Die klinische Anwendung der "Evidence-based medicine" bedeutet den gewissenhaften, rechtschaffenen und ausdrücklichen Nutzen der besten verfügbaren Beweise, wenn Entscheidungen über die Behandlung von Patienten gefällt werden sollen. Dieses Konzept fordert vom Anwender Fähigkeiten, die eine Bandbreite einschließt von Vorüberlegungen über Konzeptanwendung bis hin zur Umsetzung am Patienten. Die Vorüberlegungen sollten dahingehend verlaufen, zu erläutern, ob gerade die Vorgehensweise nach "Evidence-based medicine" an dieser Stelle sinnvoll ist. Prinzipiell kann bei jeder Entscheidungsfindung "evidence-based" vorgegangen werden, jedoch darf nicht außer acht gelassen werden, daß viel Zeit eingeplant werden muß und nicht immer ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erwarten ist. Dies ist zum einen durch eine schlechte "Evidenzlage" zu erklären und zum anderen kann die Anwendung der neuen Beweise fraglich oder nicht praktizierbar sein. Weiterführend muß daran gedacht werden, daß eventuell eine Veränderung gewohnter Behandlungsmethoden bevorsteht, die Einsicht und Flexibilität von Seiten der Ärzte erfordert. Die Konzeptanwendung, also die Durchführung der "Evidence-based medicine" an einem konkreten Thema, beinhaltet die zielgerichtete Suche nach Beweisen, die Bewertung derselben mit zuvor zu erlernenden Bewertungskriterien, die strukturierte Sammlung der Daten, die Analyse der Ergebnisse und die Anwendung auf den individuellen Patienten. Voraussetzung hierfür ist mindestens eine Person, die vertraut ist mit den Umgang mit dem "Evidenz-based"- Konzept, welches in seiner Komplexität nicht einfach zu durchdringen ist. Des weiteren benötigt der Anwender den Zugang zu Medien wie z.B. das Internet. Es wird von ihm eine strukturierte und reproduzierbare Vorgehensweise abverlangt und genügend klinische Erfahrung, um beurteilen zu können, ob die Ergebnisse auf den Patienten anwendbar sind. Die Umsetzung der neuen Erkenntnisse in die Praxis hängt weitgehend von der Anwendbarkeit, der Effektivität, der Patientenzufriedenheit und der Akzeptanz des neuen Verfahrens ab. Dieses Vorgehen kann sich zu einer multidisziplinären Teamarbeit entwickeln, die auch zur Weiterbildung und Information von Ärzten und Personal dienen sollte. Den Voraussetzungen und Aufwendungen für die Anwendung der "Evidence-based medici- ne" stehen beträchtliche Vorteile gegenüber. Gerade für die Anwendung neuer Technologien und neuer Forschungserkenntnisse, ist es notwendig diese kritisch zu beurteilen. Durch den weltweiten Wissenstransfer kann mittels des Werkzeugs "Evidence-based medicine", der bes-te Beweis herausgefiltert werden und noch viel wichtiger, ein Überblick über den Stand der Forschung gewonnen werden. Außerdem kann dies sogar ein Schutz gegen eine Fehlbehand-lung darstellen. Hinzu kommt der immer stärkere Aspekt ökonomischen Handelns, der das Gesundheitssystem zur Zeit prägt. Systematische Übersichtsarbeiten können verhindern, daß sich Behandlungsmethoden manifestieren und jahrelang angewendet werden, die keinerlei Vorteile für den Patienten zeigen und somit werden wertvolle Ressourcen gespart. Da sich dieses Konzept aber noch in der Anfangsphase der Entwicklung befindet, und somit häufig wenige qualitativ hochwertigen Beweise (wie z.B. randomisierte Studien) vorliegen, sollte eine wissenschaftliche Herangehensweise für die Produktion neuer Beweise verpflich- tend sein. Insbesondere bei chirurgischen Eingriffen ist ein überlegtes Handeln wichtig, da diese für den Patienten weitreichende Konsequenzen haben können. Nur durch die Betrachtung der vorhandenen Beweise "external Evidence" und deren Beurtei-lung ist es möglich die Lücken zu finden, die besser untersucht werden müssen oder die kei-nerlei Forschungsergebnisse enthalten. Entsprechend der Beweislage können dann neue For-schungshypothesen aufgestellt werden, die gezielt die Lücken füllen oder aber Schritte in ganz neue Richtungen unternehmen. Die strukturierte Aufarbeitung einer Thematik erlaubt außerdem Mängel in der Studiendurchführung, sowie Mängel in der Behandlung, aufzude-cken und zu konkretisieren. Die "Evidence-based medicine" ist mit ihren potentiellen Möglichkeiten, der Koordination der Beweisflut und dem wissenschaftlich fundierten Arbeiten, ein viel versprechender Weg in die Zukunft. Grundsätze des medizinischen Handelns, nach bestem Wissen und Gewissen mit ethischen Aspekten zu handeln, können durch dieses Werkzeug erfüllt werden. In diesem Sinn ist die "Evidence-based medicine" ein Schritt in die richtige Richtung und eine Notwen-digkeit für den medizinischen Fortschritt.
The core definition of evidence-based medicine (EBM) is "the conscientious, explicit and judicious use of current best evidence in making decisions about the care of individual patients. The practise of evidence-based medicine means integrating individual clinical expertise with the best available clinical evidence from systematic research" (David Sackett). The principles of EBM are theoretically equally applicable to all fields of medicine, and could therefore provide neurosurgeons and their patients with the same benefits as in other areas. However, one has to consider that the EBM-approach is time- consuming and one has in addition to tolerate sometimes unsatisfactory results, mainly because of lack of available high-quality evidence. Other reasons include questionable evidence and/or evidence that is not practical in clinical terms. Clinicians who practise EBM should be convinced that this is the best scientific method to incorporate new information into their practice, as the application of EBM may result in treatment very different to that previously applied. The application of EBM to a specific topic requires a proper evaluation of the latest scientific evidence, a complete collection of data, a critical appraisal of the results and finally a corresponding treatment of the patient. A pre-requisite for the application of EBM is that at least one person is intimately familiar with EBM as a practical tool, as it highly demanding in practise. Additionally, access to several media, e.g. the internet, is required, as well as a highly structured replicable procedure. Finally, one should be experienced in the treatment of patients and be able to estimate the patient's personal state of health in order to judge the applicability of the results to the specific patient. The practical implementation of the latest findings depends to a large extent on the applicability, effectiveness and acceptance of the new procedure, as well as on the satisfaction of the patient. EBM can develop into a multi-disciplinary team approach, which can further the education of the medical personnel involved. In particular with regard to new techniques and latest scientific knowledge, critical and considered evaluation is necessary prior to their implementation. The tool of EBM enables one to keep up to date with the exponential growth in related medical literature and to thus maintain an overview of the latest scientific evidence. Additionally, EBM can help prevent mistreatment and is thus, also from an economic viewpoint, of increasing importance in today's stretched health system. Systematic reviews can prevent ineffective treatments from becoming established and common practise despite having no advantage for the patients; therefore avoiding wastage of highly valuable resources. Since EBM is still in an early stage of development, and therefore relatively little evidence of high quality exists (e.g. randomised controlled trials), a scientific approach should be taken to the production of new evidence. In particular surgical intervention must be well-considered, since it can have far-reaching consequences for the patients. Only on closer examination of the external evidence and its critical appraisal is it possible to find gaps in evidence which need further investigation or where no scientific evidence whatsoever exists. In accordance with the body of evidence, new hypotheses for research can be established to fill existing gaps or indeed to lead research in completely new directions. Critical appraisal with EBM enables deficiencies in the implementation of clinical trials as well as deficiencies in the treatment of patients to be clearly identified. With its scientific analytical basis and its potential to allow structural evaluation of large bodies of evidence, EBM is a promising tool for the future. It also fulfils a basic principle of medical treatment, namely to treat to the best of ones knowledge and belief from an ethical point of view. Evidence-based medicine is thus a step in the right direction and of significance in the progress of medicine.