Öffentlichkeit ist verbunden mit Kontrolle. Kontrolle darüber, ob man sich gesellschaftlich akzeptabel verhält. Die Öffentlichkeit des Strafverfahrens dient hierbei zwar auch der Kontrolle des Prozessablaufs, vielmehr aber der Sichtbarmachung gerade der gesellschaftlichen Verfehlung des Angeklagten. Das Bedürfnis nach dieser Kenntlichmachung beruht anthropologisch bedingt auf dem Vergeltungsgedanken und ist gesellschaftlich nachvollziehbar, weil der Täter mit sozial anerkannten Werten gebrochen hat. Insbesondere Strafrechtsnormen beinhalten soziale Verhaltenserwartungen mit verstärkter Sanktionsbereitschaft. Eine Gesellschaft hat stets bestimmte Vorstellungen darüber, wie sich die in ihr lebenden Menschen zu verhalten haben. Diese Vorstellungen spiegeln sich besonders in den Strafrechtsnormen wieder, stellen also „Richtigkeitsbedingungen der Gemeinschaft“ dar. Die so aufgestellten normativen Erwartungen wandeln sich in rechtmäßig gestellte Anforderungen an das Zusammenleben innerhalb der Gemeinschaft, weshalb deviantes Verhalten auch das Ergebnis eines sozialen Definitionsprozesses ist. Denn die Stigmatisierung erfährt der Angeklagte nicht bereits durch sein deviantes Verhalten, sondern vielmehr erst durch deren öffentliche Verkündung. Die Ausgrenzung sozial abweichenden Verhaltens ist insofern ein Instrument zum gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhalt. Die Öffentlichkeit des Strafverfahrens wird im heutigen Medien- und Informationszeitalter durch die Massenmedien als „demokratisches Verbindungsorgan“ zur Vermittlung von Informationen her- bzw. dargestellt. Den Medien kommt hier die entscheidende Vermittlerposition zu, da sie überhaupt erst den Rahmen der Öffentlichkeit herstellen, in der sich die verschiedenen Kräfte selbst kontrollieren und so in letzter Konsequenz die Kommunikationsfreiheiten aller verwirklichen sollen. Die mediale Darstellung des Strafverfahrens ist mithin Ausdruck des demokratisch begründeten Informationsinteresses der Gemeinschaft. Freilich ist mit den Möglichkeiten des Medienzeitalters eine Ausweitung der Verfahrensöffentlichkeit verbunden, die um ein vielfaches weitreichender ist als die normale Saalöffentlichkeit. Insbesondere der Konflikt mit den Persönlichkeitsrechten des Angeklagten und dessen Unschuldsvermutung ist angemessen zu lösen. Letztlich könnte man daher erwägen, dass es weniger eines Schutzes des Angeklagten durch Öffentlichkeit, sondern eines Schutzes vor zu viel Öffentlichkeit bedarf. Denn auch, wenn die Öffentlichkeit des Strafverfahrens nicht zu Strafzwecken missbraucht werden darf, stellt sie oftmals den schlimmsten Teil der Strafe dar.
Publicity means control. Control about whether someone is acting socially adequate or not. The publicity of the criminal procedure is in service of control of the procedure itself as well but much more aimed at showing the socially misbehavior of the accused person. This need of identification is anthropological based on the thought of retribution and comprehensibly because the perpetrator has broken accepted standards within the community. Especially criminal law standards contain social expectations of behavior which are reinforcing the community’s willingness of criminal sanction. A community always has a certain idea about how people belonging to the community should behave within it. This idea is represented by criminal law standards in the meaning of social correctness conditions, for which reason such normative expectations convert to requirements within the community. Therefore, deviant behavior is also a socially conscious definition process since the defendant is not already being stigmatized by his deviant behavior but only by the public proclamation of his deviant behavior. In this respect exclusion also is an instrument to contribute to social and cultural cohesion. In today’s age of information, the publicity of the criminal procedure is superficially being shown through the mass media as the democratic “fourth power”. It’s the mass media that in the first place is building the frame of publicity in order to fulfill the freedom of communication for everyone. Hence the trials’ presentation through mass media is the expression of the democratic reasoned interest of information. Certainly because of the possibilities of the age of media the publicity of the criminal procedure can cause much more effect on the defendant’s personal rights than the usual public court room ever could have. The conflict with the culprit’s presumption of innocence is obvious and must be solved constitutionality proper. Finally, one could think that the indicted must not be protected by publicity but much more protected from too much publicity. Because even though the public trial must not be used for criminal purpose it’s often the worst part of the punishment for the defendant.