Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirksamkeit der peroralen Applikation eines handelsüblichen Ergänzungsfuttermittels in flüssiger Form (Milki®-Kuhtrank) für Rinder auf die postoperative Rekonvaleszenz von Milchkühen, die aufgrund einer linksseitigen Labmagenverlagerung mittels der „Roll & Toggle“-Methode nach GRYMER und STERNER behandelt wurden, zu prüfen. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 53 Milchkühe, die außer einer linksseitigen Labmagenverlagerung keine schwerwiegenden Begleiterkrankungen aufwiesen, zufällig einer Versuchsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugeordnet. Die Reposition des verlagerten Labmagens erfolgte in beiden Gruppen mithilfe der „Roll & Toggle“-Methode (GRYMER u. STERNER 1982a). Alle Tiere der Studie erhielten im Anschluss an die Labmagenoperation eine intravenöse Infusion von 500 ml einer 40 %igen Glukoselösung. Zusätzlich wurde den Patienten der Versuchsgruppe nach erfolgter Infusion der Glukoselösung der Kuhtrank zur freiwilligen Aufnahme angeboten. Den Tieren, die den Trank nicht oder nur unvollständig aufnahmen, wurde der Trank mittels Nasenschlundsonde verabreicht. Die Tiere der Studie wurden unmittelbar vor der Operation sowie am ersten, am fünften und am zehnten Tag p.op. klinisch untersucht. An diesen Tagen erfolgten ebenfalls die Entnahme von Blutproben sowie die Gewinnung einer Harnprobe zur Untersuchung ausgewählter Parameter des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie des Energiehaushaltes und der Leberfunktion. Während des gesamten Beobachtungszeitraumes wurden die Tagesmilchleistung und die Futteraufnahme erfasst. 1.) Akzeptanzrate und Applikation des Kuhtrankes Insgesamt nahmen 4 Tiere (15,4 %) die Gesamtmenge des Trankes und 5 Tiere (19,2 %) eine Teilmenge des Trankes selbstständig auf. Den verbleibenden 17 Tieren (65,4 %), welche die Aufnahme des Trankes verweigerten, wurde dieser Trank per Nasenschlundsonde verabreicht. 2.) Postoperative Komplikationen Ein Einfluss der Verabreichung des Kuhtrankes auf die Entstehung von postoperativen Komplikationen (Wundkomplikation, Peritonitis, Rezidiv, Abgang des Tieres) konnte bei den untersuchten Tieren nicht festgestellt werden. 3.) Zusätzliche therapeutische Maßnahmen a. Anwendung einer systemischen Antibiose Die Tiere der Studie wurden parenteral mit einem Antibiotikum behandelt, wenn es im Verlauf der Studie unabhängig von der Ursache zu einem Anstieg der Körperinnentemperatur auf ≥ 39,5°C kam, ebenso bei Wundkomplikationen oder begründetem Peritonitisverdacht. Hinsichtlich der Anzahl der systemischen Antibiotikagaben waren im Vergleich der Behandlungsgruppen keine statistisch nachweisbaren Unterschiede zu verzeichnen. b. Zusätzlich erforderliche Glukoseinfusion Alle Tiere, bei denen an einem oder an mehreren Untersuchungstagen während der Beobachtungszeit mithilfe des „Precision® Xceed™“ ein Blut-BHB-Wert von ≥ 1,4mmol/l festgestellt wurde, erhielten eine Infusion mit 500 ml einer 40 %igen Glukoselösung. Tiere der Versuchsgruppe benötigten innerhalb des Beobachtungszeitraumes eine signifikant höhere Anzahl an Glukoseinfusionen als Tiere der Kontrollgruppe. Es ist jedoch zu beachten, dass die absolute Anzahl der Infusionen beider Gruppen miteinander verglichen wurde und somit kein Bezug zu einem Ausgangswert besteht. Die Tiere der Versuchsgruppe wiesen zu Beginn der Studie deutlich niedrigere Serumglukosekonzentrationen und deutlich höhere BHB Konzentrationen im Serum auf als die Tiere der Kontrollgruppe. Anhand des stärkeren Energiedefizits der Tiere der Versuchsgruppe wird die höhere Anzahl an Glukoseinfusionen dieser Gruppe verständlich. 4.) Postoperative Entwicklung der klinischen Parameter a. Klinische Parameter Die Befunde der klinischen Untersuchung (Herz-, Atemfrequenz, Körperinnentemperatur, Frequenz der Pansenkontraktionen und Pansenfüllung) lassen keine statistisch sicherbaren Unterschiede zwischen der Versuchs- und Kontrollgruppe erkennen. b. Futteraufnahme und Tagesmilchleistung In beiden Behandlungsgruppen kam es während des Beobachtungszeitraumes zu einer signifikanten Steigerung der mittleren Tagesmilchleistung sowie der mittleren täglichen Futteraufnahme, jedoch nicht zu statistisch absicherbaren Unterschieden zwischen beiden Gruppen. 5.) Entwicklung der labordiagnostischen Parameter a. Wasserhaushalt Die Probanden beider Gruppen wiesen am Tag der Operation eine Hämokonzentration auf. Bei den Tieren der Versuchsgruppe gelang mithilfe der oralen Applikation des Kuhtrankes im Vergleich zu den Tieren der Kontrollgruppe eine schnellere Rehydratation. b. Elektrolythaushalt Die Veränderungen des Elektrolyt- und Energiehaushaltes entsprachen den Beobachtungen anderer Autoren bei Kühen mit linksseitiger Labmagenverlagerung, jedoch bestanden für einzelne Parameter Unterschiede zwischen den Probandengruppen: • In der postoperativen Entwicklung des Elektrolythaushaltes konnte bei den Tieren der Versuchsgruppe von Tag 0 zu Tag 5 ein signifikanter Abfall der mittleren Natriumkonzentration im Serum verzeichnet werden, welcher einen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen bedingte. Hinsichtlich der Magnesiumkonzentration im Serum war in der Versuchsgruppe ein signifikanter Abfall zu verzeichnen, der zu einem signifikanten Unterschied im Vergleich beider Behandlungsgruppen führte. Da sich sowohl die mittleren Natriumkonzentrationen als auch die mittleren Magnesiumkonzentrationen im Serum beider Gruppen während des gesamten Beobachtungszeitraumes innerhalb des Referenzbereiches befanden, ist den genannten signifikanten Unterschieden keine nennenswerte physiologische Bedeutung beizumessen. • In der Entwicklung der anderen in dieser Studie untersuchten Elektrolyte (Kalzium, Phosphat, Kalium, Chlorid) waren keine signifikanten Unterschiede im Vergleich beider Gruppen zu verzeichnen. c. Energiestoffwechsel • Hinsichtlich der Entwicklung der postoperativen Glukosekonzentration im Serum zeichnete sich für die Versuchsgruppe ein leichter Vorteil ab (signifikanter Anstieg von Tag 0 zu Tag 1), zwischen den beiden Behandlungsgruppen konnten jedoch während des gesamten Beobachtungszeitraumes keine signifikanten Unterschiede ermittelt werden. • Aufgrund eines signifikanten Abfalls der GLDH-Aktivität im Serum der Tiere der Versuchsgruppe von Tag 0 zu Tag 10 und des signifikanten Unterschiedes im Vergleich der Gruppen von Tag 0 zu Tag 10 kann angenommen werden, dass bei den Tieren der Versuchsgruppe die mittlere GLDH-Aktivität zum Ende der Studie deutlicher abgesunken ist als bei den Tieren der Kontrollgruppe. • Die Tiere der Versuchsgruppe wiesen bezüglich der mittleren GGT-Aktivität im Serum einen signifikanten Abfall von Tag 0 zu Tag 1 auf, welcher zu einem signifikanten Unterschied im Vergleich beider Gruppen führte. Während des gesamten Beobachtungszeitraumes befanden sich die mittleren GGT-Aktivitäten beider Gruppen jedoch innerhalb des Referenzbereiches, weshalb den genannten signifikanten Unterschieden keine nennenswerte physiologische Bedeutung beigemessen werden kann. • Die weiteren Parameter (Gesamtbilirubinkonzentration im Serum, AST Aktivität im Serum, NEFA Konzentration im Serum, BHB Konzentration im Serum, Ketonkörperkonzentration im Harn, mithilfe des „Precision® Xceed™“ ermittelte BHB Konzentration im Blut und Cholesterin Konzentration im Serum) lassen in ihrer Entwicklung keine relevanten Unterschiede beider Behandlungsmethoden auf den Energiestoffwechsels erkennen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch einmalige Verabreichung des Kuhtrankes an Milchkühe im Anschluss an die operative Behebung einer linksseitigen Labmagenverlagerung mittels „Roll & Toggle“-Methode (GRYMER u. STERNER) im Vergleich zu unbehandelten Kontrolltieren eine beschleunigte Rehydratation sowie ein schnelleres Absinken der Aktivität des Leberenzyms GLDH erzielt werden konnte. Auf die weiteren Parameter des Energiestoffwechsels und des Elektrolythaushalts, die klinischen Parameter sowie die Futteraufnahme und Tagesmilchleistung hatte die Applikation des Kuhtrankes keine wesentlichen Effekte.
The aim of the present study was to examine the effects of a single oral administration of a commercially available feed additive for dairy cows during the recovery phase following surgical repair of left abomasal displacement using the “Roll & Toggle”-technique according to GRYMER and STERNER. To this end 53 dairy cows suffering from left abomasal displacement without any major concomitant disorders were assigned at random to either the experimental group (receiving the feed additive) or to the control group (receiving no feed additive), following treatment using the Roll & Toggle approach (GRYMER & STERNER 1982a). All animals included in the study were treated with 500 ml of a 40 percent dextrose solution administered intravenously immediately after surgery. The animals of the experimental group were offered the feed additive diluted in water for voluntary ingestion in the first instance and through force-feeding using a naso-gastric tube in second instance, while the animals of the control group remained untreated. Clinical examinations were performed on all cows before surgery as well as post operatively on the first, fifth and tenth days. In parallel, blood samples were obtained from which selected parameters of the electrolyte balance and the energy metabolism were determined. During the entire observation period the daily milk yield and feed consumption were recorded. 1.) Acceptance of the feed additive Altogether 4 animals (15.4 %) ingested the whole amount of the solution deliberatly and 5 animals (19.2%) drank only a portion of it. In the latter animals, the remaining volumes were administered directly into the rumen using of naso- gastric tube. This was also true for 17 cows (65.4%) which refused to drink the fluid at all. 2.) Post surgical complications The feed additive did not have any effect on the development of post surgical complications such as disturb the wound healing process, peritonitis, relapse, or death. 3.) Additional therapeutic measures a. Systematic application of antibiotics The animals were treated parenterally with an antibiotic, whenever an increase in body-temperature to 39.5°C or more was present. Antibiotics were also administered when a disturbance in the wound healing process was present, or when peritonitis was suspected. No differences were observed with respect to the numbers of additional antibiotic treatments between the two groups. b. Additional treatments for ketosis All animals that showed blood BHB values of ≥ 1,4mmol/l at retesting during the observation period were treated using an infusion of 500 ml of a 40 percent dextrose solution. The blood BHB value was determined with the help of the Precision® Xceed™ cowside test. Animals of the experimental group needed a significant higher amount of dextrose infusions than the animals of the control group. However this comparison includes the absolute numbers of administered infusions in both groups. Therefore there is no reference to an initial value. At the beginning of the study the animals of the experimental-group exhibited clearly lower serum glucose concentrations and clearly higher BHB concentrations in the serum than the animals of the control group, reflecting a more severe negative energy balance of the animals in this group. 4.) Post surgical clinical examinations: a. Findings The findings at clinical examination during the observation period (heart-, respiration-rate; body temperature; rumen fill, motility rate and strength of contractions) show no statistically significant differences between the animals of the experimental and the control groups. b. Feed intake and daily milk yield During the observation period, both groups exhibited a significant increase in the average daily milk yield as well as an increase in the average feed intake was recorded. However, there were no statistically significant as well as verifiable differences between the groups. 5.) Laboratory analyses a. Water balance All animals demonstrated a certain degree of dehydration on the day of surgery. However the animals belonging to the experimental group showed a faster return to a normal hydration status compared to those of the control group. b. Electrolyte balance Referring to cows suffering from left abomasal displacement the alterations of the electrolyte and energy balance met the observations of other authors. Nevertheless, some differences between the two groups of study participants were detected for particular parameters: • The post surgical development of the electrolyte balance showed a significant decrease of the average concentration of sodium in the serum from day 0 to day 5 among the animals of the experimental group. Statistically, this decrease was significantly different from that observed in control group. With regard to magnesium concentration in the serum a significant decrease was to be noticed in the control group. This decrease caused a remarkable difference between both study groups. Due to the fact that the average sodium concentration and the average magnesium concentration in the serum were within the reference range for both groups for the entire period of treatment, a considerable physiological importance is not to be ascribed to the stated remarkable differences. • The alterations in the other electrolytes (calcium, phosphate, potassium, chloride), did not reveal any significant differences between the two groups. c. Energy metabolism • Regarding the course of the post surgical serum glucose concentrations a significant increase from day 0 to 1 was detected within the animals of the experimental group. However, for the entire observational period no statistically significant differences were observed between the two groups. • A significant decrease in the GLDH enzyme activity was observed for the animals of the experimental group between days 0 through 10, which revealed a statistically significant difference compared to the controls. • In addition, animals of the experimental group exhibited a prominent decrease in the average GGT-activity in the serum from day 0 to day 1. In comparison of both groups this decrease led to a significant difference regarding the development of the average GGT-activity in the serum from day 0 to day 1. However the average GGT-activities were within the references range for the entire period of treatment. Therefore a considerable physiological importance is not to be ascribed to the stated remarkable differences. • It was observed that the treatment had no effect on the other parameters (total- bilirubin, AST NEFA, BHB, cholesterol in the serum, ketone body concentrations in the urine). The findings of the present study show that a single oral administration of a feed additive that was in solution resulted in a faster normalization of the hydration status as well as a decrease in the activity of the hepatic enzyme GLDH following surgical correction of left abomasal displacement in dairy cows. The application of the solution did not have an impact on the other parameters of the energy metabolism and the electrolyte balance, the clinical findings and feed consumption, as well as daily milk production.