Since the 1980s, the microfinance sector in many countries evolved into an economically sustainable industry and integral part of the financial system. In order to secure the increasing refinancing needs, an increasing number of economically successful microfinance institutions began to approach international and also commercial investors. Actors of international cooperation supported this process by creating or boosting the necessary infrastructure at the meso level. This includes initiatives to establish an adequate regulatory regime at the national level or the fostering of information services to increase the international visibility and transparency. The financial and political support of specialized microfinance rating agencies is just another example. This dissertation studies the possible contribution of rating agencies to the sustainable development of microfinance institutions. At the same time, it provides answers to the question which particular role specialized microfinance rating agencies play and what this could mean for the future development of the microfinance rating industry. The analysis and carving out of the functions of the “big three” internationally recognized U.S. rating agencies - Moody’s, Standard & Poor‘s and Fitch – build the theoretical conceptional framework for the study. Apart from (micro-)economic theories the study also builds on insights from psychology and (economic) sociology. A central element is the discussion of the meaning of risk. Linked to this discussion the possible reliability of rating agencies to assess future defaults is analyzed. The debate of often criticized aspects of the activities and behavior of rating agencies is presented. The analysis of these aspects provides further important insights into the functionalities of rating agencies in international capital markets. The developed analytical framework is then applied to the case of microfinance. Using a comparative approach the study gives answers to the question which functions of rating agencies are relevant within the microfinance industry at the present moment. Besides, it is analyzed in how far specialized microfinance raters distinguish themselves from conventional rating agencies. These differences again provide insights into the context- specific relevance of the different functions as well as the functionality of different rating methods and products. The study shows that in the case of Peru with its highly developed microfinance sector and partly also beyond this specific case, ratings have a relatively important information function which can improve the refinancing conditions of microfinance institutions. Yet, because of the restricted functionality with regard to their certification function they cannot be considered as critical for the access to funds. The control function, where ratings serve as a disciplining instrument, is at the present moment of little relevance. Still ratings have a consulting function for less developed small microfinance institutions. The coordination function which might foster the stability of (micro-) financial systems does not play a role yet.
Seit den 1980er Jahren hat sich der Mikrofinanzsektor in vielen Ländern zu einer wirtschaftlich nachhaltigen Industrie und integralem Bestandteil des Finanzsystems entwickelt. Um ihren hohen Refinanzierungsbedarf zu decken, begannen eine zunehmende Anzahl von wirtschaftliche erfolgreichen Mikrofinanzinstitutionen damit, sich internationalen, auch kommerziellen Investoren zuzuwenden. Akteuren der internationalen Entwicklungszusammenarbeit begleiteten diesen Prozess auch dadurch, die nötige Infrastruktur auf der Meso-Ebene zu schaffen oder zu stärken. Die Maßnahmen reichen von der Beratung zur Etablierung eines geeigneten, regulativen Rahmens auf nationaler Ebene bis hin zur Schaffung von auf internationale Visibilität und Transparenz abzielende Informationsdienste. Die politische und finanzielle Unterstützung von auf Mikrofinanzinstitutionen spezialisierte Ratingagenturen ist hier ein weiteres Beispiel. Diese Dissertation zielt darauf ab, den möglichen Beitrag von Ratingagenturen für die nachhaltige Entwicklung von Mikrofinanzinstitutionen zu ergründen. Gleichzeitig werden Antworten zu der Frage geliefert, welche besondere Rolle den spezialisierten Ratingagenturen dabei zukommt und was dies für mögliche Entwicklung der Mikrofinanz-Rating- Industrie bedeuten könnte. Den theoretisch konzeptionellen Rahmen für die Analyse bildet die Herausarbeitung der Funktionen von den drei großen, international anerkannten U.S. Rating Agenturen: Moody’s, Standard & Poor‘s und Fitch. Neben den (mikro-)ökonomischen Theorien basiert diese Arbeit auf Ansätzen aus der Psychologie und (Wirtschafts-) Soziologie. Ein zentrales Element ist dabei die Auseinandersetzung mit dem Risikobegriff und der damit einhergehenden, möglichen Verlässlichkeit von Ratingagenturen hinsichtlich ihrer Einschätzung von zukünftigen Zahlungsausfällen. Die Debatte hinsichtlich oftmals kritisierter Aspekte in Bezug auf die Aktivitäten und das Verhalten der drei großen Ratingagenturen wird dargestellt. Diese Analyse liefert weitere, wichtige Anhaltspunkte in Bezug auf die Funktionalität von Ratingagenturen in internationalen Kapitalmärkten. Das so erarbeitete Analyseraster wir dann auf den Fall der Mikrofinanzindustrie angewendet. Mit einem vergleichenden Ansatz wird zum einen der Frage nachgegangen, welche Funktionen von Ratingagenturen zum gegenwärtigen Zeitpunkt innherhalb der Mirkofinanzindustrie relevant sind. Zum anderen wird analysiert, inwiefern sich die auf Mikrofinanzen spezialisierten Ratingagenturen von konventionellen lokalen und internationalen Ratingagenturen unterscheiden. Diese Unterschiede lassen wiederum Rückschlüsse auf die Kontext-spezifische Relevanz der verschiedenen Funktionen sowie die Funktionalität unterschiedlicher Ratingmethoden und –produkte zu. Die Studie zeigt, dass, für den Fall von Peru mit seinem weit entwickelten Mikrofinanzsektor, aber zum Teil auch darüber hinaus Ratings eine relativ wichtige Informationsfunktion haben und damit die Konditionen der Refinanzierung von Mikrofinanzinstitutionen verbessern können. Die eingeschränkte Funktionalität von Ratings in Bezug auf die Zertifizierungsfunktion lassen sie jedoch nicht als kritisch für den Zugang zu Refinanzierungsquellen erscheinen. Die Kontrollfunktion, bei der Ratings ein Disziplinierungsinstrument darstellen, ist bis dato wenig ausgeprägt. Ratings haben jedoch vor allem für weniger weit entwickelte, kleine Mikrofinanzinstitutionen eine Beratungsfunktion. Die Koordinationsfunktion als Garant für die Stabilität des (Mikro-) Finanzsystems spielt im Mikrofinanzsektor noch keine Rolle.