Komplementärmedizinische Verfahren – darunter die Homöopathie – werden in Deutschland zunehmend in Anspruch genommen, obwohl ihre Wirksamkeit und Wirkungsmechanismen häufig wissenschaftlich nicht bewiesen sind und sehr kontrovers diskutiert werden. Bisher lagen für die homöopathische Gesundheitsversorgung in Deutschland kaum systematische Daten einer Langzeitbeobachtung vor. Diese Kohortenstudie untersuchte die gesundheitlichen Änderungen von Patienten in der homöopathischen Alltagsversorgung, wobei das vorliegende 8-Jahre Follow-Up erstmalig Daten zum langfristigen Verhalten homöopathisch behandelter Patienten im deutschen Gesundheitssystem auf längere Sicht und deren Outcome erhebt und analysiert. In diese prospektive multizentrische Studie, an der sich 103 Ärzte mit der Zusatzbezeichnung für Homöopathie aus Deutschland und der Schweiz beteiligten, wurden 3981 Patienten, die sich erstmalig in homöopathische Behandlung begeben hatten, eingeschlossen. Die primären Outcome-Parameter waren: der individuelle Gesundheitszustand als Beschwerdestärke (auf einer numerischen Ratingskala von 0 = „keine Beschwerden“ bis 10 = „schwerst mögliche Beschwerden“) und die Lebensqualität gemessen mit dem MOS SF-36 zu Studienbeginn, nach 2 und nach 8 Jahren. Insgesamt wurden die Daten von 3709 Patienten ausgewertet, für das 8-Jahre Follow-Up wurde eine Rücklaufquote von 73,2% (1871 Erwachsene, 72,9% Frauen, Alter: 48,3 ± 12,4 und 819 Kinder, 48,4% Mädchen, Alter: 14,1 ± 4,2) erreicht. 79% aller behandelten Diagnosen waren chronischer Natur und bestanden im Mittel seit 8,8 ± 8 Jahren. Die häufigsten Diagnosen waren „allergische Rhinitis“ bei Männern, „Kopfschmerzen“ bei Frauen und „atopische Dermatitis“ bei Kindern. Während des Beobachtungszeitraums verminderte sich die mittlere Beschwerdestärke signifikant (p < 0,001) von 6,2 ± 1,7 auf 3,0 ± 2,2 (nach 2Jahren) auf 2,7 ± 2,1 (nach 8 Jahren) bei Erwachsenen und von 6,1 ± 1,8 auf 2,2 ± 1,9 auf 1,7 ± 1,9 bei Kindern. Weiterhin zeigte sich, dass sich die körperliche und psychische Lebensqualität deutlich besserte. Die gesundheitlichen Besserungen sind umso ausgeprägter je stärker die Beschwerden bei Studienbeginn waren und waren alters- und geschlechtsabhängig. Junge Patienten und Frauen zeigten eher eine klinisch relevante Besserung. Schlussfolgerung: Diese bislang größte deutsche Beobachtungsstudie zur Homöopathie zeigt, dass Patienten, die mit hauptsächlich chronischen Erkrankungen eine homöopathische Therapie begonnen hatten, relevante gesundheitliche Verbesserungen hatten. Diese Verbesserungen hielten im Mittel auch über 8 Jahre an. Inwieweit die beobachteten Verbesserungen durch Placebo- und Kontexteffekte bedingt sind, kann aufgrund des Studiendesigns nicht beantwortet werden und sollte in weiterführenden, rigoroseren Studien abgeklärt werden. Basierend auf diesen Ergebnissen können erste Effekte abgeschätzt und sinnvolle, versorgungsrelevante Fragestellungen für analytische Studien entwickelt werden, die sich auch mit der Wirksamkeit der Homöopathie bei häufig behandelten Erkrankungen beschäftigen sollten.
CAM Therapies, and in particular homeopathy, are controversially debated but nevertheless frequently applied medical treatments - despite the lack of scientific evidence proving their effectiveness. This prospective multicentre cohort study aims at evaluating long term changes in health status under routine homeopathic treatment based on data from an 8-year follow-up. It includes 3,981 patients (age >1 year) who for the first time visited one of the 103 participating homeopathic primary care practices in Germany and Switzerland. The main two outcome parameters were are: 1) the patient’s perspective on his changing medical condition over time (numeric rating scales from 0 = no complaint to 10 = maximum severity), and 2) his quality of life as measured with the MOS SF-36 as baseline, and after 2 and 8 years respectively. In total, data from 3,709 patients was analyzed of which 73.2% (1,903 adults, 72.9% female, age 48.3 ± 12.4; 819 children, 48.4% female, age 14.1 ± 4.2) contributed to the 8-year follow-up. 79% of the patients suffered from long- term chronic diseases with allergic rhinitis being the most frequent among the men, headache the most frequent among the women, and atopic dermatitis the most frequent among the children. The severity of their medical conditions decreased significantly (p < 0.001) between the baseline, and 2 and 8 years later (adults from 6.2 ± 1.7 to 2.9 ± 2.2 and 2.7 ± 2.1; children from 6.1 ± 1.8 to 2.1 ± 2.0 and 1.7 ± 1.9). The more severe the disease was at the outset, the more the patients’ physical and mental quality of life increased during the course of the study. All in all, young patients and women showed more clinically relevant improvements in health than older patients or men. Conclusion: Patients with long-term chronic diseases who seek homeopathic treatment experience clinically significant improvements to their health. These effects persist for as long as 8 years. Although, due to the study design, we are unable to estimate the size of placebo effects, the study provides excellent data for the planning of further, more rigorous studies dealing with the effectiveness of frequent homeopathic treatment of disease.