic depth in a group of experienced (> 4 years of experience) and a group of inexperienced (< 2 years of experience) anaesthesiologists. Methods: 100 ASA I or II patients were assigned to either group. Anaesthesiologists assessed anaesthetic depth using an 11-point numeric and a 5-point verbal scale. BIS and spectral entropy were recorded as EEG parameters. The association between the subjective assessment and the EEG parameters was calculated using the prediction probability PK . Results: Association between subjective assessment and electroencephalographic parameters showed a tendency to a better prediction probability in the experienced group. The difference was significant (p<0.05) for the BIS (PK 0.76±0.01 for experienced and 0.71±0.01 for inexperienced anaesthesiologists). In both groups, a large percentage of the data points recorded during surgery showed BIS values above the recommended value of 60 (13.2% in the experienced and 34.3% in the inexperienced group) despite a subjective assessment of deep or very deep anaesthetic depth. Conclusion: The study demonstrates that the association between subjectively assigned values of anaesthetic depth and electroencephalographic parameters of anaesthetic depth is better for anaesthesiologists with more clinical experience. However, in the inexperienced as well as experienced group a high percentage of BIS and entropy values above 60 occurred despite a subjective assessment of adequate anaesthetic depth. Although there was no evidence for explicit memory, this may indicate a risk for memory formation.