dc.contributor.author
Klaus, Juliane
dc.date.accessioned
2018-06-07T22:26:45Z
dc.date.available
2009-09-17T07:19:32.963Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9279
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-13478
dc.description.abstract
Die Anfälligkeit des sich entwickelnden Gehirns für Veränderungen von außen
ist seit Jahrzehnten bekannt. Während der Entwicklung des zentralen
Nervensystems (ZNS) ist die Empfindlichkeit gegenüber Drogen bei akuter oder
chronischer Exposition besonders hoch. Das neurotoxische Potential von MDMA
(3,4-Methylendioxymetamphetamin, Ecstasy) stand im Mittelpunkt vieler
Untersuchungen und wurde kontrovers diskutiert, nicht zuletzt wegen der großen
Verbreitung der Droge als ein illegales Psychostimulanz [101]. MDMA (Ecstasy)
ist das am weitesten verbreitete und bekannteste plazentagängige Amphetamin
[16]. Es steht mittlerweile an zweiter Stelle der am häufigsten illegal
konsumierten Drogen in Deutschland [107]. Derzeit haben die meisten Studien
die Effekte von MDMA auf das adulte Gehirn untersucht. Ungeachtet der
Tatsache, dass die Mehrzahl der Konsumenten in der Gruppe junger Erwachsener
und somit unter jungen Frauen im gebährfähigem Alter liegt, ist aber wenig
über die Exposition des Fetus mit MDMA bekannt. Es herrscht eine wachsende
Befürchtung über seine potentielle Toxizität für das unreife Gehirn [60]. Um
die Frage nach den potentiellen Schädigungsmechanismen auf das unreife Gehirn
näher zu betrachten, wurden in dieser Arbeit neonatale Gehirne von Ratten im
Alter von 3, 7, 14 und 21 Tagen untersucht. Die Hirnschnitte wurden mit
verschiedenen Färbemethoden behandelt und nach der stereologischen
Dissektionsmethode mikroskopisch ausgewertet. In dieser Arbeit konnte am
unreifen Rattengehirn nachgewiesen werden, dass eine einmalige
intraperitoneale Injektion ab einer Dosis von 60 mg/kg KG MDMA zu einer
ausgeprägten apoptotischen Neurodegeneration in verschiedenen Regionen des
Gehirns führt. Es hat sich gezeigt, dass eine MDMA-Applikation in dieser Dosis
besonders um den siebten Lebenstag, also in einer sehr vulnerablen Phase der
Hirnentwicklung („brain growth spurt period“, vgl. 1.2), zu ausgeprägten
Veränderungen im unreifen Gehirn führt. In dieser Phase der Hirnentwicklung,
die dem letzten Trimenon der Schwangerschaft beim Menschen entspricht [30],
dürfte das menschliche Gehirn am empfindlichsten auf MDMA reagieren. Während
sowohl die physiologische, als auch die durch MDMA verursachte
Neurodegeneration am siebten Lebenstag der Versuchstiere am ausgeprägtesten
war, zeigen auch 14 und 21 Tage alte Ratten einen signifikant erhöhten
apoptotischen Nervenzelluntergang im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die
untersuchten Hirnregionen reagierten mit einer unterschiedlichen
Empfindlichkeit gegenüber der neurodegenerativen Wirkung von MDMA. Ein
signifikanter Nervenzelluntergang war in folgenden Hirnregionen der sieben
Tage alten Ratten nachweisbar: Kortex, Septum, Thalamus ventralis,
Hypothalamus und der CA1-Region des Hippocampus. Selbst sieben Tage nach einer
Injektion von 60 mg/kg KG MDMA war noch eine signifikant erhöhte
Nervenzelldegeneration nachweisbar und konnte nicht vollständig kompensiert
werden. Zusammenfassend konnte im Rahmen des histologischen Teils der
vorliegenden Arbeit gezeigt werden, dass der Grad der neurodegenerativen
Schädigung durch MDMA abhängig von der verwendeten Dosis, dem Alter der Tiere,
der Überlebenszeit und der untersuchten Hirnregion ist. Da Neurotrophine unter
anderem eine wichtige Rolle im Überleben und der Differenzierung von Neuronen
spielen, wurde im zweiten Abschnitt dieser Arbeit der Effekt von MDMA-
Injektionen auf die Neurotrophinexpression molekularbiologisch untersucht. Mit
Hilfe der PCR konnte der Einfluss von MDMA auf die Transkriptionsrate der
Wachstumsfaktoren BDNF, NGF und NT-3 überprüft werden. Darüberhinaus wurde für
BDNF die Regulation unter Zuhilfenahme eines Westernblots auch auf
Proteinebene betrachtet. Dabei wurde deutlich, dass MDMA Einfluss auf die
Expression von Wachstumsfaktoren nimmt. Schon eine einmalige Dosis von 20
mg/kg KG MDMA führte zu einem Anstieg der Transkriptionsraten für BDNF. Die
Exposition mit 60mg/kg KG MDMA führte im unreifen Rattengehirn zu einer
deutlich erhöhten Transkriptionsrate für BDNF (brain-derived neurotrophic
factor) und NT-3 (neurotrophin 3), während die Expression von NGF (nerve
growth factor) MDMA-unabhängig war. Ein maximaler Anstieg von BDNF und NT-3
konnte nach 24 Stunden beobachtet werden. Selbst nach 72 Stunden war die
Transkriptionsrate noch nicht auf den Ausgangswert zurückgekehrt und noch
signifikant erhöht. Interessanterweise lässt dieser Befund auf einen möglichen
kompensatorischen neuroprotektiven Mechanismus schließen. Die Expression
körpereigener Neurotrophine wie BDNF und NT-3 wurden nach der MDMA-Applikation
hochreguliert. Somit könnte über diese Faktoren ein Ungleichgewicht in der
apoptotischen Kaskade entstehen, das über das neuronale Überleben entscheidet.
Abschließend wurden Versuche mit BDNF Knockout Mäusen (+/- BDNF) durchgeführt,
um eine möglische antagonistische Wirkung des Neurotrophins gegenüber des
Neurotoxins MDMA aufzudecken. So wurde gezeigt, dass der neurodegenerative
Schaden durch MDMA bei den BDNF Knockout Tieren annähernd um das 3-fache
größer ist, als bei den Kontrollen des Wildtyps, die ebenfalls MDMA bekamen.
Unter den Knockout Mäusen hatten diejenigen, die MDMA appliziert bekamen einen
signifikant größeren Schaden gegenüber den Knockout Mäusen, die
Natriumchloridlösung erhielten. Demzufolge konnte nachgewiesen werden, dass
BDNF tatsächlich eine neuroprotektive Funktion im Zusammenhang mit dem Abusus
von MDMA hat. Die Hochregulation der Expression von BDNF wirkt letztlich der
schädigenden Wirkung von MDMA an den Neuronen entgegen. Zusätzlich war bei
allen Tieren, die eine Exposition mit MDMA erfahren hatten, eine signifikante
Abnahme des Körpergewichtes oder zumindest aber eine verringerte
Gewichtszunahme im Vergleich zu den Kontrollen festzustellen. Etliche Risiken,
wie drohende Frühgeburt, Wachstumsretardierung, Fehlbildungen von Organen,
kognitive und motorische Unterentwicklung gegenüber Altersgenossen, die mit
einer pränatalen Exposition von MDMA und seinen Metaboliten einhergehen
können, sind bereits beschrieben worden [33, 69, 86]. Erstmalig konnnte mit
den hier vorliegenden Ergebnissen eindeutig gezeigt werden, dass ein Konsum
von MDMA während einer Schwangerschaft schädigende Wirkung im Hinblick auf die
Hirnentwicklung des ungeborenen Kindes hat.
de
dc.description.abstract
Methylenedioxymethamphetamine (MDMA, Ecstasy) is a popular recreationally used
drug. The recent surge in use of MDMA and increasing concerns about possible
toxic effects of the drug have inspired a great deal of research into the
mechanisms by which it may affect the central nervous system. Recreational use
of methylenedioxymethamphetamine (MDMA) has dramatically increased among
juveniles and young adults of child-bearing age, and growing concerns surround
the risk of fetal exposure to MDMA. For this reason, it is surprising that
comparatively few studies have assessed the effects of MDMA on neonatal rat
brain. The purpose of this study was to determine whether exposure to MDMA
during the brain growth spurt period (q.v. 1.2) would cause neuronal damage in
the rat brain. Prior animal studies using neonatal rats administered MDMA from
postnatal days (P) 11-20 (a period approximating third trimester brain
development in humans) have demonstrated long-lasting decrements in serotonin
(5-HT) and learning; however, no studies have examined the acute post-MDMA
response of the brain at this early age. Early developmental treatment of rats
with MDMA was previously found to cause apoptotic neurodegeneration. One of
the implicated mechanisms is enhancement of apoptotic neuronal death, which
occurs physiologically in the developing rat brain. We investigated whether
MDMA, one of the most popular drugs of abuse, has neurotoxic properties in the
developing rat brain. Exposure of newborn rats to MDMA has been shown to
induce apoptotic neurodegeneration in the developing rat brain. Newborn Wistar
rats were treated with intraperitoneal injections of MDMA on postnatal days 3,
7, 14and 21 and compared to controls. Brains were examined histopathologically
using the De Olmos cupric silver staining, Fluorojade B and TUNEL staining.
Additionally, a summation score of the density of apoptotic cells was
calculated for every brain. Brains of MDMA-treated animals showed a
significant higher neurodegenerative summation score when compared to
controls. MDMA significantly enhanced apoptotic neuronal death in the 7-day-
old rat brain at doses of 60 mg/kg. These findings demonstrate that neonatal
MDMA administration exposure stimulates apoptotic cell death in various areas
of the brain.Consequently, offspring of MDMA-using women may be at heightened
risk for abnormal neural development. Because neurotrophin signaling plays an
important role in neuronal survival and differentiation, we have investigated
the effect of MDMA exposure on cell death in the developing brain and whether
this effect correlates with alterations in brain-derived neurotrophic factor
(BDNF) levels. We here report that, 6-48 h after acute MDMA treatment, the
expression of BDNF is increased. These results suggest that the upregulation
of BDNF expression and protein in the neonatal rat brain could be an important
part of the neuroadaptive response to psychostimulants. All in all these data
suggest that MDMA exposure to the developing rat brain from P 3-21 produces
higher alterations in nerve cell degeneration to those observed from adult
administrations. In addition, a compensatory increase in BDNF and NT-3
(neurotrophin 3) was observed and may be the brains ameliorative response to
minimize MDMA effects. The results of the studies with BDNF knockout mice
corroborate this hypothesis. The neural damage in brains of BDNF knockout mice
was almost three times as high as in brains of the wild type. Future research
is needed to elucidate any deleterious effects MDMA-induced increases in
trophic activity might have on the developing brain to examine earlier
gestational exposure periods in order to assess the risk throughout pregnancy.
Amphetamine use during pregnancy can cause many serious adverse effects on
both mothers and infants. Increasing awareness and improving understanding of
drug abuse in the medical, legal and social aspects are needed in order to
reduce these impacts.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Die neurotoxische Wirkung von MDMA auf das unreife Gehirn am Modell der
neonatalen Ratte
dc.contributor.contact
julianeklaus@web.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. U. Felderhoff-Müser
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Ch. Bührer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. H. Ikonomidou
dc.date.accepted
2009-09-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000012185-3
dc.title.translated
MDMA causes neurodegeneration in the developing rat brain
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000012185
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000006159
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access