Der Zeitaspekt im Werk von Paul Cezanne und seiner Zeitgenossen. Eine Untersuchung über die Darstellung und Illusion von Zeit in der Kunst des Französischen Impressionismus

Abstract

Obgleich die Beschäftigung mit der Zeit ein wesentlicher Aspekt impressionistischen Kunstschaffens ist, wird der Komplexität dieses Themas in der kunstgeschichtlichen Literatur kaum Rechnung getragen. Zwar lassen sich ohne weiteres zahlreiche Hinweise auf die Zeitbezogenheit impressionistischer Kunst finden, doch stellen diese vorzugsweise die Negation von Zeit, d.h. Zeitlosigkeit im Sinne von nicht mehr vorhandener Zeit heraus (Novotny, Rewald, Meyer).

Die meinem Forschungsvorhaben zugrundeliegende Arbeitshypothese geht von einer grundsätzlichen Annahme von Zeit und Zeitbezug in den vorgestellten Werken aus. Folglich werden sich die dieser Untersuchung zugrundeliegenden Fragestellungen sowohl mit den sichtbaren als auch mit den unsichtbaren Aspekten von Zeit und Zeitbezogenheit befassen.

Der erste Teil dieser Analyse, in dem Werke von Cézanne, Renoir, Monet, Degas und Pissarro vorgestellt werden, befaßt sich mit der Thematisierung temporaler Strukturen unter folgenden Aspekten :

1\. Motivisch

Inwieweit sind die beschriebenen Motive charakteristisch für das Zeitgeschehen des 19. Jahrhunderts ?

2\. Erzählte Zeit

Inwiefern indizieren dargestellte Handlungsabläufe die Anwesenheit von Zeit?

3\. Darstellungsart

Welche Bedeutung hat sie für die inhaltliche Interpretation ?

4\. Quantität der Zeitebenen

Im zweiten Teil dieser Untersuchung geht es mir wesentlich um die Darstellung der signifikanten Merkmale im Umgang mit Zeit bei Cézanne. Zwar geht es hier zunächst auch darum, Indizien für die Anwesenheit von Zeit und Zeitbezogenheit zu finden; darüber hinaus soll jedoch aufgezeigt werden, worin die Modernität Cézannes besteht.

Although the subject of time is a very important aspect of impressionistic art, the complexity of this subject is ignored by most of the authors who are writing about the history of art.

As far as the phenomena of time is considered at all, it is mostly seen as being no more present (Nowotny, Rewald, Meyer).

My analysis is designed to focus on the presence of time. For this reason I will deal not only with the visible aspects of time, but also with the invisible ones.

The first part of this thesis is concerned with the introduction of certain paintings by Cézanne, Renoir, Monet, Degas and Pissarro. Structures and clues of time in these paintings are investigated under the topics

1. What characterizes the motifs as typical for the 19.th century ? 2. In how far do the depicted actions provide indications for the presence of time ? 3. What relevance has the artistic style to the subject of time ? 4. How many different levels of time can be discovered in each painting ?

The special way in wich Paul Cézanne deals with the subject of time in his work is the main concern of the second part of this thesis. Clues for the presence and relevance of time in his art are discussed as well as what characteristics makes Cézanne a modern painter.