Im Rahmen der bipolaren Störung (BD) kommt es aufgrund der neurotoxisch- pathophysiologischen Prozesse besonders zu Einschränkungen der neurokognitiven Funktionsfähigkeit des Patienten. Da jene Einbußen auch in euthymen Stimmungsphasen nicht vollständig remittieren, behindern sie dessen berufliche und soziale Wiedereingliederung nach einer Krankheitsepisode. Für Lithium wurde in der Literatur die Hypothese aufgestellt, dass dessen potentiell neuroprotektive Effekte in vitro auch am Menschen neurokognitive Einschränkungen verhindern oder vermindern könnten. In der vorliegenden Arbeit wurde mit Hilfe einer neuropsychologischen Testbatterie bestehend aus California Verbal Learning Test und WAIS-R/HAWIE-R (Hamburg-Wechsler Intelligenztest für Erwachsene) in einem Rater verblindeten Design an euthymen Patienten mit und ohne Lithium-Langzeittherapie deren neurokognitive Leistungsfähigkeit getestet und mit der gesunder Kontrollen verglichen. Die Interpretation der Ergebnisse wurde durch das Studiendesign (multizentrische Querschnittstudie) und die geringe Größe der einzelnen Gruppen, insbesondere der Nicht-Lithium-Gruppe limitiert. Aufgrund des restriktiven Studiendesigns hinsichtlich einer Ko-Medikation neben Lithium konnte ein Selektionsbias für weniger schwer betroffene bipolare Patienten nicht ausgeschlossen werden. Bezug nehmend auf die Hypothese deuten die Ergebnisse an, dass die neurokognitive Funktionsfähigkeit der Patienten mit Lithiumtherapie im Vergleich mit Patienten ohne diese Therapie nicht schlechter ist, aber auch nicht deutlich besser. Zudem scheint die Funktionsfähigkeit der mit Lithium behandelten Patienten im Vergleich mit gesunden Probanden nicht schlechter, aber allenfalls vergleichbar gut zu sein. Im Literaturvergleich lassen sich die Ergebnisse in die scheinbare Widersprüchlichkeit der Lithiumwirkung einordnen. Der Vergleich mit vorhergehenden Studien zur Funktionsfähigkeit des verbalen Gedächtnisses in der Gesamtpopulation bipolarer Patienten war erschwert. Es wurden oftmals weder der Einfluss der jeweiligen Krankheitsphase (euthym, manisch oder depressiv) noch der Einfluss psychotroper Medikamente auf diesen Parameter untersucht. Auch in vorliegender Arbeit besteht hinsichtlich der Einnahme von Valproat als Ko-Medikation ein Unterschied zwischen den Patientengruppen. Insgesamt können jedoch die im Vorfeld beschriebenen Einbußen des verbalen Gedächtnisses nicht als eindeutiger Widerspruch zu den hier dargelegten Ergebnissen gedeutet werden. Es wurden hingegen andere, bereits publizierte Aussagen zur Konstanz der verbalen Gedächtnisfunktion bei Patienten unter Lithium-Langzeitbehandlung bestätigt. Eine kausale Verbesserung dieser Parameter hierdurch war jedoch auch zuvor nicht nachweisbar. Es bleibt somit weiterhin unklar, wie stark der primäre Einfluss des phasenverhindernden Effekts der Lithium-Behandlung ist, bzw. mittels welcher anderen Mechanismen Lithium einen langfristig positiven Einfluss auf die Neurokognition erreicht. Es bedarf weiterer klinischer Studien, um den therapeutischen Einfluss einer Lithium-Langzeitbehandlung auf neurokognitive Veränderungen im Rahmen der bipolaren Störung weiter zu untersuchen. Besonders für den Hippokampus spezifische neurokognitive Parameter sollten auf deren Konstanz bzw. Besserung unter einer Lithiumtherapie untersucht werden.
Due to neurotoxic processes in the course of bipolar disorder (BD) neurocognitive impairment of acutely afflicted patients is common. This does not entirely subside during euthymic stages and hence has a negative impact on regaining full social and occupational functioning following the remission of either depressive or manic episodes. It has been proposed that lithium may potentially have such neuroprotective effects that might help to prevent or decrease such impairment in humans. In this dissertation the California Verbal Learning Test and the WAIS-R/HAWIE-R (Wechsler Adult Intelligence Scale- Revised) were used in an investigator-blinded design assessing neurocognitive functioning of euthymic patients with and without long-term lithium treatment and comparing these results with those of healthy controls. Interpretation of the results was limited due to the underlying study design (multicentre, cross-sectional approach) and small sample size especially in the non-lithium- group. Owing to a very restrictive protocol regarding co-medication next to lithium a selection bias for less heavily afflicted bipolar patients cannot be ruled out. In reference to the hypothesis the results suggest that neurocognitive functioning of patients with long-term lithium treatment is not worse although not clearly better when compared with patients without such therapy. Also the neurocognitive functioning of patients with long-term lithium treatment appears to be comparable with that of healthy controls. Comparison with existing literature was hindered since previous studies concerned with the verbal memory function of bipolar patients in general often did not consider the respective mood state or the influence of other psychotropic medication. The two patient groups also of this investigation differed with respect to their intake of valproic acid as co-medication. In summary, the previously described impairment of verbal memory function does not constitute a strict contradiction to the aforementioned findings. On the contrary the results of other investigations stating the consistency of verbal memory function of patients with long-term lithium treatment, although not causally determined there either, could be confirmed. Consequently both the primary impact of phase prevention under lithium treatment and through which additional mechanisms lithium might exert a positive influence on neurocognitive functioning remain unclear. Further clinical investigations are needed in order to improve our understanding of the therapeutic effects of a long-term lithium treatment on neurocognitive alterations in the course of BD. Especially parameters concerning hippocampal functioning should be considered with respect to their potential stability and/or improvement under lithium treatment.