dc.contributor.author
Thewes, Ines geb. Korsukéwitz
dc.date.accessioned
2018-06-07T22:04:24Z
dc.date.available
2010-11-11T11:35:14.552Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8811
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-13010
dc.description.abstract
Das Intestinum ist aufgrund seiner Funktion mit sehr unterschiedlichen
Anforderungen konfrontiert. So stehen hier nicht nur resorptive Aufgaben,
sondern auch die Sicherung einer effizienten Abwehr im Vordergrund. Zur
Aufrechterhaltung seiner Funktion benötigt der Dünndarm daher eine
ausreichende Blutversorgung. Im Rahmen einer Endotoxinämie kann es jedoch zu
einer Verschlechterung der Perfusion des Intestinums unter anderem durch eine
sympothoadrenerge Reaktion des Körpers kommen. Dabei kann es dann im weiteren
Verlauf zu einer progredienten Zellschädigung durch Hypoxie bei
Minderperfusion bzw. durch direkte bakterielle Einflüsse kommen. Aufgrund
ihrer diversen unterschiedlichen Aufgaben hat die Mukosa einen hohen O2-Bedarf
und verfügt daher über ein besonders komplex aufgebautes Kapillargefäßsystem.
Damit ist die Mukosa aber auch für Schädigungen durch Hypoxie und Toxine
besonders anfällig. Bei Schädigung der Epithelschichten wird eine bakterielle
Translokation begünstigt. Der Darm kann so aufgrund seiner Standortflora sowie
durch diverse den Darm passierende Pathogene zur Initiierung, Perpetuierung
und Amplifikation einer systemischen Entzündungsreaktion beitragen. So scheint
die Aufrechterhaltung einer effizienten intestinalen Gewebsperfusion ein
sinnvoller Ansatzpunkt zur Optimierung der Behandlung von Patienten in der
Endotoxinämie zu sein. Im Rahmen einer thorakalen Epiduralanästhesie kommt es
zur Blockade der sympathoadrenergen Fasern im anästhesierten Gebiet. Dabei
gibt es in Bezug auf den Darm unterschiedliche Erkenntnisse über die Einflüsse
der TEA auf die Intestinaldurchblutung. So wurde in einigen Studien
nachgewiesen, dass die TEA zu einer unveränderten, teilweise sogar zu einer
verminderten Perfusion führen kann. Jedoch zeigten andere Studien, dass die
TEA mit einer deutlichen Verbesserung der Gewebsperfusion einhergeht. Die
Hypothese dieser Arbeit war daher, dass eine TEA insgesamt zu einer
Verbesserung der Durchblutung des Intestinums führt und somit hypoxische
Zellschädigungen im Rahmen der Endotoxinämie verhindert bzw. minimiert werden
können. Unter diesem Aspekt wäre die TEA ein vielversprechender
Behandlungsansatz zu einer Verbesserung der Situation und der Therapie von
Patienten mit Ganzkörperinflammation und Sepsis. Unter dieser Arbeitshypothese
wurden in dieser Studie erstmalig die Auswirkungen einer thorakalen
Epiduralanästhesie auf die Perfusion der Muskularis und Mukosa des Dünndarms
unter Endotoxinämie untersucht. Die Versuchsreihen wurden an einem
standardisierten Tiermodell durchgeführt. Es wurden vier Versuchsgruppen zu
jeweils acht Tieren gebildet, wobei jeweils zwei Gruppen der Untersuchung der
Mukosa und zwei Gruppen der Untersuchung der Muskularis zugeordnet wurden.
Dabei wurde jeweils einer Gruppe Lidocain als Anästhetikum in der TEA
verabreicht, die Kontrollgruppe erhielt eine entsprechende Menge isotonischer
Kochsalzlösung. Im weiteren Verlauf wurde nach entsprechender Vorbereitung und
Lagerung der Tiere das terminale Ileum für die Intravitalmikroskopie
ausgelagert. Zur Messung der Muskularisdurchblutung wurden Aufnahmen der
serösen Seite des Darmes angefertigt, zur Erstellung der Bilder der Mukosa
wurde der Darm eröffnet. Nach 30-minütiger Stabilisation wurde ein Bolus eines
Fluoreszenz- Farbstoffs verabreicht und die ersten Videoaufnahmen angefertigt
(Ausgangswerte). Dann wurde mit der Verabreichung des Anästhetikums bzw. der
isotonischen Kochsalzlösung begonnen und weitere Aufnahmen nach 30 min
durchgeführt (epidurale Infusion). Zur Sicherung der Vergleichbarkeit der
Messungen wurde ein elektronisches, an den Versuchstisch gekoppeltes
Koordinatensystem benutzt. So konnte bei den Aufnahmeserien jeweils die
gleichen Gewebeabschnitte aufgesucht werden. Dann wurde die intravenöse Gabe
des LPS begonnen und weitere Aufnahmen nach 60 und 120 min erstellt. Die
intestinale mikrovaskuläre Perfusion im ausgelagerten Darmsegment wurde per
Epifloureszenz analysiert. Dabei wurden die erstellten Echtzeitvideosequenzen
aufgezeichnet und später offline ausgewertet. Die aufgezeichneten
Kapillarnetzwerke wurden dann mit einer speziell entworfenen Software
analysiert. Zur Beurteilung der mikrovaskulären Perfusion wurden funktionelle
Kapillardichte, nicht-perfundierte Kapillardichte und Gesamtkapillardichte in
der Mukosa und Muskularis bestimmt. Zusätzlich wurden in den mukosalen Villi
die Durchmesser der Zentralarteriolen gemessen. Desweiteren erfolgte die
Bestimmung der Erythrozytenfliessgeschwindigkeit mit der etablierten „Frame-
by-Frame“-Methode. Es wurden regelmäßige Messungen der HF, des MAD und
unterschiedlicher systemischer Laborvariablen durchgeführt sowie die
Konzentration von TNFα im Plasma gemessen. Die Ergebnisse der Messungen
zeigten, dass die Tiere der Kontrollgruppen ohne TEA im Rahmen einer
normotensiven Endotoxinämie offensichtlich in der Lage sind, durch einen
Kompensationsmechanismus die Perfusion der Mukosa zu sichern. Dabei wird der
Blutfluß von der Muskularis hin zur Mukosa umverteilt. Es scheint sich hierbei
um einen Mechanismus zu handeln, der grundsätzlich in der Muskularis
lokalisiert ist. Es kommt zur Kontraktion der Muskularisgefässe durch
sympathischen Einfluss und damit zur Umverteilung des Blutes in Richtung der
Mukosa und Rekrutierung neuer Kapillargefäße. Dadurch wird die Perfusion der
Mukosa stabilisiert und einer Schädigung des Endothels vorgebeugt. Im
Gegensatz dazu zeigten die Tiere der TEA-Gruppe diesen Mechanismus zur
Sicherung der Mukosaperfusion nicht. Durch die Blockade der sympathischen
Nervenfasern, welche sich in der Muskularis befinden, waren die Tiere nicht in
der Lage, die Muskularisgefässe kompensatorisch zu kontrahieren. Zudem kam es
im Rahmen der thorakalen Epiduralanästhesie zusätzlich zu einem Abfall der
Herzfrequenz, des Blutdrucks, zum venösen Pooling im Splanchnikusgebiet und
konsekutiv zu einer globalen Hypoperfusion im untersuchten Gewebe. Dies
wiederum führte zu einer Verminderung der mukosalen Perfusion. Folglich führte
die thorakale Epiduralanästhesie unter diesen Bedingungen zu einer
Verschlechterung der Perfusion und Oxygenierung der Mukosa und damit
vermeintlich zu einer vermehrten Schädigung des Darmepithels, die mit einem
starken Anstieg der TNF-α-Konzentration einherging. So lässt sich abschließend
feststellen, dass die Aufrechterhaltung eines adäquaten Perfusionsdruckes
essentiell für die Optimierung der Mikroperfusion des Splanchnikus unter
thorakaler Epiduralanästhesie zu sein scheint. Es ist anzunehmen, dass es
unter optimierten Blutdruckverhältnissen eine Verbesserung für die
Perfusionssituation des Intestinums unter TEA in der Endotoxinämie gibt. In
weiteren Studien sollte untersucht werden, inwiefern sich die Perfusion der
Mukosa unter TEA bei Optimierung des Perfusionsdruckes, z B. durch aggressive
Volumentherapie oder Hinzunahme von Vasopressoren, verändert bzw. verbessert.
Hieraus könnte sich dann langfristig gesehen ein neuer Ansatz für die Therapie
und damit eine Verbesserung der Situation septischer Patienten ergeben.
de
dc.description.abstract
The gut serves many functions. In addition to its digestive, secretory, and
absorptive functions the gut must maintain an efficient barrier as part of its
defence mechanisms. A major factor in achieving a fully functional defence
mechanism is the delivery of sufficient blood flow to the mucosa. This blood
flow is supplied to the mucosa via a complex system of microvessels. However,
during endotoxinaemia intestinal blood flow can be impaired due to the
sympathoadrenergic vasoconstrictive reaction of the vegetative nervous system.
The resulting mucosal hypoperfusion and hypoxia can induce progressive mucosal
tissue injury, rendering the mucosa susceptible to further injury by bacteria
or toxins. Subsequent damage of the mucosal epithelium may cause translocation
of bacteria or endotoxin from the normal microbial flora as well as pathogens.
Hence, the gut can initiate, perpetuate and amplify systemic inflammation. We
hypothetised that optimising the intestinal blood flow in patients with
endotoxaemia induced systemic inflammatory response may improve outcome.
Thoracic epidural anaesthesia (TEA) inhibits thoracic efferent sympathic nerve
fibres. It is a widely used technique for intraoperative and postoperative
pain control in cases of major surgery. Different effects of thoracic epidural
anaesthesia on the intestinal blood flow have been described in the
literature. Some studies showed an increase of blood flow by TEA, while others
observed a decrease of intestinal perfusion. Here, the effects of TEA on
mucosal und muscularis perfusion in the small intestine have been investigated
for the first time. The experiments were performed within a standardised
animal model. Animals were allocated into four groups (8 animals per group):
two for investigation of the mucosa, two for the muscularis. One group of each
investigated region of the gut was treated with epidural infusion of lidocain
(TEA-Group), the other group received isotonic saline (Control Group). After
induction of anesthesia and placement of catheters in the right jugular vein,
the carotid artery and in the thoracic epidural space, the terminal ileum was
exteriorised from the abdominal cavity for intravital microscopy. To measure
the blood flow of the muscularis video recordings were made from the serosal
side. For visualisation of the mucosa the respective ileal segment was opened.
Animals were allowed to stabilise for 30 minutes, a fluorescent dye (FITC-
dextran) was injected, and the first video recordings were made (basic value).
Thereafter, lidocain or saline were infused and after further 30 minutes video
recordings were repeated (epidural infusion). Onto intravenous injection of
LPS, further recordings were made after 60 min and 120 min. An electronic
coordinate system connected to the microscope guaranteed that always the same
regions were investigated. Real-time video sequences were recorded and
analysed offline. For evaluation of the microvascular perfusion, the density
of functional capillaries, the number of non-perfused capillaries, and the
density of all capillaries were determined in the mucosa and muscularis.
Additionally, the diameter of the central villus arteriole in the mucosa was
measured and erythrocyte flow velocity was determined by the established
“frame-by-frame” method. Heart rate, mean arterial pressure, and the
concentration of TNFa in the blood plasma were also measured. The results of
the experiments show that the animals in the control group without TEA were
able to maintain the perfusion of the mucosa during normotensive
endotoxinaemia despite reduction in total intestinal blood flow. Perfusion was
redistributed from the muscularis to the mucosa. This mechanism seems to be
located solely in the muscularis. Sympathic influence leads to contraction of
the blood vessels in the muscularis, which results in redistribution of blood
flow towards the mucosa and in additional recruitment of capillary vessels.
Thereby perfusion of the mucosa is stabilised and hypoxic injury of the
endothelium is prevented. In contrast, animals of the TEA-Group with epidural
infusion of lidocain were not able to maintain sufficient perfusion of the
mucosa. By blocking of the sympathic nerve fibres, which are located in the
muscularis, the animals were not able to constrict the blood vessels in the
muscularis as a compensatory mechanism. In addition, TEA resulted in a drop of
the heart rate and the blood pressure and in venous pooling in the splanchnic
vasculature resulting in a global hypoperfusion within the analysed tissue. As
a result the perfusion of the mucosa was diminished. Taken together, during
endotoxinaemia thoracic epidural anaesthesia resulted in a decline of the
perfusion and oxygenation of the mucosa and finally in increased injury of the
intestinal epithelium, which correlates with an increase of the TNFa-
concentration in the blood. In conclusion, for optimisation of the
microperfusion of the splanchnic tissue by TEA it seems to be essential to
maintain the blood pressure. Further studies should investigate the impact of
an aggressive fluid replacement or the use of vasopressor drugs on the
perfusion of the mucosa during TEA. In the long term this could be a new
approach for the treatment of septic patients.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
thoracic epidural anaesthesia
dc.subject
intestinal perfusion
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Bedeutung der Epiduralanästhesie für die mikrovaskuläre Perfusion des Darms
bei Endotoxinämie
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. Helmut Habazettl
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Martin Welte
dc.contributor.furtherReferee
PD. Dr. med. Jürgen Birnbaum
dc.date.accepted
2010-11-19
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000019010-6
dc.title.translated
Effects of thoracic epidural anaesthesia on intestinal microvascular perfusion
during endotoxaemia
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000019010
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