dc.contributor.author
Botermann, Lea
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:14:46Z
dc.date.available
2017-01-06T10:32:07.603Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10228
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14426
dc.description.abstract
Wirksame und sichere Arzneimittel können Leiden lindern und Leben retten;
vorausgesetzt sie werden richtig angewendet. Allerdings wird häufig die in
klinischen Studien gezeigte Wirksamkeit und Verträglichkeit der Arzneimittel
in der Praxis nicht erreicht. Dies kann unterschiedliche Ursachen haben:
Patienten wissen oft nicht, wie sie ihre Medikation anwenden sollen oder sie
missverstehen die Inhalte aus Beratungsgesprächen bzw. vergessen die gegebenen
Informationen wieder. Ein schriftlicher Medikationsplan kann die mündliche
Beratung unterstützen, sodass Patienten besser über ihre Therapie informiert
sind. Ein Medikationsplan ist ein Dokument für den Patienten, welches seine
gesamte Medikation übersichtlich auflistet. Das Bundesministerium für
Gesundheit (BMG) hat zusammen mit Vertretern des Gesundheitswesens eine
standardisierte Vorlage erarbeitet und dafür eine technische Spezifikation
erstellt. Es ist angestrebt, diesen bundeseinheitlichen Medikationsplan in
Arzt- und Apothekensoftwaresystemen zu implementieren. Mit dem E-Health-
Gesetz, welches zum 1.1.2016 in Kraft getreten ist, wurde dafür die
gesetzliche Grundlage geschaffen. Das Gesetz legt im § 31a fest, dass alle
gesetzlich Versicherten, die gleichzeitig mindestens drei verordnete
Arzneimittel anwenden (ab dem 1. Oktober 2016) einen Anspruch auf einen
Medikationsplan haben. Es gab bisher keine Information darüber, ob Patienten
diesen standardisierten Medikationsplan verstehen. Das Ziel dieser Arbeit war,
im ersten Schritt den Status quo der Möglichkeiten der Medikationsplan-
Erstellung mit der Apothekensoftware und die Nutzung von Apothekern in der
Praxis zu analysieren. Dafür wurden Befragungen bei Apothekensoftwarehäusern
und öffentlichen Apotheken durchgeführt. Zudem sollten Probleme bei der
elektronischen Abbildung von Medikationsdaten im Bezug auf den Medikationsplan
dargestellt und Lösungsansätze erarbeitet werden. Die Antworten der
Softwarehaus- sowie der Apothekenbefragung zeigten, dass zu der Zeit der
Befragung (2013) nicht bei allen Apothekensoftwaresystemen die Möglichkeit
gegeben war, einen Medikationsplan mit der Apotheken-Basissoftware zu
erstellen. In den meisten Fällen war dies nur mit einem kostenpflichtigen
Zusatzmodul oder einer sogenannten Stellsoftware möglich. Etwa 11 % (n = 101)
der befragten Apotheken gaben an, Medikationspläne für (ausgewählte)
ambulante Patienten auszudrucken. Die zugesandten Beispiel-Medikationspläne
zeigten allerdings, dass die erstellbaren Medikationspläne sehr
unterschiedlich im Aufbau und Inhalt sind und sich in den meisten Fällen nicht
an den Vorgaben der Spezifikation des Aktionsplans
Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) des BMG orientieren. Die Auswertung der
Kommentare zu Erfahrungen mit der Medikationsplanerstellung ergab, dass viele
Systeme als zu unflexibel bewertet wurden. Die Erstellung und Aktualisierung
eines Medikationsplans mit einem Softwaremodul sollte mit so wenigen
Arbeitsschritten wie möglich verbunden sein, um dem Patienten zu jedem
Zeitpunkt einen möglichst vollständigen und korrekten Medikationsplan durch
verschreibende Personen oder Apotheken zur Verfügung zu stellen. Die Prüfung
der Felder des Medikationsplans des Aktionsplans AMTS auf die Möglichkeit der
elektronischen Darstellung zeigte vielfache Probleme für die Umsetzung in der
Praxis auf. Hauptprobleme waren fehlende Standards und Vorgaben für einige
Felder des Medikationsplans. Grundsätzlich sollten Schlüsseltabellen
entwickelt und die Bezeichnungen im Medikationsplan in patientengerechter
Sprache erfolgen. Im zweiten Schritt wurde erstmalig die Verständlichkeit des
bundeseinheitlichen Medikationsplans in drei Studien bei Patienten mit
Polymedikation untersucht. Dafür wurden sowohl allgemein internistische
Patienten als auch Patienten mit Herzinsuffizienz befragt. Die Befragung
beinhaltete als Surrogat für die Verständlichkeit einen praktischen Teil, in
dem die Teilnehmer Dosetten entsprechend der Dosierungsvorschrift eines
Muster-Medikationsplans befüllen sollten. Für die quantitative Bewertung der
Verständlichkeit wurde ein Evaluationsinstrument entwickelt: das „Evaluation
Tool to test the handling of the Medication Plan“ (ET-MP). Dieses Instrument
quantifiziert die Umsetzung des Medikationsplans von 0 % - 100 %. Die
Bewertungsgrenze für die Verständlichkeit wurde bei > 90 % festgelegt. In der
ersten Befragung von n = 40 allgemeininternistischen Patienten hat sich vor
allem gezeigt, dass die Tageszeitangaben der Spalte „Dosierung“ des
bundeseinheitlichen Medikationsplans nicht verständlich sind und hieraus eine
Beeinträchtigung der AMTS folgen kann. Daraus resultierte eine offiziell
geänderte Version, in der die Tageszeitangaben ausgeschrieben sind. Im
Anschluss wurden n = 40 allgemeininternistische und n = 50 Herzinsuffizienz-
Patienten zum angepassten Medikationsplan befragt. Die beiden Kohorten waren
vergleichbar mit einem medianen Alter von 73 Jahren und 7 chronisch
angewendeten Arzneimitteln. 53 % waren männlich, 33 % lebten alleine. Die
Patienten mit Herzinsuffizienz (78 % NYHA I/II, LVEF 51 ± 14 %) hatten einen
niedrigeren Bildungsstand (p = 0,004). Die allgemein-internistischen Patienten
erreichten im Median einen ET-MP-Score von 90 % (24 – 100 %, IQR 17)
wohingegen die CHF Kohorte 83 % (18 – 100 %, IQR 40) erzielte (Mann-
Whitney-U-Test: p = 0,16). Nur 38 % der Herzinsuffizienz-Patienten erreichten
einen ET-MP-Score > 90 % verglichen mit 50 % der allgemeininternistischen
Patienten (Chi-Quadrat-Test: p = 0,29). Insgesamt zeigte sich eine moderate
Korrelation zwischen dem ET-MP-Score und dem Bildungsstand (r = 0,45) sowie
dem Alter (r = -0,46), beides mit p < 0,001 (Spearman
Rangkorrelationskoeffizient), aber keine mit der Lebenssituation (p = 0,19).
Kognitiv eingeschränkte Herzinsuffizienz Patienten (46 %) erreichten einen
niedrigeren Score (Mann-Whitney-U-Test: p = 0,03). Anzeichen einer Depression
(PHQ-9 ≥ 10: 26 %) oder eine niedrigere Selbstpflege (EHFScB-9 Score < Median)
waren nicht mit einem niedrigeren ET-MP-Score assoziiert. Diese Ergebnisse
sollten in prospektiven Studien mit höherer Teilnehmerzahl verifiziert werden.
Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die große Mehrheit der befragten
Patienten den bundeseinheitlichen Medikationsplan befürwortet. Der ET-MP-Score
eignet sich als Instrument zur Erfassung der Verständlichkeit des
Medikationsplans bei Patienten mit Polymedikation. Allerdings erreichen
weniger als 50 % einen Score von > 90 %. Höheres Alter und ein niedrigerer
Bildungsstand scheinen mit einem geringeren Verständnis zu korrelieren. Neben
der Aushändigung eines vollständigen und aktuellen sowie einheitlich in Form
und Inhalt gestalteten Medikationsplans bedarf ein signifikanter Anteil der
Patienten mit Polymedikation einer intensivierten heilberuflichen Beratung und
Betreuung, um die AMTS für die Patienten entscheidend zu verbessern. Um dies
zu unterstützen, wurde eine Patienteninformation zum Medikationsplan
erarbeitet.
de
dc.description.abstract
Drugs can reduce morbidity and mortality, providing that they are taken
correctly. Due to various reasons, the efficacy and safety shown in controlled
clinical trials can often not be reached in daily practice. Patients
frequently do not know how to take their medication. They misunderstand
counselling content or forget the information provided. A written medication
plan can support verbally given advice so that patients are better informed
about their pharmacotherapy. A medication plan is a document that clearly
lists patients’ complete medication. The German Federal Ministry of Health
together with health care professionals developed a standardised template and
published a technical specification. It is aimed at implementing the
standardised medication plan in physicians’ and pharmacies’ software. The so
called e-health law gives the legal basis: section 31 a entitles a patient
with at least three prescribed chronic medicines to receive a written
medication plan. Yet, little if any is known about patients’ comprehensibility
of the standardised medication plan. In the first step of this thesis the aim
was to research the requirements for the successful electronic implementation
of the standardised medication plan for patients in community pharmacies. The
Status quo of printed medication plans for patients in pharmacy practice was
evaluated through surveys. In addition to the community pharmacies, the
pharmacy software suppliers were questioned concerning the technical
implementation of the medication plan within their software systems. The
survey showed that at this point of time (2013) not all the software systems
were able to generate and print medication plans (with the basic software). In
most cases, a fee-based software extension was required or the compilation was
only possible with blister software. Approximately 11% (n=101) of the
pharmacies stated to print a medication plan for (selected) ambulatory
patients. The sent example medication plans showed that the documents differed
widely in form and content and were mostly not close to the requirements of
the specification. The evaluation of given comments showed that the software
systems seemed to be too inflexible and complicated to use. The compilation
and updating of a medication plan needs to be easy and fast to be able to
provide a complete and up-to-date medication plan for patients by both
physicians and pharmacies. The assessment of the data fields of the
standardised medication plan showed various problems for the practical
implementation. The main issue was the lack of standards. The active
ingredient needs to be understandable for patients. Key tables and coding as a
uniform and mandatory source for the data fields are crucial. The next step
aimed to analyse the readability and understandability of the standardised
medication plan by patients with polymedication. The practical use of the
template was tested with patient interviews in three cross-sectional studies
by general internal medicine (GIM) patients and patients with chronic heart
failure (CHF). As a surrogate for the comprehensibility, the interview
included a practical exercise: filling a pill box according to the given
instructions. For the analysis of the comprehensibility the “Evaluation Tool
to test the handling of the Medication Plan” (ET-MP) was developed. The ET-MP
rated patients’ skills from 0-100%. The cut-off for patients’ comprehension
was set at > 90%. In the first study with n=40 GIM patients it evolved that
the abbreviations for time of day in the dosing column were not understandable
potentially resulting in compromised medication safety. Hence, an updated
official version resulted with the time of day written out. Next, n=40 GIM and
n=50 CHF patients were questioned with the amended medication plan. Both
cohorts were comparable with a median age of 73 years and 7 chronically
administered drugs. 53% were male, 33% lived alone. The CHF patients (78% NYHA
I/II, LVEF 51±14%) had a lower level of education (p=0.004). The median ET-MP-
Score for the CHF and GIM cohort was 83% (18-100%, IQR 40) and 90% (24-100%,
IQR 17), respectively (Mann-Whitney-U-Test: p=0.16). 38% of the CHF patients
achieved a score >90% compared to 50% of the GIM cohort (Chi2-Test: p=0.29).
Overall, a moderate correlation between the ET-MP score and the level of
education (r=0.45) and age (r= -0.46) was found, both p<0.001, but not with
living alone (p=0.19). Cognitively impaired CHF patients (46%) achieved a
lower score (Mann-Whitney-U-Test p=0.03). Signs of depression (PHQ-9 ≥10: 26%)
or a lower level of self-care behaviour (EHFScB-9 scale 90%. Older age and
lower level of education seem to correlate with lower comprehension. In
addition to a medication plan – complete, up to date and consistent in form
and content – a significant number of patients is in need of further
continuous care to improve medication safety. To support the verbal
counselling by healthcare professionals, a one-page patient-information sheet
has been developed.
en
dc.format.extent
XIV, 185 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Medication safety
dc.subject
patient safety
dc.subject
medication plan
dc.subject
medication schedule
dc.subject
medication error
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::613 Persönliche Gesundheit und Sicherheit
dc.title
Der Medikationsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in
Deutschland: Analyse des Status quo und Evaluation der Verständlichkeit bei
Patienten mit Polymedikation
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Charlotte Kloft
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Martin Schulz
dc.date.accepted
2016-12-13
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000103869-3
dc.title.translated
The medication plan to promote medication safety: analysis of the status quo
and evaluation of the comprehensability by patients with polymedication
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000103869
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000020745
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open access