dc.contributor.author
Ratzek, Melanie
dc.date.accessioned
2018-06-07T22:26:07Z
dc.date.available
2015-08-11T10:53:13.581Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9269
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-13468
dc.description.abstract
Hintergrund Die wissenschaftliche Anerkennung von Psychotherapie durch den
Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie nach § 11 PsychThG (WBP) basiert
maßgeblich auf der Begutachtung psychotherapeutischer Verfahren und Methoden
im Hinblick auf ihre empirische Evidenz zur Wirksamkeit. Ziel der Begutachtung
ist es zu ermitteln, inwieweit Wirksamkeitsnachweise für ein bestimmtes
psychotherapeutisches Verfahren oder eine bestimmte Methode mittels
wissenschaftlicher Methoden und Forschungsstrategien erbracht worden sind. Zu
diesem Zweck hat der WBP im Jahr 2007 ein Methodenpapier veröffentlicht, in
dem er das Prozedere der wissenschaftlichen Anerkennung transparent macht
(WBP, 2007, 2010). Einen zentralen Bestandteil dieses Papiers bildet ein
ausführlicher Kriterienkatalog, mit Hilfe dessen Wirksamkeitsstudien auf den
drei Dimensionen der allgemeinen methodischen Qualität sowie der internen und
externen Validität bewertet werden. Fragestellung Das Dissertationsprojekt
nimmt seinen Ausgangspunkt bei den genannten Bewertungskriterien und
betrachtet die damit formulierten Regeln zur wissenschaftlichen Anerkennung
von Verfahren und Methoden in Anlehnung an Leichsenring (2008) als ein neu
konzipiertes diagnostisches Instrument, das sich nun in seiner Anwendung zu
bewähren hat. Es wurde der Frage nachgegangen, wie sich die vom WBP
vorgenommene Operationalisierung von interner Validität in Form interner
Validitätskriterien auf die Bewertung von existierenden Wirksamkeitsstudien zu
psychodynamischen Langzeitbehandlungen auswirkt. Die Frage gewann insofern an
Relevanz, als der WBP mit Veröffentlichung des Methodenpapiers die
wissenschaftliche Anerkennung der psychodynamischen Psychotherapie auf
psychodynamische Langzeittherapien (> 100 Stunden) ausweitete (WBP, 2008a).
Darüber hinaus werden insbesondere Langzeitbehandlungen als ein Gegenstand
diskutiert, der sich, im Gegensatz zu Kurzzeitbehandlungen, der RCT-
Methodologie und den damit verbundenen Strategien zur Sicherung interner
Validität weitestgehend entzieht. Es war daher davon auszugehen, dass sich
interne Validitätskriterien, die sich strikt an die RCT-Methodologie anlehnen,
in der Bewertung benachteiligend auf Langzeittherapiestudien auswirken würden.
Die Fragestellung der Arbeit bezieht sich damit auf die Untersuchung der
Gegenstandsadäquatheit der internen Validitätskriterien im Hinblick auf
Studien zu psychodynamischen Langzeitbehandlungen (> 100 Stunden). Methode
Mittels einer erschöpfenden Studienrecherche wurden für den Zeitraum von 1999
bis 2009 alle verfügbaren Wirksamkeitsstudien zur psychodynamischen
Psychotherapie (Erwachsenenalter) in den Anwendungsbereichen der affektiven
Störungen sowie der „gemischten Störungen“ zusammengestellt. Diese Studien
wurden sodann mit Hilfe des WBP-Kriterienkatalogs kodiert. Um einen ersten
Eindruck darüber zu erhalten, welche Kriterien sich potentiell benachteiligend
im Hinblick auf Langzeittherapiestudien auswirken könnten, erfolgte ein
systematischer Vergleich der Studien zu Langzeittherapien und zu
Kurzzeittherapien in ihrem Abschneiden auf den einzelnen Kriterienstufen (1 =
„Anforderung erfüllt“ bis 3 = „Anforderung nicht erfüllt“). Für diese
Verteilungsvergleiche wurden die Kriterien der internen Validität sowie
zentrale Kriterien der methodischen Qualität herangezogen. Kriterien, bei
denen anteilig mehr Langzeittherapiestudien „schlecht“ bewertet wurden als
Kurzzeittherapiestudien, wurden darauf folgend einer feinanalytischen
Untersuchung unterzogen. In dieser wurden die Gründe für ein gefundenes
Bewertungsgefälle durch Rückgriff und erneute Sichtung der Studien eingehend
eruiert. Vor dem Hintergrund allgemeiner Erkenntnisse aus der
Evaluationsforschung sowie der empirischen Psychotherapieforschung wurden
diese Gründe reflektiert. Dieser Schritt diente der Einschätzung, ob die
Gründe tatsächlich mit dem Gegenstand "Langzeittherapie" zusammenhängen oder
als unabhängig davon betrachtet werden müssen. Nur so konnte beurteilt werden,
ob von einem Kriterium tatsächlich eine benachteiligende Wirkung ausgeht oder
das Bewertungsgefälle den Studien selbst anzulasten ist. Ergebnisse Auf beiden
Dimensionen, der methodischen Qualitätsdimension und der internen
Validitätsdimension, zeigte sich nur bei vergleichsweise wenigen Kriterien ein
bedeutendes Bewertungsgefälle zuungunsten der kodierten
Langzeittherapiestudien im Vergleich zu Kurzzeittherapiestudien. Durch die an
diese Vergleiche sich anschließenden Feinanalysen konnte darüber hinaus bei
einem Teil dieser Kriterien der Verdacht einer benachteiligenden Wirkung
hinsichtlich Langzeittherapiestudien ausgeräumt werden. Lediglich drei der 12
internen Validitätskriterien konnte auf Basis der hier durchgeführten
Untersuchung eine tatsächlich benachteiligende Wirkung attestiert werden.
Ferner zeigte sich jedoch, dass dem Kriterienkatalog solche Kriterien fehlen,
die die interne Validität von Studien ohne Kontroll- bzw. Vergleichsgruppe
sowie von komparativen Studien (Vergleiche zwischen verschiedenen
Alternativtherapien) beurteilen. Schlussfolgerungen Sowohl die Dimension des
WBP-Kriterienkatalogs zur allgemeinen methodischen Qualität als auch die zur
internen Validität sind für die Bewertung der Evidenz von psychodynamischer
Psychotherapie als durchaus angemessen anzusehen. Auch im Hinblick auf
Untersuchungen zu Langzeitbehandlungen (> 100 Stunden) stellen die meisten
Kriterien keine unzumutbaren Hürden dar. Ausgehend vom Konzept eines
komplementären – statt eines inversen – Verhältnisses von interner und
externer Validität werden Techniken zur internen Validitätssicherung benannt,
die sich insbesondere für Studiendesigns ohne Kontroll-/Vergleichsgruppen und
für komparative Studien eignen. Diese Techniken zu berücksichtigen und in Form
von Kriterien dem Kriterienkatalog hinzuzufügen, könnte u.a. einen positiven
Anreiz für die Planung und Durchführung künftiger Wirksamkeitsstudien setzen.
de
dc.description.abstract
Background The scientific recognition of psychotherapy by the German Advisory
Board for Psychotherapy is mainly based on the evaluation of the empirical
evidence of psychotherapeutic treatments. The aim of the scientific
recognition of psychotherapy is to examine to which extend efficacy and
effectiveness studies are based on scientific methods and research strategies.
For this purpose, the German Advisory Board published the new guidelines for
scientific evaluation and scientific recognition of psychotherapy (WBP, 2007,
2010). A key component of these guidelines is a catalogue of criteria, based
on three dimensions, which evaluates the general scientific quality, the
internal and the external validity of efficacy and effectiveness studies.
Purpose The aim of this study is to investigate the criteria of the internal
validity dimension and of the general scientific quality dimension concerning
their appropriateness to evaluate studies of long-term psychoanalytic
treatments. In this regard, the criteria catalogue is viewed as an assessment
measure, which has to prove itself in its practical application (cf.
Leichsenring, 2008). This approach is relevant in the context of the
modification of the statement concerning the scientific status of
psychodynamic and psychoanalytic psychotherapy: In 2008 the Scientific
Advisory Board extended the scientific recognition of
psychodynamic/psychoanalytic psychotherapy by also including psychoanalytic
long-term treatments (> 100 sessions) (WBP, 2008a). This modification is
justified by the development and publication of the new guidelines mentioned
above. Concurrently, long-term treatments as research object, in contrast to
short-term treatments, are considered difficult to evaluate by principles of
the RCT-methodology. Therefore, it is to assume that criteria of the internal
validity dimension, which are based solely on the principles of the RCT-
methodology, would be neither applicable nor appropriate to long-term
psychotherapy studies. In that case the criteria would cause a discriminatory
evaluation of these studies compared to short-term psychotherapy studies.
Method First, an exhaustive review of the literature was done to collect all
empirical evidence available for efficacy and effectiveness of psychodynamic
and psychoanalytic psychotherapy published between 1999 and 2009. The
collected studies had to include adult clients with mood disorders or mixed
samples of clients. In the second step, the evaluation of these studies was
conducted by using the criteria catalogue. To get an overall idea about the
criteria, which might not be appropriate to evaluate long-term psychotherapy
studies, long-term psychotherapy studies and short-term psychotherapy studies
were systematically compared on each criterion (1 = “sufficient” to 3 =
“insufficient”). When distributions showed more long-term psychotherapy
studies with insufficient results in comparison to short-term psychotherapy
studies, this was regarded as a preliminary indication of a potential
discriminatory impact of the specified criterion. For those criteria a more
refined analysis was performed to determine the exact reasons responsible for
the unequal distributions regarding the long-term studies. This refined
analysis contained both: 1) an intensive review of the long-term psychotherapy
studies with poor results and 2) a review of the literature on evaluation
research in general and psychotherapy research in particular. This procedure
helps to identify whether “long-term psychotherapy” as research object caused
the poor results on the criteria – in that case, the found criteria had to be
regarded as discriminatory criteria concerning long-term psychotherapy
studies. Otherwise, if it could be shown that the reasons responsible for the
poor results do not plausibly interrelate with “long-term psychotherapy” as
research object, the criteria were not regarded as discriminatory concerning
long-term psychotherapy studies. Findings Both, the analyzed scientific
quality criteria and the internal validity criteria reveal relatively few
unequal distributions of the studies to the disadvantage of the long-term
psychotherapy studies which required subsequent refined analyses. Moreover,
the conducted refined analyses showed that just few of the criteria
effectively have discriminatory impact. In total, three of the 12 criteria of
the internal validity dimension could be disclosed as discriminatory
concerning long-term psychotherapy studies. Further along it could be shown
that the criteria catalogue lacks adequate criteria measuring internal
validity of studies without control condition (one-group pretest posttest
design) and also of comparative outcome studies comparing two (or more)
alternative psychotherapy conditions. Conclusions The Scientific Advisory
Board has been mainly successful in developing criteria that are adequate to
measure the scientific quality and the internal validity of outcome studies
investigating the efficacy or effectiveness of psychodynamic and
psychoanalytic psychotherapy. This is also true for psychoanalytic long-term
psychotherapy (> 100 sessions). In this study a concept that emphasizes the
complementary relationship of the internal and the external validity rather
than an inverse relationship is assumed. Deriving from this concept,
strategies are discussed that are suitable to assure the internal validity in
both, one-group pretest posttest designs and comparative outcome studies. The
integration of internal validity criteria concerning the last mentioned study
designs could be a positive incentive for future implementations of efficacy
and effectiveness studies.
en
dc.format.extent
XV, 579 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
psychodynamic psychotherapy
dc.subject
German Advisory Board for Psychotherapy
dc.subject
guidelines for scientific recognition of psychotherapy
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::150 Psychologie
dc.title
Zur Wissenschaftlichkeit von Psychotherapie
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Dieter Kleiber
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Anna Auckenthaler
dc.date.accepted
2014-12-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000100010-2
dc.title.subtitle
Eine Untersuchung der Verfahrensregeln zur wissenschaftlichen Anerkennung von
psychotherapeutischen Verfahren und Methoden anhand von Studien zu
psychodynamischen Kurz- und Langzeittherapien
dc.title.translated
On the scientific status of psychotherapy
en
dc.title.translatedsubtitle
An investigation of the guidelines for scientific evaluation and recognition
of psychotherapy based on short- and long-term psychodynamic psychotherapy
studies
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000100010
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000017621
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free
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open access