Die vorliegende Arbeit wurde als retrospektive Studie über die stationäre Diagnostik und Therapie des Morbus Menière und der Neuronopathia vestibularis im Zeitraum 1970-99 an der HNO-Klinik der Charité (Campus Mitte) konzipiert. Aus den stationären Aufnahmebüchern konnten 290 Patientenprofile identifiziert werden, von denen 256 Profile (88%) hinsichtlich der Erkrankungszugehörigkeit und der Therapieergebnisse auswertbar waren. Insgesamt wurde die Diagnose Morbus Menière im oben genannten Zeitraum 145 (50%) mal gestellt, die Diagnose Neuronopathia vestibularis 34 (11,7%) mal gestellt. In 77 Fällen wurden andere Diagnosen als nicht periphere Vestibulopathien gestellt. Die Ein-und Ausschlusskriterien wurden den Empfehlungen der American Academy of Otolaryngology and Head and Neck Surgery angelehnt. Zur Erfolgsbeurteilung der Therapieergebnisse entwickelten wir angelehnt an Stoll 197910 ein eigenes Bewertungssystem. Die Notenskala wurde nach der subjektiven (z.B. vermehrtes subjektives Wohlbefinden) und objektiven Verbesserung (Hörtests, Gleichgewichtstests etc.) der drei Hauptsymptome des M. Menière eingeteilt. Die subjektiven Therapiebewertungen der Neuronopathia vestibularis teilten wir in 4 Gruppen ein: Remission aller Beschwerden, Besserung aller Beschwerden, Besserung des Schwindels, Verschlechterung eines Symptoms. Die häufigsten Begleiterkrankungen der Menièrepatienten und der Neuronopathiapatienten waren HWS und Blutdruckbeschwerden. HWS-Beschwerden traten bei 50% der Menière- und 27% der Neuronopathiapatienten auf. Blutdruckbeschwerden traten bei 42% bzw. 41% der Menière- bzw. Neuronopathiapatienten auf. Im Untersuchungszeitraum ergab sich eine deutliche Veränderungen der therapeutischen Strategie des M. Menière: Patienten mit Morbus Menière wurden von 1970-1989 zu 60% nur konservativ, zu 35% operativ und konservativ und zu 5% nur operativ stationär versorgt. Im Zeitraum 1990-99 wurden nahezu 86% ausschließlich konservativ behandelt. Die Kombination aus operativer und konservativer Therapie machte nur noch 11% und die alleinige operative Versorgung nur noch 3% aller Therapieformen aus. Hinsichtlich der medikamentösen Therapie wurde der Wirkstoff Betahistidin überdurchschnittlich häufig eingesetzt. Die stationäre Therapie der Neuronopathia vestibularis wurde von 1970-99 ausschließlich konservativ durchgeführt. Die Therapieerfolge waren bei alleiniger konservativer Therapie von Patienten mit Morbus Menière am besten. Bei 2,46 % der Patienten wurde der Therapieerfolg mit „sehr gut" und bei 20,96% mit „gut" bewertet, bei nur 2,5% ergab sich ein mangelhaftes Ergebnis durch Verschlechterung der Beschwerden. Die Kombination aus operativer und konservativer Therapie konnte in 10,38 % der Fälle mit sehr gut und in 5,18 % der Fälle mit gut bewertet werden. 19,3% der Therapieergebnisse waren durch Verschlechterung mangelhaft. Bezüglich der Einzelsymptome zeigte sich ein deutlich größerer Therapieerfolg bei der Verbesserung der Schwindelsymptomatik (Remissions-/Verbesserungsquote: 70-80%) im Vergleich zur Gehörverbesserung (Remissions-/Verbesserungsquote: 30-40%). Bei der konservativen Therapie der Patienten mit Neuronopathia vestibularis ergab sich bei 25,9% ein sehr guter und bei 66,7% ein guter Therapieerfolg und lediglich bei 7,4% ein zufriedenstellendes Ergebnis. Differentialdiagnostisch kommen vor allem HWS- Erkrankungen in Betracht, da 50% aller Neuronopathiepatienten mit HWS- Begleiterkrankungen einhergingen (Abb.7).
In this retrospective study the diagnosis and therapy of Menière desease and Neuronopathia vestibularis between 1970-99 was investigated. In the in-patient files of the ENT-department of the University Charité (Campus Mitte) 256 patients were identified. In this group, 145 patients were diagnosed with Menière´s desease, 34 patients with Neuronopathia vestibularis and 76 patients with other diseases The diagnostic criteria were based on recommendations of the American Academy of Otolaryngology and Head and Neck Surgery. In addition, we have developed a scoring system for analysis of the therapy outcome for menière`s disease and Neuronopathia vestibularis..10 The most prevalent additional health problems disease of patients with Menière and Neuronopathia were upper back pain or low or high blood pressure. Back pain was reported in 50 % of the menière patients and about 27 % of the neuronopathia patients. Blood pressure disease was seen in 42 % and 41 % of the menière and the neuronopathia patients, respectively. Between 1970 and 10989 60% of patients with Morbus Menière were treated conservatively, 35 % received surgical and conservative treatment and until 5 % were treated by surgery alone . In the time decade between 1990-99 86 % received a conservative treatment, while the combination treatment was administered to 11% and surgery alone to 3 % of cases . The drug betahistidin was the most given medication in the treatment of Morbus Menière. The stationary therapy of patients with Neuronopathia vestibularis was between 1990-99 exclusively conservative. In the Meniere group, the best outcome was achieved by conservative therapy. The success of therapy was "very good" in 2,46% of all cases or "good" in 20,96% of patients with Morbus Menière while only 2,5 % got worse after treatment. In contrast, the combination of operative and conservative therapy was "very good" in 10,38 % of cases and "good in 5,18% of cases . In 19,3% of cases the results were worse after treatment. In case of the single syndromes was the most success seen by the treatment of vertigo (improvement-rate: 70-80 %) compared with hearing improvement rate from 30-40 %. The therapy of patients with Neuronopathia vestibularis resulted in a "very good" or "good" outcome in 25,9 % and and 66,7% of patients, respectively.